Nagold, 4.
Dezember 2003
Gemeinsame
Presseerklärung der SPD-Bundestagsabgeordneten Renate
Gradistanac und der SPD-Kreisverbandsvorsitzenden Gerhard Gaiser
und Sigismund Brinkert
Im Interesse
der Wirtschaft und der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer:
Angriffe auf
die Tarifautonomie stoppen -
das
bewährte und flexible Tarifvertragssystem erhalten!
Die
SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Gradistanac sowie die beiden
Vorsitzenden der SPD-Kreisverbande Freudenstadt und Calw, Gerhard
Gaiser und Sigismund Brinkert, wenden sich gegen alle Versuche, das
deutsche Tarifvertragssystem auszuhöhlen und das Fundament der
Tarifautonomie zu zerstören.
In den letzten
Monaten haben die Angriffe auf das bewährte deutsche
Tarifvertragssystem zugenommen. CDU/CSU und FDP wollen dieses
System aushöhlen und die Rolle des Tarifvertrages entscheidend
schwächen. Arbeitsentgelte, Arbeitszeit, Urlaub, Weihnachts-
und Urlaubsgeld und anderes mehr sollen danach verstärkt und
ausschließlich auf betrieblicher Ebene ausgehandelt werden.
In der Folge würden Löhne und Gehälter gesenkt,
Arbeitszeiten verlängert und die Arbeitsbedingungen in jeder
Hinsicht verschlechtert.
Beschäftigte und Betriebsräte wären dadurch
wehrlos dem Druck der Arbeitgeber ausgeliefert. Bisher konnten sich
die Gewerkschaften weitgehend mit Hilfe von
Flächentarifverträgen Erpressungsversuchen von Seiten der
Arbeitgeber erwehren. In Zukunft wäre das nur schwer
möglich, zugleich würden damit die Gewerkschaften in
ihrer Schutzfunktion für die Interessen der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer geschwächt. Dieser Angriff auf das deutsche
Tarifvertragssystem ist einmalig in der
Nachkriegsgeschichte.
Bewusst
unterschlagen wird dabei, dass dieses System ausgesprochen gut
funktioniert. 60 000 Tarifverträge mit hochdifferenzierten und
passgenauen Lösungen sprechen eine deutliche Sprache. Viele
betriebliche Lösungen mit dem Einverständnis der
Tarifvertragsparteien zeigen, wie flexibel das deutsche
Tarifvertragssystem in Wirklichkeit ist. Hunderttausende von
Arbeitsplätzen konnten erhalten und Tausende von Unternehmen
gerettet werden. Das deutsche System der Tarifbeziehungen bietet
flexible Antworten für eine Wirtschaft, die sich unter den
Bedingungen von Europäisierung und Globalisierung stark
verändert hat. Dieses für alle Beteiligten berechenbare
Tarifvertragssystem muss erhalten werden.
Der aktuelle
CDU/CSU-Vorstoß zur gesetzlichen Ausweitung so genannter
„Betrieblicher Bündnisse“ zielt direkt auf die
Aushöhlung der Tarifautonomie. Tarifkonflikte würden in
die Betriebe verlagert mit unabsehbaren Folgen für die
Beschäftigten. Unlängst haben sich verschiedene
Arbeitgeberverbände deutlich zu den „innovativen und
auch in Zukunft wichtigen“ Flächentarifverträgen
bekannt und ihre Friedens-, Schutz- und Ordnungsfunktion
hervorgehoben. CDU/CSU und FDP geht es in erster Linie um den Abbau
tariflicher Rechte der Beschäftigten und um eine
Schwächung der Gewerkschaften. Dagegen wird die SPD in
Freudenstadt und Calw an der Seite der Gewerkschaft Widerstand
leisten.
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