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072/2002
Stand: 18.03.2002
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Behinderten Menschen das Reisen ohne Barrieren ermöglichen

Ausschuss für Tourismus/

Berlin: (hib/VOM) Barrierefreie Flughäfen, Bahnhöfe, Bushaltestelle und Ferieneinrichtungen sind erforderlich, um behinderten Menschen das Reisen zu ermöglichen. Dies betont der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Clubs Behinderter und ihrer Freunde, Hans Manger, in seiner Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses zum Thema "Reisen für behinderte Menschen", die am heutigen Montag um 15.00 Uhr im Saal 9 des Internationalen Congress Centrums in Berlin anlässlich der Internationalen Tourismus-Börse beginnt. Barrierefrei seien etwa 90 Zentimeter breite und mindestens 2,10 Meter hohe Türen ohne Schwellen, Treppen mit beidseitigem Handlauf, mindestens 1,20 Meter breite und höchstens 6 Meter lange Rampen sowie nicht versenkte, großflächige Schalter und Tasten. Nach Ansicht Mangers kommt es nicht darauf an, an Urlaubsorten, Hotels oder Pensionen ausschließlich für Behinderte zu bauen. Rund zehn Millionen Menschen seien in Deutschland in ihrer persönlichen Mobilität eingeschränkt. Dazu gehörten auch die 500.000 Rollstuhlfahrer und Zehntausende Blinde. Auch Personen mit kleinen Kindern, alte und gebrechliche sowie zeitweilig in ihrer Mobilität eingeschränkte Bürger zählten dazu.

Der Tourismus- und Verkehrsreferent des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Carsten Hansen, hält eine Informationskampagne für erforderlich, die das Potenzial und die Größe der betroffenen Kunden- und Gästegruppe verdeutlicht. Bis 2020 könne mit bis zu 30 Prozent mobilitätseingeschränkten Gästen gerechnet werden. Zu diesem Anteil sollte die Gruppe der Senioren hinzugerechnet werden, da sich das Bedürfnis nach barrierefreier Gestaltung der baulichen Umwelt im Alter in dem Maße erhöhe wie die körperliche Leistungsfähigkeit und die Fähigkeit zu Sinneswahrnehmungen abnehme. Ein Programm zur Förderung von Investitionen, die allein der Herstellung von Barrierefreiheit dienen, könnte nach Darstellung Hansens dazu beitragen, notwendige Maßnahmen umzusetzen, die derzeit aus Geldmangel nicht in Angriff genommen werden können.

Jürgen Dürrschmidt von der Nationalen Koordinationsstelle Tourismus für Alle, die vor drei Jahren von acht Bundesbehindertenverbänden gegründet worden war und die Reise- und Urlaubsmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Menschen verbessern will, nannte als ersten Schritt, dass jeder Abgeordnete in seinem Wahlkreis prüft, ob und welche Barrieren es dort gibt und wie man sie beseitigen könnte. Aber auch im Verkehrs- und Baurecht müsse der Aspekt Barrierefreiheit stärker berücksichtigt werden. Bei öffentlichen Förderungen empfahl Dürrschmidt die Barrierefreiheit als Vergabekriterium. Alle nicht öffentlich finanzierten Unternehmungen, die Barrierefreiheit gewährleisten, sollten steuerlich begünstigt werden. Im Übrigen könne der Bund darauf hinwirken, dass die Angebote der Deutschen Bahn AG künftig barrierefrei gestaltet werden. Martin Brandenbusch, Ressortleiter Produktentwicklung und Service der Deutschen Bahn AG, berichtet, dass die Bahn ihren Service für Behinderte in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut habe. In über 300 Bahnhöfen halte sie Hublifte oder mobile Rampen bereit, mit denen Rollstuhlfahrer komfortabel in ihren Zug gelangen. Elektromobile gebe es in acht großen Bahnhöfen. Eine Reihe von Stationen seien mit modernen Blindleitsystemen ausgestattet. 2.300 Mitarbeiter, die Bahnhofsmissionen und viele Hilfsorganisationen stünden zur Verfügung, um behinderte Menschen auf Reisen zu unterstützen.

Heinz Egginger, Kurdirektor im bayrischen Bad Füssing, hält es für wesentlich, dass der Behinderte sich nicht als "Mensch zweiter Klasse", sondern als "dazugehörig" fühlt. Gerade der Kur- oder Gesundheitsort sei prädestiniert, kranken und benachteiligten Menschen zu helfen, deren Gesundheit zu verbessern und zu erhalten. Dabei dürften nicht allein die baulichen und technischen Einrichtungen eine Rolle spielen. Ganz wesentlich müsse die psychische Haltung aller für die Behinderten Tätigen eine tragende Bedeutung haben, betont Egginger.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2002/2002_072/02
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