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Gezielte Sprachförderung

Bild: Sibylle Laurischk, FDP
Sibylle Laurischk, FDP

Forum: Staatsbürgerschaft und Integration

Sibylle Laurischk, FDP

Die Diskussionen und Ereignisse der letzten Zeit zeigen, welches Niveau unsere Integrationspolitik bisher hatte. Die Integration von Zuwanderern in Deutschland leidet unter den Dogmen der Vergangenheit. Zwischen Begriffen wie „Multikulti“ und „Fremdarbeiter“, zwischen „Einwanderungsland“ und „Das-Boot-ist-voll“ bewegt sich die Debatte über den Umgang mit Menschen, die in unserem Land leben wollen. Schlagworte werden der Integrationsaufgabe nicht gerecht. Die Berichte über Chaoszustände an Berliner Schulen alarmieren, Polizeiaufgebote können aber kein Mittel zur Integration sein.

Wir müssen aber erkennen, dass es große Unterschiede im Bildungsniveau von deutschen und Migrantenkindern gibt. Der wichtigste Ansatzpunkt, dies zu ändern, ist das Erlernen der deutschen Sprache. Ohne sie keine Zukunft im Arbeitsmarkt und damit kaum eine Chance auf Integration. Daher müssen wir frühstmöglich auf eine Sprachförderung hinwirken: Verbindliche Sprachstandstests nach dem dritten Lebensjahr, gezielte Fördersysteme bei Defiziten, Hinwirken auf ein kostenfreies letztes Kindergartenjahr wären erste Schritte. Die beste Förderung läuft aber ins Leere, wenn die Kinder außerhalb des Schulgebäudes kein Deutsch mehr sprechen. Freiwillige Vereinbarungen für Deutsch als Umgangssprache sind zu begrüßen, denn der wichtigste Faktor für das Erlernen einer Sprache ist der Kontakt mit den Muttersprachlern. Aber auch das Elternhaus ist hier gefordert; häufig genug sind die Eltern selbst ein Fall von gescheiterter Integration. Daher müssen die Sprachkurse, die im Rahmen des Zuwanderungsgesetzes angeboten werden, verbessert werden.

Ein realistischer Blick auf die Integrationsdefizite hilft, entsprechend umzusteuern. Aber Integration erfordert nicht nur willige Zuwanderer, sondern auch eine Gesellschaft, die integrieren will.

Erschienen am 8. Mai 2006


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