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076/2002
Stand: 20.03.2002
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Experten sparen nach der PISA-Studie nicht mit Kritik am Bildungssystem

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (Anhörung)/

Berlin: (hib/JUM) PISA ist die Abkürzung für "Programme for International Student Assessment". An dieser bislang größten Bildungsstudie beteiligen sich weltweit insgesamt 32 Staaten, durchgeführt wird PISA von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris. Das erklärte Professor Jürgen Baumert vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung am Mittwochnachmittag bei einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung. Alle drei Jahre messe PISA die Leistungen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in den Bereichen Leseverständnis, Mathematik und Naturwissenschaften. Die Studie habe das Ziel, vergleichbareDaten über die Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme der einzelnen Staaten zu liefern. PISA solle die Stärken und Schwächen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern erfassen und klären, wie gut die Jugendlichen auf die Anforderungen einer modernen Wissensgesellschaft vorbereitet sind, so Baumert weiter.

Die Untersuchung habe folgendes ergeben: Die deutschen Schülerinnen und Schüler rangierten in allen drei Kompetenzen im unteren Drittel. Dieses Ergebnis war nach Baumerts Angaben prognostizierbar, da Deutschland über Jahre hinweg mit geschönten Tests gearbeitet habe. Alarmierende Defizite zeigten die Jugendlichen der PISA-Studie zufolge bei der Lesefähigkeit, einer Schlüsselkompetenz neben der mathematischen Grundbildung. Zehn Prozent der Befragten mangele es an jeglichem Textverständnis, weitere 13 Prozent schafften es eben, elementarste Inhalte von Texten zu begreifen, legte der Wissenschaftler dar. Der Anteil der schwachen und extrem schwachen Leser sei mit fast 23 Prozent für Industriestaaten ungewöhnlich hoch. Typische schwache Leser sind laut PISA Jugendliche aus Migrantenhaushalten oder aus sozial benachteiligten Familien. Auch in der mathematischen sowie der naturwissenschaftlichen Grundbildung liegen deutsche Schülerinnen und Schüler signifikant unter den OECD-Durchschnittswerten. Die Studie zeige, so Baumert, dass das deutsche Bildungssystem nicht in der Lage sei, Kindern unterschiedlicher sozialer Herkunft gleiche Kompetenzen zu vermitteln. Das gelte verstärkt für die Kinder aus Migrantenfamilien.

Professor Eckhart Klieme vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung sprach sich für eine verstärkte Förderung der Lesekompetenz aus. Analysen des PISA-Konsortiums zufolge unterscheiden sich Schüler verschiedener sozialer Herkunft nicht mehr in ihren mathematischen Fähigkeiten, wenn sie dieselbe Lesekompetenz besitzen. Die Leseförderung müsse also bereits in der Grundschule intensiviert, das Bildungsangebot der Schulen erhöht und das System zur Unterstützung schwacher Schüler verbessert werden.

Jürgen Rolle vom Institut für Sozialpädagogik wies darauf hin, dass auch die Kooperation zwischen Elternhaus und Schule effektiver werde müsse. Einheitliche Lernziele und Bildungsvorgaben verlangte Andreas Schleicher vom PISA-Sekretariat in Paris. Der internationale Vergleich habe die Erfolgsmerkmale anderer Länder wie Finnland, Schweden und Japan deutlich gezeigt: Das Lernen und nicht das Schulsystem stehen im Vordergrund.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2002/2002_076/02
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