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03/2002
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ANHÖRUNG DES TOURISMUSAUSSCHUSSES

Behinderten Menschen das Reisen ohne Barrieren so leicht wie möglich machen

(to) Barrierefreie Flughäfen, Bahnhöfe, Bushaltestellen und Ferieneinrichtungen sind erforderlich, um behinderten Menschen das Reisen zu ermöglichen. Dies betont der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Clubs Behinderter und ihrer Freunde, Hans Manger, in seiner Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses zum Thema "Reisen für behinderte Menschen". Die Anhörung fand am 18. März während der Internationalen Tourismusbörse statt.

Anhörung des Tourismusausschusses
Rosel Neuhäuser (PDS), Ernst Burgbacher (FDP), Klaus Brähmig (CDU/CSU), Moderator Otto Deppe, Ausschussvorsitzende Annette Faße (SPD; in Vertretung von Ernst Hinsken, CDU/CSU), Brunhilde Irber (SPD) und Sylvia Voß (Bündnis 90/Die Grünen).

Vor der Presse präsentierten die Fraktionssprecher im Tourismusausschuss ihre Positionen bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin: von links Rosel Neuhäuser (PDS), Ernst Burgbacher (FDP), Klaus Brähmig (CDU/CSU), Moderator Otto Deppe, Ausschussvorsitzende Annette Faße (SPD; in Vertretung von Ernst Hinsken, CDU/CSU), Brunhilde Irber (SPD) und Sylvia Voß (Bündnis 90/Die Grünen).

Barrierefrei sind laut Manger etwa 90 Zentimeter breite und mindestens 2,10 Meter hohe Türen ohne Schwellen, Treppen mit beidseitigem Handlauf, mindestens 1,20 Meter breite und höchstens 6 Meter lange Rampen sowie nicht versenkte, großflächige Schalter und Tasten. Nach seiner Ansicht kommt es nicht darauf an, an Urlaubsorten, Hotels oder Pensionen ausschließlich für Behinderte zu bauen. Rund zehn Millionen Menschen seien in Deutschland in ihrer Mobilität eingeschränkt. Dazu gehörten auch die 500.000 Rollstuhlfahrer und Zehntausende Blinde.

Carsten Hansen vom Deutschen Städte- und Gemeindebund hält eine Informationskampagne für erforderlich, die das Potenzial und die Größe der betroffenen Kunden- und Gästegruppe verdeutlicht. Bis 2020 könne mit bis zu 30 Prozent mobilitätseingeschränkten Gästen gerechnet werden. Ein Programm zur Förderung von Investitionen, die allein der Herstellung von Barrierefreiheit dienen, könnte nach Darstellung Hansens dazu beitragen, notwendige Maßnahmen umzusetzen, die derzeit aus Geldmangel nicht in Angriff genommen werden können.

Jürgen Dürrschmidt von der Nationalen Koordinationsstelle Tourismus für Alle, die von acht Behindertenverbänden gegründet worden war und die Reise- und Urlaubsmöglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Menschen verbessern will, empfiehlt Barrierefreiheit als Vergabekriterium. Alle nicht öffentlich finanzierten Unternehmen, die Barrierefreiheit bieten, sollten steuerlich begünstigt werden.

Martin Brandenbusch von der Deutschen Bahn AG berichtet, dass die Bahn ihren Service für Behinderte in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut habe. In über 300 Bahnhöfen halte sie Hublifte oder mobile Rampen bereit, mit denen Rollstuhlfahrer komfortabel in ihren Zug gelangten.

Heinz Egginger, Kurdirektor im bayrischen Bad Füssing, hält es für wesentlich, dass der Behinderte sich nicht als "Mensch zweiter Klasse", sondern als "dazugehörig" fühlt. Dabei dürften nicht allein die baulichen und technischen Einrichtungen eine Rolle spielen. Ganz wesentlich müsse die psychische Haltung aller für die Behinderten Tätigen eine tragende Bedeutung haben, betont Egginger.

Nach Meinung von Christian Ehlers vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband wird das neue Gleichstellungsgesetz, wonach Gaststätten künftig bei wesentlichen Umbauten oder Erweiterungen Barrierefreiheit herstellen müssen, zum Teil hohe Zusatzkosten für die Betreiber mit sich bringen. Die bisherige Kleinbetriebsklausel im Gaststättengesetz, wonach die Länder die Barrierefreiheit erst ab einer bestimmten Größenordnung vorschreiben konnten, sei entfallen. Gerade für kleinere Gaststätten bedeuteten die höheren baulichen Anforderungen oft eine existenzbedrohende Belastung.

Für Professor Heiner Treinen von der Universität Lüneburg bedeutet Schwerbehinderung nicht Reiseverzicht. Das Hauptproblem seien nicht physische Barrieren, sondern der Mangel an Dienstleistungsqualität. Zu Reibungsverlusten führten die Schnittstellen zwischen den Planungsbereichen bei der Herstellung von Barrierefreiheit. In "barrierefreien Modellregionen" könnte diese Problematik angegangen werden, so Treinen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2002/bp0203/0203059a
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