Umsätze im Bauhauptgewerbe seit 1995 rückläufig
Berlin: (hib/VOM) Die Umsätze im deutschen Bauhauptgewerbe sind seit 1995 rückläufig. Eine Ausnahme bildet lediglich das Jahr 1999, als es einen Zuwachs von 1,5 Prozent gab, wie aus der Antwort der Bundesregierung (14/8498) auf eine Große Anfrage der PDS-Fraktion (14/7135) zur Zukunft der Bauwirtschaft hervorgeht. Beliefen sich die Umsätze 1995 noch auf 228,5 Milliarden DM, so seien es 2001 nur noch 178,7 Milliarden DM gewesen. Dies bedeute einen Rückgang um 21,8 Prozent. Die Regierung führt den Rückgang der Bautätigkeit im Wohnungsbau vor allem auf die Entspannung der Wohnungsmärkte durch umfangreiche Fertigstellungen seit der deutschen Vereinigung zurück. Eine besondere Rolle dürften nach ihrer Auffassung dabei in den neuen Ländern die bis 1998 gewährten Sonderabschreibungen gespielt haben. Bei Industrie- und Büroflächen bestehe derzeit ein Überangebot. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass die Dienstleistungsbereiche zu Lasten der Industriebereiche expandierten. In den neuen Ländern komme hinzu, dass die Industrieproduktion seit der deutschen Vereinigung stark zurückgegangen sei. Es gebe jedoch deutliche Anzeichen für eine Umkehr dieser Entwicklung und für eine Steigerung der Industrieproduktion. Die wirtschaftlich ungünstige Lage zahlreicher deutscher Bauunternehmern dürfte auch durch eine zu geringe Eigenkapitalquote sowie durch schlechtere Fremdfinanzierungsbedingungen bestimmt sein, so die Regierung weiter. Hinzu komme das Problem der von vielen Bauunternehmen beklagten mangelhaften Zahlungsmoral von Auftraggebern. Die Zahl der Insolvenzen habe zwischen 1995 und 1996 sprunghaft zugenommen und belaufe sich seither auf jährlich etwa 8.000. Dem stehe eine noch größere Zahl von Unternehmensneugründungen gegenüber.
Die Regierung stellt fest, dass sehr viele kleine und mittelständische Bauunternehmen die Chancen der Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und Verbesserungen in der Mitarbeiterqualifizierung verstreichen ließen und sich marktstrategisch nicht neu ausrichteten. Förderangebote von Bundes- und Landesregierungen seien vielfach ungenutzt geblieben. Ungelöste Probleme gebe es auch bei der Unternehmensnachfolge, die vor allem kleinere und mittlere Unternehmen der Bauwirtschaft zur Geschäftsaufgabe zwängen. Die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sei von 1,41 Millionen 1995 auf 954.000 im letzten Jahr gesunken und habe damit einen Tiefstand erreicht. Der Rückgang differiere deutlich auf Grund unterschiedlicher hoher Überkapazitäten und regional unterschiedlichem Auftragsrückgang zwischen alten und neuen Ländern. Es gebe aber auch ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Den hohen Arbeitsplatzverlusten stünden in einzelnen Regionen Engpässe bei der Rekrutierung von Fachkräften gegenüber.
Nach Ansicht der Regierung muss die deutsche Bauwirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und die Tendenz zur gegenseitigen ruinösen Preisunterbietung aufgeben. Erst wenn sich diese Einsicht bei den Unternehmen durchsetze, sei zu erwarten, dass sich ihre Finanz- und Ertragslage verbessert. Dadurch und durch bessere Bauqualitäten könne neues Vertrauen bei den Nachfragern geschaffen werden, heißt es.