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Oktober 09/2000
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Bundesrat im Herrenhaus

Sehr viel später als der Bundestag hatte sich der Bundesrat entschlossen, in die Hauptstadt zu ziehen. Ein Neubau wurde frühzeitig aus Kostengründen verworfen. Nun wird die Länderkammer Rücken an Rücken mit dem Berliner Abgeordnetenhaus, das sich im Abgeordnetenhaus des ehemaligen Preußischen Landtags eingerichtet hat, im ehemaligen Preußischen Herrenhaus an der Leipziger Straße nahe dem Potsdamer Platz seine Sitzungen abhalten.

Die Front des Bundesratsgebäudes in Berlin.
Die Front des Bundesratsgebäudes in Berlin.

Der Architekt Friedrich Schulze-Colbitz hatte am Beispiel des klotzigen Reichstagsgebäudes gelernt und das Herrenhaus 1904 in feineren, wohl proportionierten Formen der italienischen Hochrenaissance errichtet. 1918 beschlossen die Arbeiter- und Soldatenräte hier, eine Nationalversammlung wählen zu lassen; 1934 annektierte Göring das Gebäude als Reichsluftfahrtministerium und ließ 1936 nebenan einen Neubau errichten, das spätere Haus der Ministerien der DDR und heutige Finanzministerium. Nach Behebung schwerer Kriegsschäden nutzte die Akademie der Wissenschaften den Mittelbau und den Westflügel des dreiflügeligen Palais.

Schrecklich vernachlässigt, verunstaltet, verbaut, so fand der Hamburger Architekt Peter Schweger das Anwesen vor. Nach Ausräumung vieler Einbauten und Zwischendecken trat wieder das ursprüngliche räumliche Gefüge zutage. Von der Innendekoration war nur wenig erhalten und rekonstruierbar, etwa die Eingangshalle von klassischer Strenge oder die Wandelhalle mit drei Kuppeln, an deren Deckenwölbung noch Reste der früheren Ausmalung zu sehen sind.

Den im Krieg zerstörten Plenarsaal hat Schweger mit hellem Birkenholz ausgekleidet. Viel Tageslicht fällt durch das Glasdach und die Lichtumlenkungsdecke in den Saal.

Der Landschaftsarchitekt Gustav Lange hat den Ehrenhof repräsentativ mit Buchsbaum und Hortensien in Terrakottatöpfen und mit einem Brunnen gestaltet. Per Kirkeby am Außenbau sowie Rebecca Horn im Inneren haben für rund 2,5 Millionen Mark Kunst am Bau beigesteuert.

Der interessierte Besucher kann das neu gestaltete Gebäude noch nicht von innen besichtigen; erst müssen noch die letzten baulichen Arbeiten abgeschlossen sein. Voraussichtlich ab Januar 2001 wird dann das Haus für Schaulustige und Wissbegierige nach vorheriger Anmeldung geöffnet.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0009/0009080a
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