Wie der Freistaat Sachsen ein Verkehrsprojekt
ausbremst
Berlin,
10.03.04 Seit Jahren wartet Hoyerswerda dringend auf den Baubeginn
der Ortsumfahrung im Zuge der B 96, um insbesondere die unhaltbaren
Zustände am Bahnübergang in Zeißig zu
beseitigen.
Der Freistaat
Sachsen, der für die Planung zuständig ist, schiebt stets
dem Bund die Schuld für die Verzögerung zu. Meine
Nachfrage beim Bundesministerium für Verkehr (BMVBW) ergab
jedoch ein ganz anderes Bild:
Obwohl die
Ortsumfahrung in den vordringlichen Bedarf des
Bundesverkehrswegeplans eingestuft ist, wies die vom Freistaat
Sachsen dem BMVBW vorgelegte Umweltverträglichkeitsstudie
(UVS) zu dem Neubauprojekt schwerwiegende Mängel
auf.
„Infolgedessen war eine fachlich fundierte Aussage aus
Umweltsicht und somit eine Entscheidung des BMVBW nicht
möglich“, teilte mir das Ministerium auf meine Anfrage
hin mit.
Dieser
Sachverhalt wurde seitens des BMVBW dem für die Planung
verantwortlichen Sächsischen Staatsministerium für
Wirtschaft und Arbeit (SMWA) bereits mit Schreiben vom 27.01.2003
mitgeteilt. Der Aufforderung, die vorgelegte UVS entsprechend zu
überarbeiten und zu ergänzen, ist das SMWA bislang nicht
nachgekommen. Auf Rückfrage teilte es lediglich mit, dass die
UVS aufgrund eines im Jahre 2003 zusätzlich bekannt gewordenen
und in der Nähe der Trasse liegenden Vogelschutzgebietes
nochmals ergänzt werden müsse und die Unterlagen im
März 2004 übersandt werden sollten.
Der
CDU-Abgeordnete Nitzsche kennt den Sachverhalt, hat aber mit seinem
Dresdner Parteifreund Gillo bisher nicht für eine
Beschleunigung gesorgt. Schließlich ist es immer einfacher,
mit dem Finger nach Berlin zu zeigen, um somit von der eigenen
Untätigkeit abzulenken.
Das Beispiel
der Westtangente in Bautzen zeigt, dass das SMWA durchaus zu
zügiger und sorgfältiger Planung imstande ist, wenn es
sich um ein Prestigeprojekt von CDU-Größen
handelt.
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