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05.01.2003, 01:37 Uhr maywald Posts: 2 |
"Kritischer Humanismus" als abgklärte Form des Demokratieverständ.... Demokratieverständnis sollte die Auffassungen eines abgeklärten "kritischen Humanismus" beinhalten: WARUM "KRITISCHER HUMANISMUS"? Am Anfang meiner philosophischen Arbeiten mag der Begriff „Humanismus“ etwas irreführend sein, denn „mit dem Wort Humanismus werden seit dem 19. Jh. unterschiedliche Ideen und Programme bezeichnet, die Normen für die Selbstverwirklichung des Menschen, insbesondere durch Bildung und Erziehung, formulieren“ [1] . „Geprägt wurde der Begriff Humanismus 1808 vom bayrischen Schulreformer Friedrich Niethammer [2] ,der damit ein gegen die utilitaristische Pädagogik der Aufklärung gerichtetes, an den klassischen Sprachen orientiertes Bildungsideal verknüpfte“. [3] In einem geistesgeschichtlichem Sinne verwendet man diesen Begriff für die geistigen und kulturellen Strömungen der Renaissance zwischen den 14. und 16. Jh. In Abgrenzung zum kirchlichen Dogmatismus besann man sich auf die Erneuerung des antiken Bildungsideal der Griechen und Römer. Darin begriffen waren die Beschäftigung mit klassischen Texten der Antike und die Propagierung antiker Kulturwerte. Im 18. und 19.Jh. wird die allgemeine geistige Bildung sowie auch die körperliche Ertüchtigung des Menschen unter die Prämissen eines „Neuhumanismus“ gestellt, welcher für einen neuen Typus von Gelehrsamkeit und körperlicher Naturschönheit steht. Spielarten des „philosophisch-politischen“ Humanismus stellten den Begriff des Humanen in ein dialektisches Verhältnis zum Postulat des Gesellschaftlichen. Die Selbstverwirklichung des Menschen durch Bildung und Erziehung sei geradezu die Voraussetzung für eine humanere Gesellschaft und zugleich ein geistiges Ideal , welches sich als „Grenzwert“ gegen das „Unmenschliche“ verteidigen muss. Ein „Humanismus in pragmatischer Hinsicht“ scheint sich heute durch eine zeitgeistgemäße Sichtweise des menschlichen Freiheitsdranges durchzusetzen. Jeder ist seines Glückes Schmied, indem er die Freiheit zugestanden bekommt, mehr oder weniger erfolgreich an seiner „existenziellen Selbstverwirklichung“ herumbasteln zu dürfen. Auch dieses Ideal sieht sich vornehmlich im allgemein gebildeten und beruflich erfolgreichen sowie sozial engagierten Bürger verwirklicht. Es sind also nicht mehr nur die beengenden Bedingtheiten von denen es sich zu befreien gilt, sondern die Verantwortung, die man gegenüber seinem eigenen Lebensentwurf hat und die Konsequenzen, die man daraus zieht. Einerseits ist der Mensch in unserer Gesellschaft der entwerfende, andererseits doch wieder der auf sich zurückgeworfene Individualist. Diese Zurückgeworfenheit verdeutlicht die dialektische Spannung zwischen dem eigengeschichtlich verabsolutierten Menschen und der allgemeinen „Seinsverlassenheit“ seiner gesamten Spezies. Der einzelne Mensch tritt mit seinem Lebensentwurf in die Lichtung des Seins, wo er mit den Lebensentwürfen der anderen Menschen in Konkurrenz steht und verliert sich mit ihnen im Dickicht unzähliger Deutungen und Sinninterpretationen. Aus dem Dickicht der unzähligen Deutungen und Sinninterpretationen versuche auch ich mir einen Weg zu bahnen, indem ich mir ebenfalls einen Zugang zu den Fragen verschaffe, die uns in unserem Menschsein tief berühren. Wir Menschen sind die „Bedeutungsgeneratoren“, deren geistige Aktivitäten eine Welt hervorbringen, wo einerseits die angeblichen Zufälle und andererseits die unverrückbaren Gewissheiten nur Chiffren für Tabus sind, die es zu enträtseln gilt. Humanismus in seiner