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Bernard Bode
Dienst an der Waffe bleibt Pflicht
FDP-Antrag auf Aussetzung der Wehrpflicht im
Bundestag abgelehnt
Die jetzigen und künftigen Aufgaben der
Bundeswehr waren Gegenstand der verteidigungspolitischen Debatte am
23. September im Bundestag. Im Mittelpunkt standen die aktuellen
Auslandseinsätze und - erneut - die Frage der Wehrpflicht. Die
FDP-Fraktion hatte zu einem Antrag, die Wehrpflicht auszusetzen,
namentliche Abstimmung verlangt. Mit 527 Stimmen wurde die
Beschlussempfehlung des Verteidigungsausschusses, den Antrag
abzulehnen, gegen die Stimmen von 43 FDP-Abgeordneten angenommen.
Die CDU/CSU-Abgeordnete Vera Lengsfeld enthielt sich der
Stimme.
Der stellvertretende Vorsitzende der
SPD-Fraktion Gernot Erler betonte selbstkritisch, in einer
Situation, in der Vieles Neuland für die Streitkräfte
gewesen sei, habe man der Bundeswehr den Auftrag erteilt, weltweit
Verantwortung zu übernehmen. Dies sei nach dem Motto
geschehen, "wir werfen euch einmal in der Hoffnung ins kalte
Wasser, dass ihr das Schwimmen schon lernt".
Karl A. Lamers (CDU/CSU) warf der
Bundesregierung vor, sie habe die Landesverteidigung aus dem
Aufgabenkatalog der Streitkräfte gestrichen. Deutschland sei
sowohl von außen wie im Innern durch Terroristen bedroht - "am
Hindukusch ebenso wie wie in Heidelberg oder in Weinheim an der
Bergstraße". Lamers kritisierte, dass die Bundeswehr mit ihren
spezifischen Fähigkeiten und ihrer speziellen Ausrüstung
im Inland noch immer nicht jene Rolle spiele wie bei ihren
Auslandseinsätzen. Die Bürger hätten ein Recht
darauf, geschützt zu werden. Eine Bündelung aller zur
Verfügung stehenden Kräfte und Ressourcen vor Ort sei
notwendig, um den heutigen Bedrohungsszenarien die Stirn zu bieten.
Der Verteidigungshaushalt benötige "viel mehr" als die
eingeplanten 23,9 Milliarden Euro. Immer mehr Verpflichtungen, vor
allem Auslandseinsätze, und immer weniger Geld - diese
Rechnung könne nicht aufgehen. Lamers betonte: "Wir sind es
unseren Soldaten schuldig, dass wir klar und deutlich Sinn und Ziel
unserer Einsätze darlegen." Das sei "unsere parlamentarische
Verantwortung und Verpflichtung". "Wir dürfen unsere Soldaten
nicht im Stich lassen und wir werden dies auch nicht tun", so der
Unionsabgeordnete.
Winfried Nachtwei (Bündnis 90/Die
Grünen) betonte, der Kosovo- wie auch der Afghanistan-Einsatz
der Bundeswehr lägen "in höchstem Sicherheitsinteresse
der internationalen Gemeinschaft, Europas und der Bundesrepublik".
Seine Fraktion könne im Übrigen dem Ausstieg aus der
Wehrpflicht - wie von der FDP gefordert - nicht zustimmen, "auch
wenn wir die Position teilen". Das Engagement der
Bündnisgrünen für die Überwindung der
Wehrpflicht bleibe aber unzweifelhaft "und sicherlich für
manche in der Koalition auch nervig". Man habe vereinbart, diesen
Dissens vor Ende der Legislaturperiode "gemeinsam
anzugehen".
Der Fraktionsvorsitzende der Liberalen,
Wolfgang Gerhardt, argumentierte, nach dem Ende der alten bipolaren
Welt sei die Wehrpflicht "keine überzeugende Antwort mehr".
10.000 Ausbilder bildeten in neun Monaten 30.000 Wehrpflichtige
aus, die Deutschland nicht in Auslandseinsätze entsenden
könne. Zudem müsse die Wehrpflicht auch mit
Wehrgerechtigkeit einhergehen. Davon könne heute
überhaupt keine Rede mehr sein. Der Antrag der FDP auf
Aussetzung der Wehrpflicht sei bei der gegenwärtigen
Sicherheitslage deshalb geboten.
Bundesverteidigungsminister Peter Struck
erwiderte, seine Position und die der SPD zur Wehrpflicht sei
bekannt. Die Partei werde nach Beratung in den Gremien eine
Entscheidung treffen. Er sei zuversichtlich, dass sich sein
Standpunkt, die Wehrpflicht aufrechtzuerhalten, durchsetzen
werde.
Der Forderung von Seiten der CDU/CSU-Fraktion
nach mehr Geldern für die Streitkräfte hielt Struck
entgegen, dass der ehemalige Kanzlerkandidat der Union, Edmund
Stoiber, den Bundeshaushalt um fünf Prozent habe kürzen
wollen. Dies hätte für den Verteidigungshaushalt ein
Minus von 1,2 Milliarden Euro bedeutet. Der Minister trat auch
Befürchtungen entgegen, nicht genügend für den
Heimatschutz zu tun: "Es ist absurd, anzunehmen, wir würden
unser Land nicht verteidigen wollen."
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