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Wann war’s – wer war’s?

Bild: Der Historiker Michael S. Cullen
Der Historiker Michael S. Cullen.

Bild: Historische Ansicht des Königsplatzes mit Siegessäule und Reichstagsgebäude um 1900
Der Königsplatz mit Siegessäule und Reichstagsgebäude um 1900.

Lesen Sie Michael S. Cullens Episode aus der Geschichte des Reichstagsgebäudes, beantworten Sie seine Frage und gewinnen Sie eine Reise nach Berlin.

Wenn Parlamentarier lachen

Humor gehört zum parlamentarischen Alltag. Und auch vor hundert Jahren wurde in heißen Debatten häufig gelacht. Besonders heiter ging es beispielsweise zu, wenn über die Arbeitsbedingungen der Abgeordneten debattiert wurde.

So bei der Suche nach einem neuen Standort für den Reichstag, der im unzureichenden Gebäude des Preußischen Abgeordnetenhauses tagte. Als man 1872 feststellte, dass das Grundstück an der Ostseite des Berliner Königsplatzes nicht zu bekommen war, richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Kroll-Oper an der Westseite. Wegen der großen Entfernung zur Berliner Innenstadt regte sich jedoch Unmut unter den Abgeordneten, und schon bald wandelte man eine Gedichtzeile von Heinrich Heine um: „Ich krolle nicht, und wenn das Haus zerbricht.“

Auch der Abgeordnete August Reichensperger war gegen einen Umzug, was er bildlich zum Ausdruck brachte: „Ob das würdig ist, wenn um die Winternachtszeit die Vertreter der deutschen Nation schlotternd oder triefend durch das Brandenburger Thor einmarschieren – das scheint mir doch sehr zweifelhaft zu sein.“

Der Abgeordnete Ludwig Bamberger kritisierte hingegen humorvoll die Forderung des Kroll-Inhabers: „Wenn ich recht unterrichtet bin, so wartet der jetzige Eigenthümer des Kroll’schen Etablissements auf die 2, 3, 4 Millionen, die wir ihm zahlen sollen, um selbst in die Stadt hinein zu wandern, und auf dem Theile, wo wir sein sollten, sein Theater zu bauen; dann wird er als Inschrift an die Giebelfront seines neuen Baues schreiben: ‚Dem deutschen Reichstage der dankbare Kroll!’“

Selbst Kaiser Wilhelm I. zeigte Humor im Umgang mit dem Problem. 1875 schrieb er Otto von Bismarck: „Es ist so viel über den zu wählenden Bauplatz gesprochen, discutirt, geplant, etc. worden, daß meiner Ansicht nach nur der Krollsche Platz zu wählen übrig bleibt, dem doch eigentlich nur der gefürchtete Schnupfen einiger kränklicher Députierter entgegenstehet, den man sich auf dem Wege vom Brandenburger Thor zum Parlamentsgebäude zuziehen könne, aber nicht muß … ganz abgesehen, daß jene Opponenten schwerlich die Vollendung des Baus noch erleben werden, und deren Fürsorge für später zu Verschnupfende doch sehr weit ginge, wenn man diese Fürsorge eingehen wollte!“

Als Reichensperger 1879 forderte, die Neubaupläne aufzugeben, weil der Kaiser den Reichstag an jedem Ort einberufen könne, erwiderte Franz Freiherr Schenk von Stauffenberg, der Großvater des Widerstandsoffiziers: „... wenn man die logische Konsequenz ziehen wollte, [müsste das] zum Bau eines beweglichen und transportablen Reichstagsgebäudes führen.“ Und auch Bismarck meldete sich spöttisch zu Wort. Als Paul Wallot 1882 seine Pläne für das Reichstagsgebäude überarbeitete, lag der Plenarsaal gut zehn Meter über der Straße. Bismarck, heißt es, habe geschimpft, dass er vier Treppen steigen müsse. Als ihn ein Reichstagsmitglied auf die Möglichkeit eines Lifts aufmerksam machte, polterte er: „Was, da soll ich mich im Reichstag noch aufziehen lassen?“

Fotos: studio kohlmeier, Picture-Alliance
Erschienen am 14. Februar 2005

Die Preisfrage lautet: Wie heißt der Königsplatz heute?

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