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September 08/2000
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BERICHT DES FORSCHUNGSAUSSCHUSSES

Klonen von Nutztieren verspricht Züchtern geringere Betriebskosten

(lw)Landwirtschaftliche Züchter können nach Auffassung des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) bei geklonten Nutztieren mit einer höheren Leistungsfähigkeit und Qualität bei gleichzeitiger betriebswirtschaftlicher Kostensenkung rechnen. Dies geht aus einem Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (14/3968) hervor, mit dem eine im Auftrag des Ausschusses erstellte Studie des TAB zum Thema "Klonen von Tieren" vorgelegt wird.

Darin wird mitgeteilt, dass biotechnische Methoden schon seit mehr als 50 Jahren in der Tierzüchtung und Tierproduktion eingesetzt werden. Damals habe man mit der künstlichen Besamung begonnen. Basierend auf diesem Zuchtfortschritt würden heute etwa in Bayern rund 90 Prozent der Rinder und 60 Prozent der Schweine künstlich besamt. Beim Klonen von Tieren handle es sich dagegen nicht um ein "Züchtungsverfahren", sondern eine Technik, die die genetisch identische Vermehrung von Individuen ermögliche. Klonen allein bewirke also keinen züchterischen oder genetischen Fortschritt bei den daraus resultierenden genetisch identischen Lebewesen im Verhältnis zum Ausgangsindividuum. Die Klonverfahren würden aber bislang schon vorhandene Trends, Leistungspotenziale von Nutztieren weiter zu optimieren, wahrscheinlich noch verstärken.

Im Hinblick auf den genetischen Fortschritt und die Vielfalt in der Tierzucht könne die Selektion auf bestimmte Leistungseigenschaften mit Hilfe des Klonens zu einem einheitlicheren Zuchttierbestand führen. Der erzielte und gewünschte "genetische Status quo" sei deshalb wahrscheinlich zugleich mit einer Einschränkung der genetischen Vielfalt verbunden, so die Gutachter. Daher sollte bereits jetzt die "künstliche" Herstellung von immer mehr Nachkommen einzelner Tiere beschränkt werden.

Des Weiteren vermuten die Autoren der TAB-Studie, das Klonen könnte zusammen mit anderen Reproduktions- und Züchtungs- techniken dazu führen, dass die Tierzucht aus landwirtschaftlichen Betrieben in gewerbliche Unternehmen ausgelagert wird. Sowohl aus Kostengründen als auch wegen der personellen Qualifikationsanforderungen würden voraussichtlich kapitalintensive, erwerbswirtschaftlich ausgerichtete Zuchtunternehmen entstehen. Dies könne zu einem Strukturwandel in der Landwirtschaft führen, bei dem Betriebe und Arbeitsplätze dieses Sektors verringert würden. Die Politik müsse darauf achten, heißt es weiter, dass nicht eine Situation entsteht, in der mögliche negative Effekte der Spezialisierung in der Tierzucht immer schwieriger oder nicht mehr zu revidieren wären. Daher müssten beim Klonen durch Kerntransfer in der Landwirtschaft die Vor- und Nachteile sorgfältig abgewogen werden.

Nach Ansicht der Autoren besteht "keine unmittelbare Notwendigkeit", landwirtschaftliche Nutztiere zu klonen, um dadurch die menschliche Ernährung zu verbessern.

Den potenziellen Nutzen des Klonens von Tieren für die Forschung und Medizin schätzt das TAB relativ hoch ein. Es stellt fest, dass zur künstlichen Erzeugung von Klonen höherer Organismen prinzipiell die Embryoteilung und das Klonen durch Zellkerntransplantation in Ei- oder Embryozellen zur Verfügung stehen. Das Klonen auf der Basis des Kerntransfers eröffne neue Wege zur kostengünstigen Herstellung einiger therapeutisch wirksamer Proteine und anderer Wirkstoffe, die reiner gewonnen werden könnten als bei der herkömmlichen Methode. In medizinisch und ethischer Hinsicht viel versprechend erscheine auch die Gewinnung von körpereigenem Ersatzgewebe, heißt es in dem TAB-Gutachten. Darauf abzielende Forschung sei daher besonders förderungswürdig. Unklar ist nach Ansicht der Wissenschaftler, ob es gelingen kann, bessere Untersuchungsmodelle für menschliche Krankheiten in Nutztieren zu schaffen. Wegen der "nicht geringen medizinischen Bedeutung" sollten die Forschungsbemühungen in diesem Bereich verstärkt werden, bilanzieren die Autoren der Studie.

Bei einer Umfrage des Fraunhofer Instituts über die Akzeptanz der biotechnologischen Neuerungen in fünf EU-Ländern habe sich der Akzeptanzgrad bei den Experten in Deutschland als am geringsten erwiesen. Festgestellt wurde außerdem, dass die Verbraucher aller befragten Länder – bis auf Griechenland – die Anwendung des Klonens im tierischen Bereich negativer beurteilt hätten als in anderen Bereichen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0008/0008051a
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