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Thema: Einführung

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19.09.2002, 23:25 Uhr

wolfgangj
Posts: 51

Das Hauptargument war ja wohl die sinkende Wahlbeteiligung. Wollen Sie wirklich wissen woran die Wahlbeteiligung krankt? Na schön, SIE lesen ja weiter:
Flame on
Wählen ist schwierig, es war nie besonders einfach, aber nie war es so schwierig wie es heute ist. Früher musste sich der Wähle durch ein Dickicht unterschiedlicher Ideologien hindurch schlagen.
Heute muss er aus einem Geflecht von Un- und Halbwahrheiten, von \"Auftritten\" typberatener Politroboter, und Seifenopern der Parteien zur Wahl heraus finden, wem den wohl am ehesten zu trauen ist.
Mit schönster Regelmässigkeit verheimlicht die Regierung Unangenehmes, verspricht die Opposition Unmögliches und alle, alle streben von Fachleuten beratener Weise in eine nicht existente Mitte. Richtig gelesen, nicht existent.
Sie kennen den Witz? Wenn ein Haase über eine Wiese hoppelt während 2 Jäger auf ihn schiessen, wobei ein Jäger 1 Meter vor ihm trifft, und ein Jäger 1 Meter hinter ihm, ist der Haase rein statistisch 2 x tot.

Der tote Haase hoppelt aber weiter?? Und genauso wie diese heiligen Statistiken zwangsläufig nur die Tendenzen eines beliebigen, amorphen Bürgerbreies verkünden, genauso breiig, durchschnittlich und beliebig wird das, was uns dann anlässlich der Wahl geboten wird. Der Fehler fällt nur nicht so sehr auf, weil er von allen Parteien begangen wird, so das er sich in den Prozentpunkten wahrscheinlich wieder aufhebt. -- Yust my 2 Cent\'s ---

Tja, und dann fordert noch Herr Westerwelle, daß die Regierung doch auch mal was gegen die Pleitewelle im Mittelstand machen soll und nicht immer nur bei den Grossen, und dann stellt sich heraus, daß sie das ca. 100 X pro TAG tut.

Und dann gibt Herr Eichel einen Haushalt mit angenommenen 2,5 % Wirtschaftwachstum heraus, denen fast jeder Wirtschaftsfachman wiederspricht.

Laut CDU/CSU soll die Regierung Schuld daran sein, daß sich Kaufleute bei einer Versteigerung verkalkuliert haben. (Gesetzesinitiative gegen ruinösen Bietwettbewerb? Oder was??

Hier in NRW schlucken ausgerechnet die Grünen Gatzweiler, obwohl sie vor der Wahl versprachen dieses niemals zu tun.
usw. usf.......

Lügen, Betrug und Halbwahrheiten, 1000 und 1 Grund warum man plötzlich nicht mehr das einlöst wofür man sein Mandat erhalten hat. Und dazwischen nicht nur ein Bürger, der bei jeder Wahl wieder krampfhaft versucht das kleinst mögliche Übel ausfindig zu machen....
Flame off
Nun ja, irgendwie habe ich es dieses mal wieder geschafft, aber es war ein verluchtes Puzzle, und ich bin weiss Gott nicht politisch desinteressiert. Ich habe vollstes Verständnis für Mitmenschen denen es nicht gelungen ist.

P.S.: Da ich natürlich nicht weis ob ich \"Richtig\" liege, werde ich nur MEINEN Fehler machen. Fragen nach meiner Wahlentscheidung werden also nicht beantwortet..

--
Ach hättest Du gepostet ...
19.09.2002, 22:21 Uhr

wolfgangj
Posts: 51

Für mich stehen Aufwand und Nutzen in keinem vernünftigen Verhältnis.
Der Bürger wird wahrscheinlich alle 2 Jahre 1 x zur Wahl gebeten. (? Gibts wahrscheinlich Zahlen drüber.)
Na schön, wenn irgendwer in einem anderen Zusammenhang einen Internetdienst anbieten würde, der dann von manchen Bürgern alle 2 Jahre vielleicht 1 x benutzt wird, würde man ihn schlicht als worldfremd bezeichnen.
Wir HABEN eine Lösung für die Bürger, die zu diesem Zeitpunkt nicht persönlich wählen wollen oder können. Ich weis zwar nicht wie die Kostenseite aussieht, aber lassen Sie mich einfach mal vermuten, daß wenn die Dinge so laufen, wie sie fast immer laufen, wir von den tatsächlich entstehenden Kosten die Briefwahlen der nächsten 200 Jahre locker finanzieren könnten. Das Problem der Wahlbeteiligung sehe ich eher als ein Problem der mangelnden politischen Information bzw. der mangelnden politischen Entscheidungsfähigkeit.
Wer sich von einer Wahl mehr oder auch nur annähernd soviel verspricht wie von dem Genuss von ca. 5 Gläser Bier, der wird auch ganz gewiss den Weg zum nächsten Lokal nicht scheuen. Das können Sie jeden Sonntag überprüfen.

--
Ach hättest Du gepostet ...
19.09.2002, 15:40 Uhr

opak
Posts: 17

quote:
Es muss z.B. gewährleistet sein, dass jeder nur einmal Abstimmen kann - aber es darf nicht nachvollziehbar sein, wer was gewählt hat.

Bevor ich auf diese technische Frage eingehe, möchte ich den Hype von den Inhalten trennen. Ob und wie in Zukunft alles online erledigt wird, ist eine Frage der Zukunft.

Im Augenblick wäre ich sehr froh, wenn ich meine Stimme statt im Briefwahlverfahren einfach online abgeben könnte.

Technisch kann das nicht so schwer sein. Der Telnehmer bekommt mit den Unterlagenzur Briefwahl eine Wahlnummer und eine Webadresse genannt. Mit der Nummer logt er sich ein. Die Wahl kann dann getrennt erfolgen.

