Alexander Weinlein
...aufgekehrt
Kaum war aus dem Verteidigungsministerium vernommen worden, dass
der Dienstherr es seinen Frauen und Männern in Uniform -
zumindest den Paaren - zukünftig gestatten will, innerhalb
deutscher Kasernen ihre sexuellen Bedürfnisse zu stillen, ist
in den Stäben auf der Hardthöhe hektische Betriebsamkeit
ausgebrochen. Beim Militär läuft schließlich nichts
ohne gründliche Planung - auch nicht unter der Bettdecke.
Eine spezielle Task Force "Sex and the barracks" soll in
Zusammenarbeit mit den NATO-Partnern entsprechende
Dienstanweisungen für die Truppe erarbeiten. Der Leitfaden
soll auch auf die spezifischen Probleme im militärischen
Alltag eingehen: "Partnerschaft zwischen Vorgesetzen und
Untergebenen - Grußpflicht beim Geschlechtsverkehr?",
"Sexuelle Enthaltsamkeit vor dem Kampfeinsatz" oder "Täuschen,
Tarnen und Verhüten im Felde" sind nur einige Beispiele, die
den Soldatinnen und Soldaten das korrekte Verhalten im Liebesfall
erleichtern sollen.
Eine Gruppe von Sprachforschern soll zudem das militärische
Vokabular durchforsten, um mögliche Irritationen zu vermeiden:
Derzeit noch gängige Befehle wie "Stellungswechsel!"
könnten im Ernstfall katastrophale Situationen
heraufbeschwören.
Angehörige der Streitkräfte, die zu NATO- oder
UN-geführten Auslandseinsätzen abkommandiert werden,
sollen zukünftig in den zusätzlichen
Ausbildungsgängen "Under friendly fire" und "Der Feind in
meinem Bett" auf die neuen Herausforderungen vorbereitet
werden.
Die Task Force stieß bei ihren Recherchen auf einen
Vorschlag einer grünen Abgeordneten, die bereits vor einigen
Jahren gefordert hatte, dass es Soldaten-Paaren auch im
Auslandseinsatz gestattet werden müsste, ihre Liebe zu leben.
Doch leider mangele es in den Bundeswehr-Camps fern der Heimat
durchweg an der Möglichkeit, ein diskretes und
ungestörtes Plätzchen zu finden. Die Abgeordnete hatte
deshalb die Bereitstellung von so genannten "Liebes-Containern"
gefordert. Die Experten prüfen nun, ob eine solche Beschaffung
angesichts der angespannten Finanzlage möglich ist.
Bezweifelt werden darf allerdings schon jetzt, dass - egal ob in
der heimischen Kaserne oder im Container - allzu viel Erotik
aufkommen wird. Die bei der Einkleidung von Wehrpflichtigen
ausgegebene Dienst-Unterwäsche entspricht dann doch zu sehr
dem klassischen Liebestöter. Alexander Weinlein
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