> Unter der Kuppel > Einsteinjahr
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Begegnungen im Parlamentsviertel
Deutsche und Schweizer ehren gemeinsam einen
großen Wissenschaftler und überzeugten Demokraten. Zum
Einstein-Jahr haben das Kanzleramt und die benachbarte Botschaft
der Eidgenossen an ihren Fassaden in riesigen Lettern Zitate von
Albert Einstein angebracht, der von 1895 bis 1914 in der Schweiz
gelebt hatte. An der Nordseite des Kanzleramts heißt es in
1,40 Meter hohen roten Buchstaben: „Der Staat ist für
die Menschen da und nicht die Menschen für den Staat.“
Die Schweizer entschieden sich für die Aussage: „Echte
Demokratie ist doch kein leerer Wahn“. Sie schmückt in
etwa zehn Metern Höhe die Front ihrer ehrwürdigen
Mission. Botschafter Werner Baumann sagte bei der
Enthüllung, die gemeinsame Aktion sei „auch ein Zeichen
der Verbundenheit zwischen Deutschland und der Schweiz, die sich an
der Person Albert Einsteins festmachen lässt.“
www.einsteinjahr.de
Die Schweizer Botschaft ist einer der
wenigen Bauten im Parlamentsviertel, die Krieg und Nachkriegszeit
fast unversehrt überstanden haben. Von der traditionsreichen
Akademie der Künste am Pariser Platz dagegen war 1989 nur noch
ein Rest vorhanden. Nun steht der Neubau vor der Vollendung. Noch
vor der für Mai geplanten Eröffnung präsentierte
hinter der gläsernen Fassade die Berliner Bausenatorin
Ingeborg Junge-Reyer eine Ausstellung über
den Bau. Die Noch-Hausherrin zeigte sich überzeugt,
„dass die Akademie von hier aus ihre Wirkung für die
gesamte deutsche Kulturlandschaft entfalten wird“. Der
künftige Hausherr, Akademiepräsident Adolf
Muschg, meinte, es sei ein „schönes
Gefühl, noch nicht verantwortlich zu sein und das Haus ein
letztes Mal als Gast zu genießen“.
www.adk.de
Zum 21. Male wurden in der
rheinland-pfälzischen Landesvertretung die besten politischen
Fotos und Karikaturen des Jahres gezeigt. Ausgezeichnet wurde auch
eine Zeichnung, die das Bundeskabinett als
„Panikorchester“ darstellt. Justizministerin
Brigitte Zypries fragte sich laut, ob sie nun
geschmeichelt oder beleidigt sein solle, dass sie sich nicht unter
den mit spitzer Feder porträtierten Regierungsmitgliedern
befindet. Und dann las sie den Fotoreportern ein wenig die Leviten.
„Mich stört, mit welcher Mutwilligkeit gerade
Politikerinnen in unvorteilhaften Augenblicken abgelichtet
werden.“
www.rueckblende.rlp.de
Für Barbara John, die frühere
Berliner Ausländerbeauftragte, wären solche Fotos ein
Fall von verdeckter Diskriminierung. Sie war Mitglied der Jury zur
Vergabe des Journalistenpreises, den die EU in ihrer Kampagne
„Für Vielfalt – gegen Diskriminierung“
ausgelobt hat. Im Hotel Adlon warfen die Juroren, unter ihnen auch
die stellvertretende DGB-Chefin Ursula
Engelen-Kefer und Hans Leyendecker von
der Süddeutschen Zeitung, immer wieder neue Argumente für
ihre Kandidaten in die Diskussion. Schließlich trug den Sieg
ein Radiobeitrag über Antidiskriminierungsprojekte in
Unternehmen davon. Worüber Barbara John sehr erfreut war:
„Er sensibilisiert für verdeckte Diskriminierung und
zeigt, dass sich Vielfalt der Belegschaft auch für Unternehmen
auszahlt.“
www.stop-discrimination.info
Text: Klaus Lantermann
Fotos: Picture-Alliance
Erschienen am 15. März 2005