Buchholz, 16.02.2002

 

Wehrleute reden ohne Umschweife

Innenminister Hardraht bei erstem Helfertag in Buchholz

 

Buchholz. Zwar fand Sachsens Innenminister Klaus Hardraht (CDU) gestern Abend beim ersten Helfertag des Landkreises Annaberg lobende Worte für die Arbeit des Katastrophenschutzes. Aber dass bei diesem Thema reichlich Sand im Getriebe ist, ließen insbesondere die Feuerwehrleute in der anschließenden Diskussion im Gerätehaus Buchholz nicht unerwähnt. Im Gegenteil, sie fanden deutliche Worte.

Bundestagsmitglied Günter Baumann (CDU) hatte Vertreter der Feuerwehren, der Polizei, der Johanniter sowie weiterer Verbände des Katastrophen- und Zivilschutzes zu jenem ersten Helfertag eingeladen. "Weil sich gerade nach dem 11. September die Frage stellt, ob wir bei einer Katerstrophe in der Region ausreichend gerüstet sind. Wie würde eine Zusammenarbeit aller Organisationen funktionieren? Wie sieht die Ausstattung und die finanzielle Lage aus?" Hardraht betonte, dass bisherige Katastrophenschutzübungen immer weitgehend gut geklappt haben. Dass außerdem Sachsen, wenn überhaupt kein vorrangiges Ziel von Terroristen sei. Weil beispielsweise große Talsperren oder Atomkraftanlagen als Angriffsobjekte fehlen. Dennoch müsse man vorbereitet sein, etwa auf bakterielle Verseuchungen. Deshalb werden derzeit im Rahmen des Anti-Terror-Pakets des Bundes ABC-Fahrzeuge an den Katastrophenschutz ausgeliefert und deren Mitarbeiter durch die Bundeswehr auf diesem Gebiet ausgebildet. Was aber noch fehle, seien beispielsweise Schutzanzüge.

Von der großen Politik abgesehen, brannten den Anwesenden aber noch ganz andere Probleme auf den Nägeln. Besonders die Frage, was das Jahr der Freiwilligen - das 2001 begangen wurde - gebracht hat. "Freiwillige werden aus marktwirtschaftlicher Sicht doch nach wie vor als unkalkulierbares Risiko gesehen", empörte sich einer der Feuerwehrleute. Wo blieben die Gesetze, die sicher stellen, dass eine Freistellung im Betrieb keine Nachteile für den Arbeiter bringt? Warum müsse man für Lehrgänge teilweise eigenen Urlaub nutzen? Von finanziellen Anreizen ganz zu schweige. Das wiederum reizte Hardraht: "Was kriege ich dafür - das war vor Jahren noch kein Thema! Wenn deutlich höhere Entschädigungen gefordert werden, dann geht die Freiwilligkeit verloren und damit die Wertevermittlung, für die ich Sie vorher noch lobte."

Über solche Probleme zu reden, sei also offenbar notwendig, resümierte Baumann. "Vielleicht können wir aus dem Helfertag eine Tradition machen und uns jährlich treffen." Applaus dafür gab es zum Schluss jedenfalls schon.