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274/2003
Stand: 10.12.2003
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Experten bemängeln Rahmenbedingungen für Gentechnik in Deutschland

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung (Anhörung)

Berlin: (hib/BES) Deutschland braucht bessere Rahmenbedingungen im Bereich der so genanten grünen und roten Gentechnik. Dies haben Sachverständige bei einer Anhörung des Bildungs- und Forschungsausschusses zur "Weiterentwicklung einer Biotechnologiestrategie für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland" am Mittwochnachmittag übereinstimmend festgestellt. Überwiegend kritisch beurteilten sie dabei die "Blockadepolitik" der Bundesregierung in der Biotechnologie. Zwar gebe es in Deutschland eine sehr gute Forschungslandschaft. Probleme seien jedoch vor allem bei der Anwendung zu beobachten, da die Rahmenbedingungen nicht stimmten. So seien Investitionen im Bereich der Gentechnik in Deutschland zum Risiko geworden, stellte Professor Axel Kleemann aus Hanau fest. Schuld daran sei eine ideologisch bedingte Politik, so Professor Peter Stadler, Management Direktor ARTEMIS Pharmaceuticals GmbH. Forscher und Industrie seien deprimiert und schockiert über diese Entwicklung. Dies führe zum "Vertreibungseffekt": Spitzenforscher wanderten aus, Unternehmen investierten im Ausland. Auch Dagmar Schipanski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Thüringen, stellte "verheerende Auswirkungen" auf die Forschung fest. Da trotz hervorragender Forschungsergebnisse die Anwendung in Deutschland auf große Probleme stößt, sei eine Verarmung des Forschungspotenzials zu befürchten. "Das Schlimmste ist, dass junge Menschen, die schwierige Studien in der Biotechnologie auf sich genommen haben, nun doppelt verunsichert sind, weil sie keine Arbeitsplätze in der Industrie finden", kritisierte die Ministerin.

Unterschiedlich bewerteten die Experten die Potenziale der Gentechnik. Ruth Brauner vom Öko-Institut Freiburg warnte davor, die Risiken der Gentechnik außer Acht zu lassen. Es sei "vollkommen unmöglich", die Technik als risikolos zu bezeichnen, zumal es wissenschaftlich fundierte eindeutige Hinweise über Risiken für die Gesundheit der Menschen, für die Umwelt und die Landwirtschaft gebe. Dagegen plädierte unter anderem Thomas Deichmann, Wissenschaftsjournalist aus Frankfurt, dafür, die Gentechnik vor allem als Chance und nicht als Problem anzusehen. Sie biete "wahnsinnig große Potenziale und viele Einsatzmöglichkeiten". "Überhaupt kein Risiko" konnte bei der Gentechnik auch Professor Lothar Willmitzer vom Max-Planck-Insitut Potsdam feststellen. Dafür gebe es keine Belege.

Ausgangspunkt für das Expertengespräch war ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion (15/423). Biowissenschaften seien die Chance zur Lösung zahlreicher globaler Probleme im Bereich Gesundheit, Alter, Ernährung und Umwelt, so die Union. Daher solle die Bundesregierung für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen. Schlüsselfaktoren für eine zukunftsweisende Entwicklung seien erstklassige Forschung, öffentliche Förderung, Mobilisierung privater Mittel, Vernetzung der Forschung, strenge Sicherheitsregeln, gesellschaftliche Akzeptanz, Rechtssicherheit und Nachwuchsförderung.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2003/2003_274/03
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