Auch die Zwei-Klassen Gesellschaft kann ich nicht erkennen, solange die alten Maßnahmen nicht abgeschafft werden. Und dazu gibt es wohl keinerlei Grund.

Michael Domsalla
19.09.2002, 09:39 Uhr

treczoks
Posts: 117

quote:
Original von moderator:
Im Grundgesetz heißt es in Art. 38 Abs . 1 Satz 1 GG nur : Die Abgeordneten werden "in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt".

Genau da wird es Schwierig.

Ich habe mich beruflich vor einigen Jahren mit dem Thema "Elektronische Wahlen" beschäftigt. Unsere Firma hätte damals den Auftrag bekommen können, exklusiv für eienn ganzen Staat das Equipment für "eVoting" zu entwickeln, zu Produzieren, zu verkaufen.

Denn eVoting - wie Sie es so schön nennen - hat extrem viele Haken, die bei näherer Betrachtungsweise zu unlösbaren, weil sich selbst wiedersprechenden, Problemen führen.

Es muss z.B. gewährleistet sein, dass jeder nur einmal Abstimmen kann - aber es darf nicht nachvollziehbar sein, wer was gewählt hat. Die Stimme muss manipulationssicher abgelegt sein - aber ohne Bezug zur Liste der Wahlberechtigten ist das eigentlich nicht möglich. Selbst eine Schattenliste würde höchstens ermöglichen, festzustellen, wenn jemand Stimmabgaben hinzugefügt hätte - aber man könnte nur feststellen, dass die Abstimmung an diesem Gerät ungültig wäre. Weitere Einflüsse, wie Alpha-Effekte auf die Elektronik, zeigen die extreme Intransparenz des elektronischen Wahlvorgangs - das selbe Intransparenz-Problem, dass die elektronsiche Unterschrift ja auch hat.

Alles in allem war es ein mehrere Seiten langes Listing von Problemen, die unseren Auftraggeber davon überzeugte, dass es besser sei, bei Papier und Stift zu bleiben. Denn das Restrisiko bei elektronischen Wahlen ist einfach zu groß.

Ich schätze, es gibt in Deutschland nur eine Handvoll Leute, die die Verfahren in den Wahlmaschinen, wie sie z.B. in unserer Stadt eingesetzt werden sollen, nachvollziehen können, die Leute im BMI, die die Teile getestet haben sollen, eventuell eingeschlossen.

Die Leute im Wahllokal, die bisher akribisch darauf geachtet haben, dass jeder Wähler abgehakt wird und nur einen Zettel bekommt, die die Wahlurne von Morgens bis Abends immer im Blick haben, damit niemand einen zusätzlichen Umschlag hineinwerfen kann, werden mir wohl kaum erklären können, woran ich sehen kann, dass meine Stimme auch tatsächlich in der "Wahlurne" gelandet ist - ausser, indem sie auf das Lämpchen hinweisen, neben dem steht "Stimme erfolgreich gezählt". Aber wer sagt, dass das Lämpchen recht hat? Wenn ich einen echten Umschlag in eine echte Wahlurne werfe, dann habe ich für mich einen Beweis, dass meine Stimme abgegeben ist.

Wir haben also für das Funktionieren des letzten Restes an Demokratie, das uns noch geblieben ist, auf der einen Seite nur das Wort von ein paar Technikern (die ultimativ daran interessiert sind, solche Geräte zu verkaufen), und ein paar Beamten im BMI.

Auf der anderen Seite steht ein über viele Jahre erprobtes Verfahren, das selbst für intellektuell benachteiligte Menschen nachvollziehbar ist.
18.09.2002, 18:43 Uhr

hansth
Posts: 76

Gegen eVoting ist m.E. kaum etwas einzuwenden, wenn denn die technischen Voraussetzungen für jedermann gegeben, handhabbar und sicher sind.

Ich erlebe nur immer wieder die irrige Gleichsetzung von eVoting mit eDemokratie. Und ich befürchte, wohl mit gewissem Recht, dass mit der eVoting-Technik von der politischen Notwendigkeit einer Online-Vorbereitung für ein Voting, von der Diskussion über Inhalte eben, nicht zuletzt mit den "Verantwortlichen", abgelenkt wird. Weil dafür eine Menge mehr noch an Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.

Gruß
Hans Thiel




[ Dieser Beitrag wurde von hansth am 18.09.2002 editiert. ]
18.09.2002, 17:47 Uhr

moderator
Posts: 60
[Moderator]

Am Sonntag sind Bundestagswahlen. Grund genug, sich über die These Gedanken zu machen: eDemokratie = eVoting ?
Im Grundgesetz heißt es in Art. 38 Abs . 1 Satz 1 GG nur : Die Abgeordneten werden "in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt".

Die einen sehen in Onlinewahlen ein geeignetes Mittel gegen Politikverdrossenheit und/oder Wahlmüdigkeit,
die anderen befürchten in der Onlinewahl den Einstieg in ein elektronisches Zwei-Klassen-Wahlrecht.
Für die Befürworter ist eine Onlinewahl nicht anderes als eine elektronische Briefwahl,
die Skeptiker entdecken im Gang der Wahlkabine das Prinzip der Gleichheit der Bürgerinnen und Bürger im Wahlakt.

Und was meinen Sie? 2008 Bundestagswahlen online per Mausclick ?


Informationen zum Thema, zu Anträgen der Parteien und zu Pilotprojekten auf nationaler und internationaler Ebene finden Sie in den Materialien unter "E-Demokratie" > "Online Wahlen".

Johann Bizer (Der Moderator)

[ Dieser Beitrag wurde von moderator am 18.09.2002 editiert. ]
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