theoretischen Ausführung setzt sich also gedanklich mit den Fragen auseinander , die unser Menschsein aufwirft. Es ist also die Hinwendung zum Menschen auf der Grundlage einer theoretischen Sensibilität, die es ermöglichen soll, auf diese Fragen auch Antworten zu finden. Zeitgeistgemäße Antworten sind oft von kurzer Dauer und deshalb das unentwegte Suchen nach immer neuen Antworten auf die fundamentalen Fragen, die unsere Existenz betreffen. Diese „theoretische Sensibilität“ nimmt den Menschen ernst, indem sie nicht einfach nach Entschuldigungen sucht und Rechtfertigungsgründe für sein Handeln liefert. Für meinen „Humanismus“ gilt, das dialektische Verhältnis des Menschen zu sich selbst und seiner Umwelt wahrnehmen und verstehen lernen. Zudem ist meine Art „Humanismus“ die Abkehr von bildungsbürgerlicher Selbstdarstellung, die sich in Form eines idealistischen Menschenbildes zu profilieren sucht. Kritischer Humanismus deswegen, weil er in seiner gedanklichen Reflexion nicht das ungefragt hinnimmt, was sich im Alltags- geschehen und im Alltagsverstand als ein selbstgenerierendes „wahres“ Ganzes präsentiert und mit dem Anspruch hausieren geht, die einzige Alternative zu sein gegenüber allen anderen möglichen Sinnwelten. Den Menschen sehe ich im Rahmen seiner Bedingtheiten, welche aus der selbstgenerierenden Eigenlogik der sozialen Alltagspraxis resultieren. Es gilt, das „spezifisch Menschliche“ gedanklich zu fassen und gegen die implizite, sozialisatorisch erworbene Habitusprägung des Menschen hervorzuheben. Mein Humanismusverständnis versucht den Menschen als Individuum zu begreifen . Nur vor diesem Hintergrund lässt sich eine „Ethik der Eigenverantwortung“ vor sich selbst und den anderen rechtfertigen. Das neuzeitliche Demokratieverständnis sollte die sozialen Bedingtheiten des menschlichen Daseins auf der Höhe der Zeit mitreflektieren und nicht nur populistisch für Interessenkämpfe missbrauchen. Pragmatisches Politikverständnis stößt hier sicherlich an seine Grenzen. Nur der einzelne Mensch als Philosoph seiner selbst vermag immer wieder dazu aufgerufen sein im Angesicht seiner Tragödie mental die Ketten seiner sozialisatorisch fixierten Beengtheit zu sprengen und seinen Sinn außerhalb banaler Existenzweisen zu suchen. Dazu muss er sich sein Gestelltsein inmitten des gesellschaftlichen Kraftfeldes und seiner spezifischen Funktion darin bewusst werden. Er darf 'gesellschaftliche Realitäten' nicht einfach nur schicksalhaft hinnehmen wie ein Tier, das instinkthaft auf Beeinträchtigungen seiner Existenz reagiert. Der sozialisatorisch bedingte Klassenhabitus ist prägend, aber keineswegs ein unentrinnbares Los. Man sollte sich in erster Linie als Mensch unter Menschen verstehen und jeglichen Abwertungs- versuchen und Nivellierungsbemühungen von Seiten elitär gesinnter Artgenossen trotzen. Als Mensch ist jeder auf seine Art ein einzigartiges Exemplar - hoffen wir im Interesse aller Menschen das es so bleibt. Nicht einfach nur ein Individualist, sondern einzigartig und unersetzbar in seiner spezifisch menschlichen Existenzweise. Das macht menschliche Würde aus, die spezifischen menschlichen Existenzbemühungen um eine bessere Welt, in der auch die Nachkommen menschenwürdig existieren können - nicht nur existieren dürfen. -- Persönliche Stellungnahmen zu gesellschaftspolitischen Sachverhalten. Philosophische Gedankenarbeit und soziologische Analysen, gepaart mit psychologisch geschulter Intuition. [ Dieser Beitrag wurde von maywald am 05.01.2003 editiert. ] [ Dieser Beitrag wurde von maywald am 05.01.2003 editiert. ] |
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