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095/2003
Stand: 07.05.2003
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Die Betreuung Demenzkranker muss dringend verbessert werden

Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (Anhörung)

Berlin: (hib/KOS) Wissenschaft, Ärzte, Pharmaindustrie und Pflegeeinrichtungen müssen sich dringend in verstärktem Maße um die Betreuung Demenzkranker kümmern, damit die Gesellschaft vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Zahl solch älterer Patienten als Folge der demographischen Entwicklung von diesem Problem nicht erdrückt wird. Über diese Notwendigkeit herrschte unter allen Sachverständigen Einigkeit bei der Anhörung des Ausschusses für Gesundheit und Soziale Sicherung zum Antrag der FDP-Fraktion "Für ein Gesamtkonzept zur Verbesserung der Früherkennung und Behandlung von Demenz" (15/228). Für den AOK-Bundesverband erklärte Jörg Lauterberg angesichts der großen Defizite in diesem Bereich: "Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll". Wenn es nicht gelinge, in den nächsten Jahren "finanzierbare und alltagstaugliche Versorgungskonzepte" für die betroffenen Menschen auf die Beine zu stellen, "wird uns diese Entwicklung überrollen".

Eine während des Hearings entbrannte Kontroverse zwischen Medizinern über die medikamentöse Behandlung von Demenzpatienten bestätigte die These der AOK, dass bei dieser bislang unheilbaren Krankheit die wissenschaftlichen Grundlagen noch zu lückenhaft seien, um umfassende Therapiemodelle ausformen zu können. Nach Auffassung von Professor Peter Schönhöfer (Bremen) ist der Nutzeffekt vieler eingesetzter Arzneien "sehr minimal". Es gebe Medikamente, die eine Behandlung bis zum Faktor 13 verteuerten, ohne dass sich die Wirkung entsprechend verbessere. Professor Hans-Jürgen Möller vom Kuratorium der Hirnliga und Professor Siegfried Kanowski (Berlin) widersprachen dieser Auffassung. Es existierten Arzneien, die zwar eine "begrenzte Effizienz", aber bei solchen Patienten durchaus einen positiven Einfluss hätten, so Kanowski. Möller beklagte, dass Demenzkranke benachteiligt würden. In anderen Fällen, etwa bei Krebs, werde der Einsatz von Medikamenten mit vergleichsweise geringer Wirkung im Interesse der Betroffenen sehr wohl akzeptiert. Im Namen der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie betonte Dieter Lüttje, die Altersmedizin habe sowohl in der Fort- als auch in der universitären Bildung noch einen zu geringen Stellenwert. In Übereinstimmung mit anderen Sachverständigen sagte er, dass Hausärzte bei der Früherkennung von Demenz oft überfordert seien, dazu seien geriatrisch ausgebildete Ärzte erforderlich. Professor Gereon Heuft (Münster) verwies auf Studien, wonach sich bei einem Verdacht auf Gedächtnisschwund nur bei einem Teil der Untersuchten tatsächlich Demenz ergeben habe. Es dürfe nicht zu einer "verfrühten Schnelldiagnostik" kommen. Für den Berufsverband der Allgemeinärzte warnte Wolfgang Meunier vor einer Unterschätzung der Hausärzte bei der Erkennung und Behandlung dieser Krankheit: Diese Mediziner wüssten viel über die Person und deren soziales Umfeld. Meunier plädierte dafür, die Bevölkerung besser über Symptome zu informieren, die für Demenz typisch sind: Heute würden solche Menschen von den Angehörigen oft einfach eingesperrt oder in ein Heim gebracht.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2003/2003_095/04
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