Zunächst möchte ich Hans Haacke, der auf der
Zuschauertribüne sitzt, gratulieren. Ob ihm ein Kunstwerk
gelungen ist, darüber lässt sich trefflich streiten.
Darüber sollen auch andere entscheiden. Ein Kunststück
hat er allemal vollbracht: Er ist der Erste, dem es gelungen ist,
über sein Kunstwerk die Ehre zu haben, eine Debatte im
Deutschen Bundestag erzeugt zu haben. Das, worüber wir heute diskutieren, ist aber ein ganz
praktisches Problem: Wie kann ein Kunstwerk realisiert werden, das
essenziell zu seiner Verwirklichung die Teilnahme von frei
gewählten Abgeordneten dieses Bundestages an einem, wie auch
ich finde, höchst merkwürdigen und geradezu skurrilen
Erdritual erfordert? Vizepräsidentin Petra Bläss: Frau Kollegin Vollmer,
gestatten Sie eine Zwischenfrage? Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN): Da ich nur fünf Minuten Redezeit habe,
möchte ich im Zusammenhang sprechen. Hinterher beantwortete
ich gern noch eine Frage. Man kann für diesen Vorgang, der den
Abgeordneten indirekt aufgenötigt wird, dramatische Begriffe
finden. Man kann aber auch sagen: Es ist so skurril, dass es
schlichte, gute Gründe dafür gibt, wenn jemand sagt,
daran wolle er nicht teilnehmen. Das ist genau der Punkt: Was macht
der Künstler Hans Haacke, wenn er es nicht schafft,
genügend Abgeordnete von der Sinnhaftigkeit dieses Projekts zu
überzeugen? Ich glaube, darin liegt ein Bruch, ein
Nichtgelingen der künstlerischen Konzeption. Und weil das
Kunstwerk eben diese konzeptionelle Schwäche hat, wird, glaube
ich, so massiv tabuisiert und nachmoralisiert. |
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