dpa
Scharfe Töne von Roland Koch und
Bundesinnenminister Otto Schily
Bundesrat lehnt BKA-Umzug ab
Der Bundesrat hat am Freitag nach einer ungewöhnlich scharf
geführten Debatte die Pläne von Bundesinnenminister Otto
Schily (SPD) für einen Umzug des Bundeskriminalamtes (BKA)
nach Berlin abgelehnt.
Schily sprach den Ländern jegliches Mitspracherecht ab.
Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) warf Schily vor,
"gutsherrlich" und "unangemessen arrogant" aufzutreten.
Ein mit Mehrheit angenommener Antrag von fünf
Unionsländern verlangt eine ausgewogene Verteilung der
Bundesbehörden auf ganz Deutschland. Auch SPD-Länder
forderten Schily zum Umdenken auf. Die Entscheidung des Bundesrates
hat keine bindende Wirkung.
Verantwortung des Innenministers
Schily wies die Einwände zurück: "Sie reden heute
über ein Thema, bei dem Sie - mit Verlaub - nichts zu sagen
haben." Organisationsgewalt und Standortwahl für das BKA
lägen "in der Ressortverantwortung des Bundesministerium des
Innern - und bei sonst niemand". Koch, in dessen Landeshauptstadt
Wiesbaden das BKA seinen Hauptsitz hat, hatte zuvor ein
Mitspracherecht der Länder reklamiert.
Die Anfang Januar bekannt gewordenen Umzugspläne hatten zu
heftigen Protesten bis hinein in die Koalition geführt.
Inzwischen wurde BKA-Chef Ulrich Kersten abgelöst. Nach den
Plänen sollte bis 2008 jeder zweite der 5000 BKA-Mitarbeiter
in Berlin sein. Der Standort Meckenheim bei Bonn sollte geschlossen
werden. Schily hat mittlerweile eine "ergebnisoffene Prüfung"
der Pläne zugesagt. Vor dem Bundesrat versicherte er, dass er
alle Argumente sorgfältig prüfen werde. Er bot den
Ländern an, in ihren Kriminalämtern dezentrale Einheiten
des BKA einzurichten. Schily verwahrte sich gegen den Vorwurf, er
hänge einem Zentralisierungswahn an.
"Diese Entscheidung ist falsch"
Koch hielt Schily vor, mit seiner Entscheidung den Konsens
über die föderale Verteilung der Behörden
aufzukündigen. Gegen einen Umzug führte er die gute
Verkehrsinfrastruktur an den jetzigen Standorten und die enge
Kooperation mit der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe an.
Der nordrhein-westfälische Justizminister Wolfgang Gerhards
(SPD) sagte: "Diese Entscheidung ist falsch und muss revidiert
werden."
Der Chef der bayerischen Staatskanzlei, Erwin Huber (CSU),
lehnte auch den schon längst beschlossenen Umzug des
Bundesnachrichtendienstes (BND) von Pullach bei München in die
deutsche Hauptstadt Berlin ab.
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