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2,8 Millionen Beschäftigte, über 100.000 Ausbildungsplätze, 140 Milliarden Jahresumsatz – solche Zahlen bringen Bau-, Elektro- und Autoindustrie nur zusammen auf. Sie beschreiben das gewaltige Potenzial der oft übersehenen Tourismusbranche in Deutschland. Dieser Bundestagsausschuss will nicht nur die Bedeutung unterstreichen, sondern auch dazu beitragen, dass neue Trends rechtzeitig erkannt werden und sich die Anbieter darauf einstellen.
Kaum hatte sich der Ausschuss konstituiert, da brauchte er auch schon eine neue Spitze. Der Vorsitzende Ernst Hinsken wurde zum Tourismusbeauftragten der Bundesregierung berufen. Klarer kann kaum ausgedrückt werden, dass hier der Bundestag einmal mehr Schrittmacherdienste geleistet hat und nach dem Parlament nun auch die Regierung die Chancen verstärkt in den Blick nehmen will, die in dieser Wachstumsbranche stecken.
Eine der großen Herausforderungen und Chancen für den Tourismus in Deutschland bildet die Fußball- Weltmeisterschaft, wenn die ganze Welt „zu Gast bei Freunden“ ist und dabei nicht nur neugierig auf das Land und ihre Menschen wird, sondern auch die Botschaft mitnehmen soll, dass man hierher gut und gerne auch nach der WM noch einmal hinfahren kann. Für 2006 wird erwartet, dass Reisende aus dem Ausland rund 800 Millionen Euro in Deutschland ausgeben. Derzeit bringen die deutschen Touristen noch über 30 Milliarden Euro mehr ins Ausland, als die Tourismusanbieter in Deutschland von dem Bedürfnis nach Reisen und Erholung zwischen Nordsee und Alpen profitieren. Die Tourismuspolitiker des Bundestages wollen dazu beitragen, diese Lücke zu verkleinern.
Ein Grund für Optimismus auf diesem Gebiet liegt in der demografischen Entwicklung, die gerade für den Deutschlandtourismus neue Chancen bietet: Wenn die Menschen länger leben und immer mehr auch im Alter noch fit und unternehmungslustig sind, dann sollte das für die heimische Tourismuswirtschaft Grund genug sein, das touristische Angebot gezielt auch auf die Interessen und Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren auszurichten. Nach Einschätzung des Ausschusses gibt es auf diesem Feld auch im Tourismus noch ähnliche Wahrnehmungsprobleme wie in der generellen Produktwerbung im Fernsehen: Zu viele schielen allein auf ein junges Publikum, zu wenige machen ihre touristischen „Produkte“ attraktiv auch für ein älteres Publikum. Dabei gehen Experten davon aus, dass der Prozentsatz der Menschen über 60, die mindestens einmal im Jahr eine Urlaubsreise unternehmen, bald auf 80 Prozent steigen wird – und die Gesamtzahl von heute 17 auf 26 Millionen bis zum Jahr 2030. Grund genug, sich intensiv mit dem „Wachstumsmotor Seniorentourismus“ zu befassen.
Ein weiterer Schwerpunkt gilt dem Städte- und Kulturtourismus. Auch hier zeichnet sich deutlich wachsendes Interesse ab. Die Zahl der touristischen Gäste, die gezielt Städte über 100.000 Einwohner zum Urlaubsort machen, ist binnen weniger Jahre auf über 40 Millionen gestiegen. Es versteht sich, dass das Land mit seiner großen Vielfalt an historischen und kulturellen Zeugnissen mit vielen Pfunden wuchern kann. Der Ausschuss will das positiv begleiten. Nicht nur in diesem Zusammenhang soll ein Augenmerk auch auf möglichst großer Barrierefreiheit liegen, um Reisende mit Handicap nicht auszuschließen. Der intensivere Blick auf ein kinder- und familienfreundliches Deutschland muss nach Überzeugung der Tourismuspolitiker natürlich auch die Ferienangebote für Familien umfassen. Es ist auch zu erwarten, dass Wellnessreisen sich anhaltend wachsender Nachfrage erfreuen werden. Viele Ansätze also für eine facettenreiche Ausschussarbeit.
Erschienen am 7. März 2006« Vorheriger Artikel Nächster Artikel »
E-Mail:
marlene.mortler@bundestag.de
Der Ausschuss hat 16 Mitglieder, CDU/CSU: 6, SPD: 6, FDP: 2, Die Linke.: 1, Bündnis 90/Die Grünen: 1.
„Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, die unsere wirtschaftliche Situation verbessern. Der Tourismus bietet da besonders viele Chancen. Zwischen Nordsee und Alpen haben wir so viele tolle Voraussetzungen, Urlaub zu machen, so großartige Landschaften und Kulturstätten. Wir werden als Tourismusausschuss das Bewusstsein schärfen für das Gute, das sprichwörtlich so nahe liegt.“ Marlene Mortler (CDU/CSU)