V. Das Dritte Reich
4. Verfolgung und Widerstand
Die Chancen politisch oppositioneller Kreise, gegen das NS-Regime wirksam Widerstand zu leisten, sind von Anfang an gering. Die politische Linke, Teile des bürgerlich-konservativen Lagers sowie bestimmte Repräsentanten der Kirchen und des Militärs sind sich zwar in der Ablehnung Hitlers einig, eine gemeinsame Front gegen ihn kommt aber wegen der perfekten Überwachung und systematischen Verfolgung durch den Staatsapparat, doch auch wegen unterschiedlicher Vorstellungen über politische Alternativen nicht zu Stande.
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Adam von Trott zu Solz am 15. August 1944 vor dem Volksgerichtshof |
Die wohl wichtigsten Ausnahmen in dieser Hinsicht bilden die "Rote Kapelle", deren durch Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack koordinierter Funk-Kontakt zum sowjetischen Nachrichtendienst bis 1942 unentdeckt bleibt, und der Kreisauer Kreis, ein lockerer Verbund politisch vielfarbiger Regimegegner um Helmuth James Graf von Moltke, der Pläne für eine künftige demokratische Neuordnung Deutschlands entwirft. Doch sind letztlich weder die Operationen derart ausgedehnter Konspirationsnetze von Erfolg gekrönt noch die Taten von Einzelgängern wie Georg Elser, der am 8. November 1939 einen Sprengstoffanschlag auf Hitler verübt, oder von kleineren Gruppen wie der "Weißen Rose", deren Flugblattaktionen Anfang 1943 für internationales Aufsehen sorgen.
Zu einer ernsten Gefahr für die nationalsozialistische Diktatur wird der Widerstand erst, als auch national-konservative Kreise, die in Heer und Verwaltung über Schlüsselpositionen verfügen, den Sturz der Terrorherrschaft ins Auge fassen und am 20. Juli 1944 einen durch ein - gescheitertes - Attentat auf Hitler eingeleiteten Staatsstreich wagen. Das Vorhaben misslingt jedoch vollständig und führt in der Konsequenz zur physischen Vernichtung fast des gesamten deutschen Widerstandes. Während die Lage an den Fronten allmählich hoffnungslos wird, triumphiert das Terrorsystem im Innern ein letztes Mal.