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Götz Hausding
Grünes Licht für Haushalt 2004:
Bundestag überstimmt Bundesrat
Die Langzeitdebatte hat ein Ende
gefunden
Der Bundeshaushalt 2004 und der
Nachtragshaushalt 2003 sind am 13. Februar durch den Bundestag
gegen den Einspruch des Bundesrates mit Kanzlermehrheit
verabschiedet worden. Schon bei den bisherigen Sitzungen fanden die
von Bundesfinanzminister Hans Eichel vorgelegten Entwürfe
keine Zustimmung im Bundesrat. Im Dezember des vergangen Jahres
beschloss die Kammer die Überweisung in den
Vermittlungsausschuss, in dem es allerdings wie erwartet keine
Einigung gab.
Der Bundeshaushalt für das Jahr 2004
sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 257,3 Milliarden Euro
vor. 80 Prozent der Einnahmen des Bundes resultieren aus Steuern.
Daneben erwartet die Bundesregierung unter anderem einen Anteil am
Gewinn der Deutschen Bundesbank, Einnahmen aus der Lkw-Maut sowie
aus Privatisierungen und Grundstücksverkäufen. Die
Nettokreditaufnahme beläuft sich auf 29,3 Milliarden Euro. Der
Haushaltsplan des Bundes für 2003 hatte ursprünglich eine
Neuverschuldung von 18,9 Milliarden Euro vorgesehen. Die nunmehr im
Nachtragshaushalt 2003 veranschlagte Nettokreditaufnahme
beträgt 38,6 Milliarden Euro und überschreitet damit die
im Haushaltsplan veranschlagten Investitionen.
Da der Haushalt jedoch nicht
zustimmungspflichtig ist, wurde er noch am Nachmittag des gleichen
Tages mit der Kanzlermehrheit im Bundestag beschlossen, der
Einspruch des Bundesrates wurde ohne Aussprache
zurückgewiesen. So räumte Bayerns Ministerpräsident
Edmund Stoiber auch ein, dass die Anrufung des
Vermittlungsauschusses ein "in der Tat ungewöhnlicher Schritt"
gewesen sei. Man habe jedoch ein deutliches Zeichen gegen den
Marsch in der Schuldenstaat setzen wollen, den die Bundesregierung
unaufhaltsam fortsetze. Man könne nicht immer wieder neue
Belastungen auf den Schultern der nächsten Generation abladen.
Dieses moralische Paradigma, so Stoiber, müsse in der
Haushalts- und Finanzpolitik genauso selbstverständlich werden
wie die Nachhaltigkeit im Umweltschutz. Angesichts der Verdopplung
der Neuverschuldung innerhalb eines Jahres müsse man
feststellen: Wir leisten uns mehr als wir leisten! Statt immer neue
Schulden aufzunehmen, solle die Bundesregierung endlich damit
beginnen, zu sparen und den Hauhalt zu konsolidieren. Gelinge dies
nicht, drohe ein Generationskonflikt von erheblichem
Ausmaß.
Sparen sei auch in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten möglich, sagte Stoiber, dies zeigten die Sparpakete der
Länder. So habe beispielsweise Bayern bei einem Haushalt von
34 Milliarden Euro das Konsolidierungsziel von 2,5 Milliarden Euro
erreicht und bewege sich damit auf einen Haushalt ohne
Neuverschuldung im Jahre 2006 zu. "Während sich die
Bundesregierung von diesem Ziel längst verabschiedet hat,
halten wir daran fest." Trotz einer hohen Akzeptanz der
Haushaltkonsolidierungsmaßnahmen in der Bevölkerung sei
Sparen nicht der politisch bequeme Weg. Man nehme dafür auch
Proteste und Demonstrationen vieler Betroffener und Verbände
in Kauf, da es darum gehe, nicht leichtfertig die Zukunft der
Jugend aufs Spiel zu setzen. Diese Einsicht fehle der
Bundesregierung, die nach einem völlig unrealistischen
Haushalt 2003 auch für 2004 erhebliche Risiken in Kauf nimmt.
Die Neuverschuldung übersteige mit 29,3 Milliarden Euro erneut
die Summe der Investitionen, und auf der Einnahmeseite sei
völlig unklar, wie die Ausfälle der geplanten
Lkw-Maut-Einnahmen ausgeglichen werden sollen. So prognostizierte
Stoiber, man werde bald wieder hier stehen und feststellen: Die
Defizite des Bundeshaushaltes laufen aus dem Ruder. Einer solchen
verfehlten Haushaltspolitik könne man nicht die Hand reichen.
Abschließend forderte er eine spürbare Beschleunigung der
Reformen in Deutschland.
Bundesfinanzminister Hans Eichel wehrte sich
anschließend gegen den Vorwurf, die Hauhaltskonsolidierung
verschleppt zu haben. Viele seiner Konsolidierungsvorschläge
seien vom Bundesrat abgelehnt worden. So sei sein
Steuervergünstigungsabbaugesetz von der Mehrheit der
Länder zurückgewiesen worden, ebenso wie seine
Bemühungen, Subventionen in der Landwirtschaft zu streichen.
Stattdessen werde von der Union gefordert, die durch die fehlenden
Lkw-Maut-Einnahmen unsicher gewordenen Verkehrsinvestitionen
über Schulden zu finanzieren. Wer dann noch
Steuerreformvorschläge präsentiere, die Einnahmeverluste
von 25 Milliarden Euro zur Folge hätten, könne wohl kaum
als Haushaltssanierer gelten. Im Übrigen seien die Defizite
der Länder in den letzten Jahren stärker angestiegen als
die des Bundes. Man dürfe nicht nur reden, sondern müsse
auch handeln, sagte der Finanzminister in Richtung Stoiber und
forderte vom bayerischen Ministerpräsidenten: "Nehmen Sie ihre
Steuerreformvorschläge vom Tisch!" Eichel warf der Union
außerdem Klientelpolitik vor. Auf dem Weg zur
Gesundheitsreform habe man immer wieder Pharmaindustrie und
Ärzte geschützt, während man ohne Weiteres bereit
war, den Versicherten zusätzliche Härten
aufzubürden. Dies zeigten auch die Ergebnisse der
Herzog-Kommission. Zum Schluss kritisierte Hans Eichel nochmals das
Anrufen des Vermittlungsausschusses zu den Haushaltsfragen. Mit dem
Aufschub, stellte er fest, habe man lediglich "Zeit für
wichtige Investitionen geklaut, sonst nichts".
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