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Debatte
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Wortlaut der Reden, die zu Protokoll gegeben wurden

Erwin Marschewski, CDU/CSU Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn), CDU/CSU >>

Der 9. November 1989 war der ergreifendste Moment in meinem politischen Leben: Es stand fest, daß eine friedliche Revolution die unselige, uns teilende Mauer zum Einsturz brachte.

Der Deutsche Bundestag erhob sich -- bewegt, überwältigt, glücklich: Er sang das Deutschlandlied.

Wenig mehr als ein Jahr ist vergangen, da scheint eine andere Frage uns erneut zu spalten -- weniger das Volk als die Politiker: die Frage nach der wahren deutschen Hauptstadt -- nach Bonn oder nach Berlin.

Als ob wir nicht vierzig Jahr lang ununterbrochen und ohne jeden Zweifel uns einig waren, daß nach Herstellung der Einheit Deutschlands Berlin wieder die Hauptstadt würde, und dies nicht nur dem Namen nach!

Als hätten wir vergessen, wo Deutschlands Einigung begann, wo Teilung unerträglichst war und wo sie fühlbarst endete.

Berlin steht symbolhaft für die Geschichte unseres Volkes, für Höhen und auch Tiefen: Im Berliner Kongreß für langen Frieden in Europa; danach für Leid; für die Republik, die Scheidemann verkündete; für Nazi-Diktatur und Nazi-Terror; für SED; für Freiheit und für Einheit.

Berlin, es steht symbolhaft und auch wirklich für ein einiges Europa: Nicht endend an der alten Grenze, auch Rußland, Polen, Ungarn mit umfassend: Berlin als Ost des Westens, als West vom Osten.

Der Blick nach Westen, unser Blick bisher, hat Freiheit uns beschert, und der nach Osten, er wird neue Wege weisen: Zu Montesquieu gehört auch Kant -- und umgekehrt -- zu Goethe/Schiller Dostojewski.

Und Föderalismus, Konsequenz des (östlich) Steinschen Denkens -- er wird nun keines gefährdet:

Er hat den Weg gewiesen aus der Not, der Krise: Nicht zu verhindern die gemeinsam deutsche Sache -- sie mitzubestimmen, sie mitzutragen nach Europa hin. Und dessen Metropolen, sie liegen bisher nur im Westen.

Dies wird sich ändern, weil Europa anders wird. Straßburg und Brüssel, sie werden auf Berlin niemals verzichten können -- wie Mecklenburg und Sachsen, die Alt-Neu-Bundesländer.

Wie wir, die gern hier waren, in Bonn als Provisorium. Was schließlich viel mehr wurde. Woran wir denken werden, gehn wir denn nach Berlin: an Bonner Politik und Menschen, die uns halfen, vielfach unterstützten, dienten.

Zumutbarkeit -- so haben andere es genannt. Menschlichkeit klingt älter, aber besser.

Nur: Ganz-Berlin muß wirkliche deutsche Hauptstadt werden! Wie Reissmüller es schrieb: »Wenn in Berlin nicht der Kanzler mit seinem Kabinett regiert, wenn dort nicht das Parlament die Gesetze beschließt, ist Berlin nicht die deutsche Hauptstadt, sondern eine -- bedeutende -- Nebenstadt. Wer das will, der soll es sagen.« Ich jedenfalls gehöre nicht dazu. Denn nur eine Entscheidung für Berlin wird Bestand vor der Geschichte haben.

Dächte ich anders, so hätte ich nicht das getan, was von mir zu verlangen ist: meine »verdammte Pflicht und Schuldigkeit«, was man -- mit späteren Denkern -- auch kategorisch imperatives Handeln nennen kann.

Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn), CDU/CSU >>
Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/berlin/debatte/bdr_156
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