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Das Parlament
Nr. 40 / 27.09.2004

 
Bundeszentrale für politische Bildung
 

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Alexandra Kunze

Wandern ist des Bürgers Lust . . .

Der Bundestag öffnete an zwei Tagen seine Türen für Besucher

Die Architektur bewundern, einige Politiker treffen und "einfach mal so schauen" - gäbe es ein offizielles Ranking der häufigsten Gründe, warum die ungefähr 30.000 Besucher am 17. und

18. September die "Tage der Ein- und Ausblicke" des Deutschen Bundestages besuchten, hier stünden die Top drei. Zu sehen gab es Einiges, Abgeordnete waren auch anwesend und eindrucksvolle Architektur - die konnte man am Acht-Kilometer-laufenden-Band entdecken.

Diese Strecke war auf dem ausgerollten roten Teppich zurückzulegen, um kein Detail des zur Besichtigung freigegebenen Gebäudekomplexes zu verpassen. Zu Recht wies Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD) auf "gute Schuhe" hin, um den langen Fußmarsch zu überstehen. Bei strahlendem Sonnenschein begrüßte sie die wartenden Besucher und erklärte die gläsernen Türen für geöffnet. Nach dem obligatorischen Sicherheits-Check wurden die Anwesenden für ihre Geduld belohnt: Im Hallenbereich des Paul-Löbe-Hauses erweckte die stahlgraue Brücken- und Säulenkonstruktion einen ersten Eindruck der bevorstehenden Architekturimpressionen. Links, rechts und geradeaus stapelten sich Informationsbroschüren, dazwischen positionierte sich der Stand der Kinderkommission.

Erster Anlaufpunkt war die Wanderausstellung zur Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland, die auf Initiative des Bundestages seit 1990 schon in vielen Städte der Republik zu sehen war. Schautafeln informierten über Wahlen, Parteien, Gesetzgebung und Arbeitsweise des Parlaments.

Ein paar Meter weiter lockte der Peti

tionsausschuss mit Diskussions- und Informationsrunden. Der Vorsitzende des Ausschusses, Karlheinz Guttmacher (FDP), erklärte den interessierten Zuhörern, dass dieses Gremium für Beschwerden und Wünsche der Bürger auf Bundesebene zuständig ist. Sie hatten nun die Möglichkeit, direkt eine Petition - unterstützt durch hilfsbereite Mitarbeiter - auszufüllen und einzureichen.

Durch einen kunstvoll ausgeleuchteten Tunnel ging es weiter zum Reichstagsgebäude. Im Hintergrund begleitet von Musik des Streicherquartetts "Camerata Potsdam" konnten die Bürger einen Blick in den Plenarsaal werfen. Auf der Fraktionsebene tummelten sich die Besucher um die rot-, schwarz-, grün- und gelbeingefärbten Stände, die mit gefüllten Infotüten, diskussionsfreudigen Abgeordneten und verschiedenen Gewinnspielen um ihre Gäste warben. Die Palette der Preise reichte von Brotbüchsen über Schlüsselbänder bis hin zu Lebkuchenherzen - alles inklusive Parteienlogo. Einen Stand der zwei PDS-Abgeordneten, die keinen Fraktionsstatus besitzen, suchte man vergeblich. Aber Petra Pau umging mit ihren Mitarbeitern dieses Hinderniss: Sie verteilten vor dem Paul-Löbe-Haus ebenfalls gefüllte Tüten ihrer Partei.

Natürlich durfte ein Besuch der Reichstagskuppel nicht fehlen, deren Aussichtsplattform in der glühend roten Abendsonne einen atemberaubenden Blick über die Dächer der Hauptstadt bot.

Wessen Füße es erlaubten, der nahm anschließend die letzte Etappe der Besichtigungstour in Angriff. Über einen Verbindungstunnel gelangten die Besucher vom Reichstagsgebäude in das Jakob-Kaiser-Haus. Hier erfuhren sie zum Beispiel, dass das so genannte "Haus der neun Häuser" von fünf verschiedenen Architektenteams erbaut worden ist. Und hier endete der acht Kilometer lange Politik-Marathon mit Zufriedenheit bei den meisten Besuchern, die froh waren, "das alles einmal gesehen und gehört zu haben".

Eine Sache allerdings gab es noch zu entdecken, und die stand für viele im Mittelpunkt: Das im Dezember 2003 fertig gestellte Marie-Elisabeth-Lüders-Haus feierte bei den vierten "Tagen der Ein- und Ausblicke" Premiere. Als jüngster der vier Parlamentsbauten vervollständigt es mit seinen beiden Spreebrücken zum Paul-Löbe-Haus das "Band des Bundes". Das Verwaltungsgebäude beherbergt neben der drittgrößten Parlamentsbibliothek der Welt ein umfangreiches Parlamentsarchiv, durch das einstündige Führungen angeboten wurden. Hier spürte man das Besucherinteresse besonders: Um dem großen Andrang gerecht zu werden, wurde kurzerhand die Anzahl der Besichtigungstouren verdoppelt.

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