Der „Konsens von Washington“

Der Begriff wurde 1990 von John Williamson geprägt13 und hat sehr bald die Qualität eines Begriffs erhalten, mit dem komplexe Politikprozesse der „strukturellen Anpassung“ in verschuldeten Ländern, die vom IWF und der Weltbank verordnet werden, zusammenfassend umschrieben wurden. „Konsens von Washington“ steht für ein Politikkonzept, das nicht nur von IWF und Weltbank (mit Sitz in Washington), sondern auch von Institutionen der Politikberatung, der US-Regierung und international operierender Finanzinstitute propagiert und durchgesetzt wird.

Zur Politik der Anpassung gehören:

– Haushaltsdisziplin,

– Prioritätensetzung in öffentlichen Haushalten zu Gunsten von Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und zu Lasten von Subventionen,

– Steuerreformen, um die Steuerbasis zu erweitern und die Steuersätze zu senken,

– Zinsen, die Kapitalflucht verhindern und ausländisches Kapital anziehen,

– Wechselkurse, die der Wettbewerbsfähigkeit zuträglich sind,

– Handelsliberalisierung,

– Förderung des Umfeldes für ausländische Direktinvestitionen,

– Weitgehende Privatisierung öffentlicher Unternehmen und Einrichtungen,

– Deregulierung, Entbürokratisierung und Abbau staatlicher Einflussnahme,

– Stärkung der Eigentumsrechte durch rechtlich eindeutige Definition zur Stimulierung von Akkumulation und Wachstum.



13 John Williamson, Senior Fellow des Institute for International Economics, formulierte diesen Begriff 1989 in einem Konferenzpapier, das 1990 als Einführungskapitel des Konferenzbandes „The Progress of Policy Reform in Latin America“ (Institute for International Economics 1990) veröffentlicht wurde.

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