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Hartmut Hausmann
Für ein doppeltes Veto und eine
parlamentarische Ebene der UNO
Europarat will Vereinte Nationen
stärken
Vor dem Hintergrund der Missachtung der UNO im Zusammenhang mit
dem Krieg gegen den Irak hat sich die Parlamentarische Versammlung
des Europarats am 28. April für eine institutionelle
Stärkung der Vereinten Nationen ausgesprochen. Die Besetzung
eines souveränen Staates ohne vorherige Genehmigung und ein
Mandat durch den Sicherheitsrat habe das Vertrauen in das
multilaterale System untergraben, heißt es in der von 313
Parlamentariern aus den 45 Mitgliedstaaten des Europarats
verabschiedeten Entschließung.
Der UN-Sicherheitsrat, der noch immer die bestehende Weltordnung
unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg widerspiegele, müsse in
seiner Zusammensetzung und seine Arbeit repräsentativer an den
aktuellen Mitgliederkreis der Vereinten Nationen angepasst werden.
Zugleich spricht sich die Versammlung für die Einführung
einer parlamentarischen Ebene aus, auch schon als "Parlament der
Menschheit" bezeichnet. Bisher sind in der UN-Vollversammlung nur
Regierungsbeauftragte, zumeist Diplomaten mit strengen Weisungen
aus ihren Hauptstädten, vertreten. Eine parlamentarische
Dimension könne dagegen flexibler agieren, hieß es in der
Debatte, und sie habe den Vorteil, die Umsetzung wichtiger
Ergebnisse von Konferenzen und Gipfeltreffen auf nationaler Ebene
weiter vorantreiben zu können.
Insgesamt möchte der Europarat dazu beitragen, die
Transparenz der Arbeitsverfahren zu verbessern und die
Beschlussfassung im Sicherheitsrat wirksamer im Sinne von mehr
Handlungsfähigkeit zu gestalten. Dazu soll vor allem das
derzeitige Veto-System geändert werden, das auch in der
Irak-Krise zu einer Blockade geführt hat. Zu den
Vorschlägen der Versammlung gehört ferner die
Verlängerung des Mandats des Präsidenten der
Vollversammlung auf drei Jahre. Für dieses Amt solle eine
politische Persönlichkeit gewählt werden, um der
Vollversammlung mehr politisches Gewicht zu verleihen.
Weiter unterstützt die Versammlung den Vorschlag des
EU-Parlaments, ein System des doppelten Vetos einzuführen. Das
Veto soll nur dann gelten, wenn es von zwei Ständigen
Mitgliedern eingelegt wird. Derzeit genügt das Veto eines
Ständigen Mitglieds (USA, Russland, China,
Großbritannien, Frankreich), um einen Beschluss zu verhindern.
Ein Veto soll überhaupt nur noch in Fällen wie
Bedrohungen des Weltfriedens, Verletzung des Friedens und
Angriffsakten möglich sein. Ansonsten soll mit Mehrheit
abgestimmt werden können.
Über diese Vorschläge hinaus unterstützen die
Europaratsparlamentarier die Entschließung des
Europäischen Parlaments über die Beziehungen zwischen der
EU und den Vereinten Nationen von Januar dieses Jahres und
begrüßen vor allem den Vorschlag, ein Netzwerk von
Parlamentariern einzuführen zur Erörterung wichtiger
politischer Fragen. Auch wird darauf verwiesen, dass es eine
fundamentale Aufgabe der Vereinten Nationen sein müsse, sich
für eine bessere und gerechtere Weltwirtschaftsordnung
einzusetzen. H. H.
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