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Februar 01/1999
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Schule auch als Ort sozialer Unterstützung

(sp) Die drei Berliner "Schulen mit sportlichem Schwerpunkt" fördern nicht nur die sportliche Leistung und die Bildung der Schülerinnen und Schüler, sondern sie sind auch als "Ort sozialer Unterstützung" zu betrachten.

Das geht aus dem Bericht der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport des Landes Berlin und dem Bericht der wissenschaftlichen Begleitung hervor, den der Sportausschuß am 27. Januar entgegennahm.

Der Modellversuch der Berliner Schulen, der 1990 mit dem Zusammenschluß der vier Kaderschulen der DDR begann, ist dem Bericht zufolge nun abgeschlossen. Die wissenschaftliche Begleitung hatte Professor Dr. W.-D. Brettschneider, der die Abgeordneten über die Ergebnisse informierte.

Säulen des Leistungssports

Insgesamt, so Brettschneider, gebe es 60 Schulen mit sportlichem Schwerpunkt in der Bundesrepublik, von denen mehr als 20 als herausgehoben zu betrachten seien. Darunter fielen auch die drei Berliner Schulen. Man versuche dort ein Gleichgewicht von Sport und Bildung zu schaffen.

Die ehemaligen Kaderschulen (KJS: Kinder- und Jugend-Sportschulen) seien eine ganz wichtige Säule des Leistungssports und auch der Ideologie der DDR gewesen.

Die Berliner Schulen stellten einen besonderen Fall dar, da nach der politischen Vereinigung in dem Maße, in dem die Fürsorge der Eltern nachließ, die Fürsorge der Lehrer angestiegen sei.

Die Einrichtungen seien als Ganztagsschulen konzipiert und hätten durch die spezielle Strukturierung des "schulischen Innenlebens" eine zeitliche Verzahnung von Bildung und Sport erreicht. Oft seien die Lehrer gleichzeitig Trainer.

Der Trainingsaufwand liege je nach Sportart zwischen 10 und 30 und mehr Stunden. Hinzu kämen 30 Stunden schulischer Unterricht und etwa 10 Stunden pro Woche für die Wege vom Elternhaus zur Schule. Oft könnten die Schüler aufgrund der sportlichen Aktivitäten keine anderen Freizeitaktivitäten mehr unternehmen.

Den Berliner Schulen sei es gelungen, so Brettschneider, eine "optimale Abstimmung" zwischen Training und Schule zu erreichen. Ein Vergleich der unterschiedlichen Klassen - heterogene Klassen mit Schülern und Schülerinnen, die verschiedene Sportarten betreiben, und homogenen Klassen, in denen zum Beispiel nur Eiskunstläufer sind - habe ergeben, daß die heterogenen Klassen vorteilhafter seien und weniger Probleme mit sich brächten.

Die Arbeit der Berliner Schulen sei auch deshalb positiv zu bewerten, da sie die Jugendlichen unterstützen, beim Heranwachsen eine eigene Identität und ein positives Selbstbild zu entwickeln. Im Vergleich mit 1000/2000 Schülern von Normalschulen habe sich gezeigt , daß die Schüler der Schulen mit sportlichem Schwerpunkt eine positivere Selbsteinschätzung hatten als die Vergleichsgruppe.

Der Sport habe ihnen geholfen, eine eigene Identität zu finden, erklärte der Wissenschaftler. Dabei hätten sowohl subjektive als auch objektive Daten übereingestimmt.

Schulen sind "soziale Ressource"

Brettschneider betonte, als Fazit des Modellversuches in Berlin, könnte deshalb festgehalten werden, daß sportbetonte Schulen Vorteile haben, die andere Schulen "nicht einmal im Ansatz" haben. Sie seien eine "soziale Ressource" wie sonst nur wenige Einrichtungen.

Zudem ermöglichten sie den Schülerinnen und Schülern, Leistungssport zu betreiben und diesen in Einklang mit schulischer Bildung zu bringen. Andere Kinder und Jugendliche müßten sich für eins von beiden entscheiden.
Für den Berliner Modellversuch sei darüber hinaus eine "vorbildliche" Zusammenarbeit zwischen dem Bund und dem Land Berlin zu konstatieren.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9901/9901028c
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