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153/2004
Stand: 10.06.2004
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Unterricht in der friesischen und niedersorbischen Sprache stärken

Inneres/Unterrichtung

Berlin: (hib/VOM) Das Ministerkomitee des Europarates hat der Bundesrepublik empfohlen, den Unterricht in der nordfriesischen, der saterfriesischen und der niedersorbischen Sprache zu stärken. Dies geht aus dem zweiten Bericht der Bundesregierung zur Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (15/3200) hervor, die der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten vorgelegt hat. Diese Sprachen seien besonders vom Aussterben bedroht. Wie es in dem Bericht heißt, strengen sich die zuständigen Länder Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein an, den Unterricht für die genannten Sprachen "angemessen zu gewährleisten". Die Sprachpolitik müsse den Nachfragebedarf aus den Sprachgruppen nach Unterrichtsangeboten im Verhältnis zu anderen Angeboten setzen. Die schulische Infrastruktur trage zum Erhalt der Sprachen bei. Genauso wichtig sei aber eine ausgewogene Kulturarbeit, die vor allem bei der jüngeren Generation das Bewusstsein zur eigenen Sprache fördere und dadurch Nachfrage nach schulischer Ausbildung entstehen lasse. Erfahrungsgemäß bleibe die Nachfrage hinter den angebotenen schulischen Möglichkeiten zurück, heißt es im Bericht. Das Ministerkomitee hatte zudem empfohlen, die Grundausbildung und Fortbildung von Lehrern für alle Regional- oder Minderheitensprachen zu verbessern und den Gebrauch dieser Sprachen im Verkehr mit der Verwaltung und vor Gericht zu ermöglichen. Auch solle den Sprechern stärker bewusst gemacht werden, dass sie ihr Recht auf den Gebrauch ihrer Sprache bei Verwaltungs- und gegebenenfalls bei Justizbehörden ausüben können. Ferner wird empfohlen, die Präsenz der Regional- und Minderheitensprachen in den Medien zu fördern.

Als Minderheitensprachen werden die Sprachen der Dänen, der Friesen und der deutschen Sinti und Roma geschützt, so die Regierung. Betroffene Sprachen seien Dänisch, Ober- und Niedersorbisch, Nord- und Saterfriesisch sowie das Romanes der deutschen Sinti und Roma. Dänisch werde traditionell von der Minderheit in Schleswig-Holstein südlich der deutsch-dänischen Grenze gesprochen. Die Zahl der Angehörigen dieser Volksgruppe wird den Angaben zufolge auf 50.000 Personen geschätzt, die im Landesteil Schleswig, überwiegend in Nordfriesland und im Kreis Schleswig-Flensburg, im nördlichen Teil des Kreises Rendsburg-Eckernförde sowie in der Stadt Flensburg ansässig sind. Nicht bekannt sei die Zahl der Personen, die sich dem sorbischen Volk zurechnen. Schätzungen gingen von etwa 60.000 aus, von denen zwei Drittel in Sachsen und ein Drittel in Brandenburg leben. In einigen Gemeinden im Kreis Kamenz (Sachsen) betrage ihr Anteil an der Bevölkerung bis zu 90 Prozent. Im Siedlungsgebiet stellten sie insgesamt etwa zehn Prozent der Bevölkerung, in den Städten allerdings weniger als zwei Prozent. Etwa 20.000 Sorben beherrschten noch die Sprache in Wort und Schrift. Alle Sorben würden aber auch Deutsch sprechen.

Im oldenburgischen Saterland nahe der Grenze zu den Niederlanden werde das zum ostfriesischen Sprachzweig gehörende Saterfriesisch noch von etwa 2.000 Personen verwendet. Etwa doppelt so viele Menschen verstünden Saterfriesisch. Bei den Saterfriesen sei schrittweise ein stärkerer Gebrauch festzustellen, nachdem bei Schulkindern die Bereitschaft wachse, sich diese Sprache anzueignen, und die Kommunikation der Kinder mit der Großelterngeneration in der saterfriesischen Sprache wieder eingeleitet worden sei. Die Zahl der Nordfriesen wird im Bericht auf bis zu 50.000 bis 60.000 Personen geschätzt. Sechs Mundarten würden auf dem Festland an der schleswig-holsteinischen Westküste gesprochen, drei auf den Inseln Sylt, Föhr/Amrum und Helgoland. Von den neun Dialekten seien drei akut vom Aussterben bedroht, weil sie von weniger als 150 Menschen gesprochen werden. Die übrigen sechs Dialekte würden dagegen nicht nur gesprochen, sondern auch geschrieben. Etwa 10.000 Personen sprechen noch nordfriesisch, weitere 20.000 verstehen diese Sprache, heißt es weiter. Romanes werde von bis zu 60.000 Personen gesprochen. Dabei handele es sich um eine aus dem Sanskrit stammende Sprache, die von den Sinti in Westeuropa gesprochen wird. Die meisten Sinti und Roma lebten heute in den Hauptstädten der alten Bundesländer, in Berlin und Umgebung sowie in den Ballungsgebieten des Raumes Hamburg, des Rhein-Ruhr-Gebiets mit dem Zentrum Düsseldorf/Köln, des Rhein-Main- und des Rhein-Neckar-Ballungszentrums. Auch gebe es deutsche Sinti und Roma in Mittel- und Kleinstädten Ostfrieslands, Nordhessens, der Pfalz, Badens und Bayerns.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2004/2004_153/02
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