Sachverständigenrat sieht "erheblichen Bedarf" für Verbesserungen
Berlin: (hib/RAB) Bei allen Krankheitsgruppen gibt es "erheblichen Bedarf", die Versorgungskette zu verbessern. Darüber hinaus gibt es in der Regel ein "bedeutsames und nicht ausgeschöpftes Potential" an Prävention. Dies stellt der Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen in seinem Gutachten 2000/2001 fest, das die Bundesregierung als Unterrichtung ( 14/6871) vorgelegt hat. Eine Fallstudie zur Diabetesversorgung habe gezeigt, dass es eine "zumindest partiale Fehlsteuerung" durch die Verbände im Gesundheitswesen gebe. Da ein "nicht qualitätsgesichertes Mammographie-Screening" in Deutschland zur Vorbeugung von Brustkrebs geduldet werde, könne ebenfalls von einem teilweisen Versagen gesprochen werden. Dies zeige schwere Qualitätsmängel und mache Gegenmaßnahmen notwendig. Auch bei Herzerkrankungen sieht der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen die Notwendigkeit, die Aufklärung zu verbessern sowie die ärztlichen Notdienste und das Rettungswesen zu optimieren. Besonders die hohe Frühsterblichkeit bei diesen Erkrankungen mache derartige Maßnahmen notwendig. Bei der Bekämpfung von Herzkrankheiten bestehe ein Missverhältnis zwischen Ressourceneinsatz und Ergebnissen. Notwendig sei es, ein integratives Gesamtkonzept im Sinne eines "Nationalen Herz-Kreislauf-Präventionsprogramms" vorzulegen.
Bei zerebrovaskulären Erkrankungen (Durchblutungsstörungen des Gehirns), insbesondere beim Schlaganfall, bestehe Aufklärungsbedarf. Das Gleiche gelte für gezielte Angebote der Krankenkassen für Hochdruckpatienten und für kompetente und frühzeitige Schlaganfallrehabilitation sowohl im Frühstadium als auch bei eingetretener Pflegebedürftigkeit. Bei Patienten mit Asthma und anderen chronischen Lungenerkrankungen gebe es einen Mangel an Schulungsmaßnahmen für Erwachsene und Kinder, da das System unzureichend gesteuert werde. Nach dem Willen der Experten sollten "Asthma-Sportgruppen" eingerichtet werden. Auch bei der "Volksseuche" Rückenleiden sieht der Rat einen deutlichen Handlungsbedarf. Während die Patienten auf der einen Seite mit therapeutischen Verfahren überversorgt würden, gebe es eine Unterversorgung im aktivierenden Management einschließlich betrieblicher Gesundheitsförderungsansätze. Außerdem wollen die Experten die Versorgung depressiv Erkrankter verbessert sehen. Psychiatrische Notfälle gehörten in Großstädten zu den häufigsten Einsatzanlässen für Rettungsdienste und unerkannte oder unzureichend behandelte psychisch Kranke seien "Vielnutzer" des Systems. Verbessert werden müsse die gegenwärtige hausärztliche Versorgung dieser Kranken, sowohl was die medizinische Behandlung als auch was die öffentliche Aufklärung anbelange. Letztere müsse dazu führen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz der Betroffenen und dieses Krankheitsbildes verbessert werde. Insgesamt, so heißt es in der Unterrichtung, verursachten die in dem Gutachten dargestellten Krankheitsgruppen nach Einschätzung des Rates zwei Drittel aller Ausgaben des Gesundheitssystems.