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"Bildungsarmut führt zur tatsächlichen
Armut"
Fraktionen sehen Handlungsbedarf
Bildung und Forschung. Als ein Zeichen der Bildungsarmut in
Deutschland hat die FPD die Tatsache bezeichnet, dass zehn Prozent
der Jugendlichen hierzulande keinen Schul- oder Berufsabschluss
schaffen. Dies führe dann zwangsläufig in eine
tatsächliche Armut, so die Liberalen bei der
abschließenden Beratung ihres Antrages "Bildungsarmut in
Deutschland feststellen und bekämpfen" (15/3356) am 15.
Dezember im Ausschuss für Bildung und Forschung. Die
Initiative, die grundsätzlich bei allen Fraktionen auf
Zustimmung stieß, wurde dennoch mit den Stimmen der
Regierungsfraktionen abgelehnt, da diese mit der Einführung
"theoriegeminderter Berufsbilder" - wie im Antrag gefordert - nicht
einverstanden waren.
Die Jugendlichen seien auf eine umfassende und keine
kurzfristige, marktorientierte berufliche Ausbildung angewiesen, so
die SPD. Ähnlich sahen dies die Grünen: Theoriegeminderte
Ausbildung würde die Jugendlichen zu "billigen
Arbeitskräften" und "einfachen Handlangern" herabstufen. Aus
der Sicht der FDP würde dies hingegen auch solchen
Jugendlichen eine Chance auf einen Berufsabschluss eröffnen,
die aufgrund der theoretischen Anforderungen ansonsten nicht in der
Lage wären, eine Berufsausbildung erfolgreich
abzuschließen.
Unterstützung fanden die Freien Demokraten bei der Union,
die darüber hinaus - wie die übrigen Fraktionen - das
Ziel unterstützte, verstärkt Mittel für die
Integrations- und Sprachförderung von Jugendlichen mit
Migrationshintergrund zur Verfügung zu stellen. "Wir
müssen mit dem Lernen früher starten und es in allen
Lebensphasen individuell fördern", äußerte die
CDU/CSU in der Diskussion. Um dies zu schaffen, brauche Deutschland
eine neue Bildungsfinanzierung. Es wäre zu überlegen, ob
ein Teil des Geldes, das später in die Ausmerzung von
Bildungslücken gesteckt werde, nicht bereits in die frühe
Bildungsförderung investiert werden könnte. Auch die
Wirtschaftssubventionen sollten dafür eingesetzt werden: Schon
die Hälfte davon könnte Deutschland in ein
Bildungsparadies verwandeln.
Die FDP forderte in der Beratung, in den Armutsbericht der
Bundesregierung künftig das Thema Bildungsarmut zu
integrieren, damit es ein anderes Gewicht in der gesellschaftlichen
Wahrnehmung bekommt und nicht mehr unter den Tisch gekehrt werden
kann. Zuspruch fand auch der Vorschlag der Modularisierung der
Berufsbildungen, indem auch Teilqualifikationen erworben werden
können. Die SPD vermisste im Antrag allerdings das Thema
Chancengleichheit für die Jugendlichen und lehnte
ausdrücklich die Kritik der Liberalen ab, die Regierung habe
bislang kein schlüssiges Konzept vorgelegt, wie die
"dramatische Situation" verbessert werden könne. Es gehe nicht
um politische Schuldzuweisungen, zumal die Bundesregierung unter
anderem mit dem Ganztagsschulenprogramm erhebliche Anstrengungen
unternommen habe, sondern darum, gemeinsam den "misslichen Zustand"
in der Bildung zu ändern.
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