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Begegnungen im Parlamentsviertel
Wieder einmal ein Baubeginn in der Nachbarschaft des Bundestages: Unter Beteiligung zahlreicher anderer Prominenter griffen US-Botschafter Daniel Coats und Bundesinnenminister Otto Schily gemeinsam zum Spaten. Zwischen Brandenburger Tor, Holocaustmahnmal, Hotel Adlon und Tiergarten wird nun bis November 2007 die neue amerikanische Botschaft entstehen – und damit an den Ort zurückkehren, den die USA sich vor dem Krieg schon einmal ausgesucht hatten. Diesen Standort sieht Coats denn auch als „Symbol für die Unterstützung der USA für das vereinigte Deutschland“. Sicherheitsbedenken, die den Baubeginn immer wieder verzögerten, wurde inzwischen durch eine leichte Verschwenkung der Straßen und die Verwendung neuester Baumaterialien Rechnung getragen.
Bücher, Bücher, Bücher. Im Parlamentsviertel gab es wieder viel zu blättern. Einblicke in Hintergründe der Programmatikdiskussion in der CDU/CSU gewährten beispielsweise Friedrich Merz („Nur wer sich ändert, wird bestehen“) und Hermann-Josef Arentz („Sozialstaat im Härtetest“). Über eine „wertvolle Initiative“ freute sich auch der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Reinhold Robbe. Er nahm eine Sonderausgabe des Gebetbuches „Gemeinsam vor Gott“ entgegen. Evangelische und katholische Militärseelsorger hätten damit „der fortschreitenden Pluralisierung der Bundeswehr Ausdruck verliehen“, unterstrich Robbe. In dem Buch sind Gebete aus dem christlichen, jüdischen und islamischen Gebetsschatz in einer „bundeswehrtauglichen Fassung“ zusammengefasst.
Rund 300 Jugendliche hatten auch in diesem Jahr wieder Gelegenheit, aus nächster Nähe den parlamentarischen Alltag kennen zu lernen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung „Jugend und Parlament“ stand diesmal das Planspiel „Parlamentarische Demokratie spielerisch erfahren“. Dabei handelten die Jugendlichen selbstständig, nahmen die Rollen von Abgeordneten ein, deren Rollenprofil sie nach dem Zufallsprinzip erhielten. Sie berieten fiktive Gesetzentwürfe in Fraktionen, Ausschüssen und im Plenum. „Wir haben gemeinsam mit Jugendlichen daran gearbeitet, Politik lebendig zu vermitteln“, sagt Nina Hauer (SPD), die als Berichterstatterin in der Kommission des Ältestenrates für Innere Angelegenheiten die Veranstaltung mit vorbereitet hat. „Mit dem Planspiel haben wir einen neuen Weg beschritten, um Politik direkt erfahrbar und verständlich zu machen.“ Höhepunkt der Veranstaltung war die abschließende zweite und dritte Lesung und die Debatte im Plenarsaal unter Leitung des Bundestagspräsidenten und der Vizepräsidenten.
Gehandelt hat auch Erwin Ludwig, Mitarbeiter im Referat Öffentlichkeitsarbeit, als er erfuhr, dass er als Knochenmarkspender geeignet sei. Dafür müssen die Gewebemerkmale zwischen Spender und Erkranktem übereinstimmen, was selten der Fall ist. Er hatte sich einer peripheren Blutstammzellenentnahme unterzogen und wurde nun von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse mit einer Urkunde der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) geehrt. Ludwig hofft, dass durch diese Geste das Bewusstsein der Kollegen und Abgeordneten für die Bedeutung der Knochenmarkspende gestärkt wird. Knochenmarktransplantationen sind für Patienten mit Leukämie oft die einzige Rettung.
Text: Marc Heydenreich
Fotos: Deutscher Bundestag, picture-alliance
Erschienen am 08. November 2004