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Hartmut Hausmann
Zwei-Staaten-Lösung abgelehnt
Europarat will Einigung Zyperns
Gut drei Monate vor der geplanten Aufnahme Zyperns in die
Europäische Union hat der Europarat zu einen erneuen Anlauf
der Verhandlungen zwischen dem griechischen und dem türkischen
Teil der Insel aufgerufen. In einer Entschließung rief die
Parlamentarische Versammlung die Führer der beiden
Volksgruppen auf, auf der Grundlage des Annan-Plans
unverzüglich zu verhandeln, um bis zum 1. Mai eine politische
Regelung der Zypernfrage zu erreichen. Die EU soll
unterstützend wirken, indem sie der türkischen Regierung,
allerdings ohne Aufweichung der für alle Beitrittskandidaten
geltenden Kriterien, eine klare Perspektive für
Beitrittsverhandlungen gibt. Ein solcher Beschluss ist aber erst
auf dem EU-Gipfel im Dezember durch die Staats- und Regierungschefs
geplant.
Nachdem sich am 26. Januar auch der Führer der nur von
Ankara anerkannten Türkischen Republik auf Zypern, Rauf
Denktasch, zu einer Wiederaufnahme der im März 2003
abgebrochenen Verhandlungen bereit erklärt hat, scheint wieder
Bewegung in die Zypernfrage zu kommen. Es soll verhindert werden,
dass am 1. Mai nur der griechische Süden Zyperns der
Europäischen Union beitreten wird. Der Generalsekretär
des Europarats, Walter Schwimmer, lud deshalb erneut alle
Verantwortlichen Zyperns, die am Prozess zur Wiedervereinigung der
Insel beteiligt sind, zu einem Treffen nach Straßburg ein.
Zypern ist sei 1961 Mitglied des Europarats.
Aus Anlass der Debatte über die Situation der geteilten
Mittelmeerrepublik war auch der zypriotische Staatspräsident
Tassos Papadopoulos nach Straßburg gekommen. Vor der
Parlamentarischen Versammlung sprach auch er sich für neue
Verhandlungen zur Lösung der Zypern-frage unter Leitung von
UN-Generalsekretär Kofi Annan aus. Es sei möglich, noch
vor dem Beitritt der seit 1974 geteilten Insel zur
Europäischen Union eine Lösung zu finden. Eine
Zwei-Staaten-Regelung, wie sie Denktasch in abgeschwächter
Form immer noch vorschwebt, nannte er unter keinen Umständen
akzeptabel. Von der elsässischen Metropole reiste der
Präsident weiter nach Brüssel, wo er sich mit treffen
wollte.
In seiner Rede bezeichnete es Papadopoulos als lächerlich,
wenn eine solch kleine Insel als zwei Staaten in der EU vertreten
wäre. Über eine Million Menschen, die seit neun Monaten
gegenseitig die Demarkationslinie überschritten haben,
widerlegten die Behauptung, dass die türkische und die
griechische Volksgruppe nicht miteinander leben könnten.
Zugleich bat der Präsident den Europarat um aktive
Unterstützung, um die anhaltenden Diskriminierungen zu
beenden, denen einige griechische Enklaven in besetzten Nordteil
Zyperns ausgesetzt sind. Kindern werde das Recht auf sekundäre
Schulbildung verwehrt, die Menschenrechte weiterhin mit
Füßen getreten. Begab sich hier auch der Gast schon
wieder in die fruchtlose Diskussion um das Trennende, war die
Debatte zwischen den Vertretern der Volksgruppen von den alten
Feinbildern bestimmt. So verwahrte sich ein türkischsprachiger
Zypriot gegen die erneute verbale Okkupation, weil ihn ein
griechischer Zypriot mit "mein lieber Landsmann" angesprochen
hatte. Er sei schließlich Bürger eines unabhängigen
Staates.
Inhaltlich zeigte sich aber auch Papadopoulos gegenüber dem
Annan-Plan zurückhaltend, den sein Land zwar als Grundlage
für Verhandlungen akzeptiert habe, auf dessen Grundlage man
aber eine selbstständige Lösung anstrebe. Außer
Frage stehe, dass die Zyperntürken eine vollständige
Gleichbehandlung erhalten sollen. Niemand wolle ihre Rechte
beschneiden. Unter anderem sieht der Annan-Plan die Verkleinerung
des von türkischen Truppen besetzten Nordteils von derzeit 37
auf 28 Prozent des Gesamtterritoriums und eine Entmilitarisierung
der Insel vor. Die finanzielle Auswirkungen einer Vereinigung
könnten in die Praxis nur von der EU gelöst werden,
meinte der Präsident.
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