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November 11/2000
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EXPERTEN BEFRAGT

Größere Einheiten können zu mehr Effektivität führen

(to) "Größere Destinationseinheiten" im Tourismus hat der Studienleiter an der Privatakademie für Touristik in Freiburg, Professor Georg Bleile, am 8. November im Tourismusausschuss gefordert. Im öffentlich orientierten "Fremdenverkehr" sei die Struktur völlig atomisiert, lautete die Diagnose des Wissenschaftlers.

Ernst Hinsken (2. von rechts), Edgar Kreilkamp, Jürgen Linde und Professor Georg Bleile (von links)
Der Vorsitzende des Tourismusausschusses, Ernst Hinsken (CDU/CSU, 2. von rechts), begrüßte Professor Edgar Kreilkamp, DTV-Präsident Jürgen Linde und Professor Georg Bleile (von links), mit denen der Ausschuss Organisationsprobleme im deutschen Tourismus erörterte.

Es gebe mindestens 350 regionale Tourismusorganisationen, darunter 6.000 Fremdenverkehrsgemeinden, die alle für sich selbst Werbung betrieben. Erforderlich sei eine Verdichtung, die sich nicht mehr an Kreisgrenzen orientiert. Bleile plädierte im Übrigen für die GmbH oder die kleine Aktiengesellschaft als Rechtsform dieser Organisationen.

Nach Meinung von Professor Edgar Kreilkamp von der Universität Lüneburg muss zunächst geklärt werden, welche Organisation welche Aufgabe übernimmt. Marketing auf Ortsebene zu betreiben, mache wenig Sinn, so Kreilkamp.

DTV-Präsident Jürgen Linde erklärte, er habe keine Patentlösung, sehe aber in der GmbH kein Allheilmittel. Kleine Leistungsträger wie mittelständische Hotels seien überfordert, sich weltweit zu vermarkten. Es gelte herauszufinden, so Linde, welche Reisegebiete wirklich tragfähig sind.

Die CDU/CSU schlug vor, die deutsche Landkarte nach touristischen Landschaften neu zuzuschneiden. Organisationsstrukturen und Destinationsmanagement sollten länderübergreifend in Angriff genommen und Verbandsstrukturen neu organisiert werden. Die SPD diagnostizierte, trotz guter Zuwächse im Deutschlandtourismus werde noch zu wenig professionell gearbeitet. Es dauere zu lange, bis Entscheidungen getroffen werden. Aufgaben müssten neu verteilt werden. Es gebe profitable und nichtprofitable Aufgaben, an denen sich die Geister schieden.

Die F.D.P. bemängelte, der Tourismus werde vielerorts noch nicht als Wirtschaftsfaktor begriffen. Man müsse von den kommunalen Strukturen wegkommen. Bündnis 90/Die Grünen sahen in der Privatisierung kein Allheilmittel. In den letzten Jahren habe es auch deutliche Fortschritte im Tourismusmarketing der Länder gegeben. Es komme darauf an, gerade für den Tourismus im ländlichen Raum etwas zu bewegen. Die PDS wies darauf hin, dass gerade in den neuen Ländern durch die Stilllegung von Bahnabschnitten manche Gebiete touristisch nicht erschlossen seien.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0011/0011061a
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