Sicherheitspolitische Antworten auf den Terror
Günter Baumann, MdB seit 1998, Ordentliches Mitglied im
Innenausschuss
Im Wahlkreis pflege ich seit Jahren eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit mit Polizei, BGS und Zoll und versuche gemeinsam mit
den Beamten vor Ort aktuelle Probleme zu lösen.
Die Terroranschläge des 11. September auf Manhattan und
Washington sind ein kalkulierter Angriff auf die
Sicherheitskompetenz der freiheitlichen Demokratie gewesen. Die
Bilder der einstürzenden Zwillingstürme gingen live um
die ganze Welt und übermittelten dieser die fürchterliche
Botschaft des Terrors, das Leben jedes Bürgers an jedem Ort
und jederzeit vernichten zu können. Um der Sicherheit und der
Freiheit willen müssen die zivilisierten Staaten diesem
menschenverachtenden Anspruch des Terrors entgegentreten und sich
als Schutzmacht ihrer Bürger behaupten. Dies erfordert
allerdings einen neuen Kurs in der Innen- und Sicherheitspolitik,
zu dem die rotgrüne Koalition offensichtlich nicht in der Lage
ist. Nachdem die Regierung drei Jahre lang in
sicherheitspolitischen Fragen bloße Ankündigungspolitik
betrieben, aber nichts getan hat, sind die ersten Reaktionen auf
die Anschläge in den USA vor allem von Seiten des grünen
Koalitionspartners ein Offenbarungseid ihrer sicherheitspolitischen
Inkompetenz: Man müsse, so hieß es, erst einmal
Vorschläge zur Terrorismusbekämpfung sammeln und
prüfen. In anderen Worten: in drei Jahren
Regierungstätigkeit hat Rotgrün kein eigenes Konzept zur
Bekämpfung der organisierten Kriminalität und des
Terrorismus erarbeitet und steht nun mit leeren Händen da - so
als gäbe es den organisierten Terror erst seit dem elften
September. Damit nicht genug, fanden selbst die jüngsten
sicherheitspolitischen Ankündigungen des Bundesinnenministers
Schily in der SPD-Fraktion keine Mehrheit. Das Gesetzespaket, das
die Bundesregierung nun in Reaktion auf die Anschläge
geschnürt hat, ist daher auch recht leicht geraten und hat
überdies Maßnahmen zum Inhalt, die von CDU-regierten
Ländern schon lange, bis dato leider vergeblich, gefordert
wurden.
Gemeinsam mit der AG Innen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion habe ich
bereits vor dem Terroranschlag von New York drei
Gesetzesentwürfe ins parlamentarische Verfahren eingebracht,
um das Instrumentarium zur Bekämpfung von organisierter
Kriminalität und Terrorismus zu verbessern. Sie werden gewiss
nicht ausreichen und sind offen für Ergänzungen. Aber sie
weisen grundsätzlich den Weg, den die bundesrepublikanische
Sicherheitspolitik noch in dieser Legislaturperiode beschreiten
muss. Leitender Gedanke der Anti-Terrorpolitik der CDU/CSU ist die
Kombination präventiver und repressiver Maßnahmen:
Bekämpfung der Organisierten Kriminalität
Der Terrorismus ist mit der Organisierten Kriminalität
vernetzt und erschließt sich über diese seine
finanziellen Ressourcen. Daher muss das Instrumentarium gegen die
Geldwäsche verschärft werden. Präventive
Terrorismusbekämpfung muss diesem alle potentiellen Quellen
abschneiden, mit denen sich Terrorgruppen am Leben halten.
Neues Zuwanderungsbegrenzungsgesetz
Die Tatsache, dass die mutmaßlichen Attentäter von New
York so genannte Schläfer mit einem extrem islamistischen
Hintergrund waren und sich über Jahre in Deutschland
aufhielten, kann die Diskussion über Zuwanderung und
Integration von Ausländern nicht unberührt lassen. Wir
wollen ein weltoffenes Land bleiben und friedlich mit unseren
ausländischen Mitbürgern zusammenleben. Damit die zivilen
Standards unserer Gesellschaft aber nicht von extremistischen
Mörderbanden ausgenutzt werden können, sind
Sicherheits-Checks unverzichtbar: Bei Einbürgerungen muss die
Regelanfrage beim Verfassungsschutz obligatorisch werden. Das
Bundesamt für die Anerkennung ausländischer
Flüchtlinge muss sicherheitsrelevante Daten an die
Landesverfassungsämter oder an die Polizei weitergeben.
Außerdem brauchen wir ein Ausländerzentralregister, das
den Behörden eine schnelle Identifizierung straffällig
gewordener Ausländer ermöglicht. Ausländer, die sich
an extremistisch motivierten Straftaten beteiligen, müssen
konsequent abgeschoben werden.
Vorbeugende Überwachung
Wenn wir die Früherkennung von Verdächtigen effizienter
gestalten wollen, müssen wir von einigen überzogenen
Regelungen des Datenschutzes Abschied nehmen, die in der Praxis
tatsächlich auf einen Täterschutz hinauslaufen. Wie in
anderen EU-Ländern sollte auch in der Bundesrepublik der
Datenaustausch zwischen Polizei und Verfassungsschutz jederzeit
möglich sein. Zudem fordert die CDU/CSU-Fraktion eine Revision
der akustischen Wohnraumüberwachung, die in ihrer seit 1998
geltenden Fassung zu viele Ausnahmen für ganze Berufsgruppen
macht. Auch im Bereich der Telefonüberwachung und der
elektronischen Kommunikation gibt es für Terroristen
große Bewegungsspielräume jenseits staatlicher
Kontrollmöglichkeiten. Wenn unsere Demokratie aber wehrhaft
gegenüber ihren Feinden sein will, darf sie sich nicht
künstlich dumm stellen. Daher sollte bei Visaanträgen von
Ausländern in den Herkunftsländern ein Fingerabdruck
genommen werden, damit unsere Sicherheitsbehörden die
Identität des Einreisenden feststellen können.
Schließlich haben einige der inzwischen identifizierten
Terroristen in Deutschland unter falschem Namen gelebt.
Zusätzliche Finanzen
Darüber hinaus müssen die finanziellen Mittel für
Nachrichtendienste, Bereitschaftspolizei und
Katastrophenschutzverbände aufgestockt werden. Auch ein
Inlandseinsatz der Bundeswehr in extremen Ausnahmesituationen darf
kein Tabu sein. Hierfür müssen ebenso rechtliche
Regelungen geschaffen werden wie für eine Angleichung der
Arbeit der Landesämter für Verfassungsschutz.
Insbesondere in den SPD/PDS-regierten Bundesländern weisen die
Verfassungsschutzbehörden erhebliche Mängel auf, die
offensichtlich aus ideologischen Gründen gewollt sind.
Zur Koordinierung eines gemeinsamen Vorgehens von Bund und
Ländern in der Sicherheitspolitik hat sich die AG Innen der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 26. September zu einem Gespräch
mit dem brandenburgischen Innenminister Schönbohm und den
innenpolitischen Experten des brandenburgischen Landtages in
Potsdam getroffen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass in
Deutschland ein dringender Handlungsbedarf besteht, um die Defizite
in der inneren Sicherheit zu beseitigen. Mit der folgenlosen
Ankündigungspolitik der Bundesregierung muss jetzt Schluss
sein. Sie wäre bei ihren nächsten Schritten gut beraten,
auf die sicherheitspolitische Kompetenz der CDU/CSU
zurückzugreifen.