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Das Parlament
Nr. 43 / 24.10.2005

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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Susanne Kailitz

Aufgekehrt...

Geahnt hatte man es ja schon lange, aber nun ist es amtlich: Benjamin Blümchen ist nicht einfach nur ein nerviger Tröt-Elefant, der Eltern in den Wahnsinn treibt - nein, der blaubehoste Dickhäuter ist auch noch ein gefährlicher Anarchist.

Herausgefunden hat das der Passauer Politikwissenschaftler Gerd Strohmeier. Seine Untersuchung der Hörspiele mit Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg brachte es an den Tag: Blümchen und Blocksberg vermitteln ein "sehr bedenkliches" Politikbild und sind "bisweilen anarchisch und antikapitalistisch eingestellt". Die Politiker in ihrer Welt würden schlecht wegkommen, ebenso wie die Wirtschaftsvertreter "grundsätzlich negativ dargestellt" würden. Die Medien dagegen kämen gut weg. Es sei ganz klar, dass hier die linken politischen Einstellungen der Erfinderin der Hörspiele auftauchten.

Gut, dass da endlich einmal jemand genauer hingehört hat! Nicht vorzustellen, was das Anarcho-Duo Blocksberg & Blümchen sonst noch hätte anrichten können: Organisierten Widerstand der gesamten Kindergartengruppe gegen den Mittagsspinat, Verweigerung der abendlichen Schlafenszeit und Boykott der Familienabstimmung über die Frage, ob der nächste Wochenendausflug in den Zoo oder ins Spaßbad führen soll. Horden demokratiefeindlicher, widerständiger Autokraten würden so herangezüchtet - die im wahlfähigen Alter ihre Stimmen allenfalls der Linkspartei geben würden. Doch damit ist nun Schluss. Strohmeiers Hinweis, Eltern sollten sich "darüber im Klaren sein, dass die Hörspiele politisch auf keinen Fall das Prädikat 'wertvoll' verdienen", wird die unheilvollen Kassetten und CDs aus den Kinderzimmern vertreiben und der politischen Verwahrlosung des deutschen Nachwuchses Einhalt gebieten.

Damit macht Strohmeier sich nicht nur um die Zukunft unseres Landes verdient, sondern auch um seine Zunft. Wer würde jetzt noch wagen, Politikwissenschaftlern vorzuwerfen, ihr Forschungsfeld sei praxisfremd und im Alltag nicht zu gebrauchen? Endgültig unsterblich würde sich der Passauer allerdings mit einer Erweiterung seiner Arbeit machen: wenn er selbst ein Hörbuch auf den Markt bringen würde. "Das Grundgesetz gelesen von Gerd Strohmeier" brächte jedes noch so renitente Kind politisch korrekt und vor allem schnell zum Einschlafen.

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