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Mai 04/1999
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"Mitte 2000 ist meine Aufgabe erfüllt"

INTERVIEW MIT HANS­JÜRGEN HESS, DEM LEITER DER DIENSTSTELLE BERLIN DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES

Hans­Jürgen Heß und der Berliner Reichstag sind seit 25 Jahren ein unzertrennliches Paar. 1974 übernahm Heß die Verwaltung des Reichstagsgebäudes. Seit 1992 ist er Leiter der Dienststelle Berlin des Deutschen Bundestages. Mit ihm sprach der Berliner Journalist Christian Bahr.

Hans­Jürgen Hess

Blickpunkt Bundestag: Sie haben die Eröffnungssitzung des Bundestages im umgebauten Reichstagsgebäude organisiert. Welche Gefühle hatten Sie am Tag des Ereignisses?

Hans­Jürgen Heß: Ein großes Glücksgefühl – es war der Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn. Doch schon zuvor hatte mich das Gebäude beschäftigt. Es war für mich immer auch ein Symbol für Freiheit, die für mich das Wichtigste ist. Waren in den 70er Jahren bereits Fraktionssitzungen ein Ereignis, so ist es nun die Arbeit des gesamten Deutschen Bundestages für die Vollendung der Einheit.

Die Tage der offenen Tür waren ein Erfolg. Haben Sie mit so vielen neugierigen Besuchern gerechnet?

Bei weitem nicht. Trotz vieler Bedenken wollten wir nach der Eröffnung das Publikum nicht nur auf die Kuppel, sondern auch in das Gebäude lassen. Eigentlich dachte ich, ich kenne meine Berliner Landsleute, aber diese Resonanz hat mich doch überrascht und der Andrang meine Erwartungen angenehm übertroffen.

Wenn Sie zurückschauen, an welche Ereignisse erinnern Sie sich gern?

An viele! Die Gegend um das Reichstagsgebäude war eigentlich der ruhigste Teil von West­Berlin. Daß die Ausstellung "Fragen an die deutsche Geschichte" dann so populär wurde, konnte sich anfangs niemand vorstellen. Bis zu 700.000 Besucher zählten wir im Jahr. Nach und nach haben wir auch Konzerte und Kulturveranstaltungen auf den Platz der Republik geholt; etwa ein Konzert von Michael Jackson oder ein großes Volksfest zum Europajahr 1988.

Das Gebäude blieb aber isoliert...

Es gab Pläne des Berliner Senats, die Umgebung mit Verwaltungshäusern zu bebauen. Ich habe mich jedoch dafür eingesetzt, daß das bundeseigene Gelände freigehalten wurde. Da ich immer an den Mauerfall glaubte, sollte dieser Bereich Reservefläche für mögliche Bauten des Bundes bleiben. Daß die Vision dann so kurzfristig in Erfüllung ging, überraschte mich allerdings schon.

Mit dem Fall der Mauer war es mit der Ruhe vorbei?

Das stimmt , aber nun hatte alle Arbeit ein Ziel. Mit dem Bau­Wettbewerb begann eine spannende Zeit. Als 1995 das Innenleben des Reichstagsgebäudes entfernt wurde, blutete mir zunächst das Herz. Der Umbau durch den britischen Architekten Sir Norman Foster ist aber ein unheimlicher Gewinn für das Haus. Auch das neue Parlamentsviertel wird toll, mit seinen kurzen Wegen ist es für Abgeordnete und die Beschäftigten des Deutschen Bundestages optimal.

Was verändert sich für Sie persönlich mit dem Umzug des Bundestages nach Berlin?

Die Berliner Dienststelle wird in die Bundestagsverwaltung integriert. Ich werde spätestens Mitte 2000 in Rente gehen. Dann ist meine Aufgabe erfüllt. Am liebsten würde ich noch bleiben, bis das letzte Haus im Parlamentsviertel fertig ist. Als nächstes organisiere ich mit meinen Kollegen die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten am 23. Mai im Reichstagsgebäude.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9904/9904011
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