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056/2004
Stand: 03.03.2004
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Experten: Vereinbarkeit des Leistungssports mit Beruf und Studium verbessern

Sportausschuss (Anhörung)

Berlin: (hib/POT) Um die Zahl der Sportler zu verringern, die vorzeitig aus dem Leistungssport aussteigen, müssen die Risiken für die Athleten verringert und die Anreize im Übergang vom Junioren- zum Seniorenbereich erhöht werden. Darin waren sich die Experten einer öffentlichen Anhörung des Sportausschusses zum Thema "Drop-Out-Situation von Nachwuchssportlern beim Übergang vom Junioren- zum Seniorenbereich" am Mittwochnachmittag einig. Wichtige Gründe für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Sport sind aus Sicht von Arne Güllich vom Deutschen Sportbund die hohen Belastungen, den Sport mit Ausbildung und Beruf zu verbinden, fehlende Zeit für andere Interessen und Aktivitäten sowie Verletzungen in Kopplung mit weiteren Persönlichkeitsmerkmalen. Die Anteile der Ausstiege aus dem Leistungssport vor dem erwarteten Höchstleistungsalter liege im Jugendbereich zwischen 15 und 35 Prozent pro Jahr über alle Sportarten hinweg.

Als weiteren wichtigen Grund für den Ausstieg vieler Nachwuchssportler beim Übergang vom Junioren- zum Seniorenbereich nannte der ehemalige Leichtathlet Florian Schwarthoff, dass nur wenige der im Jugendbereich erfolgreichen Athleten sofort Anschluss an die nationale und internationale Spitze finden. Dieses Misserfolgserlebnis führe bei vielen zu einem Motivationsloch und zum Abbruch der Karriere. Viele Sportler zögen eine persönliche Bilanz zwischen den subjektiv zu erwartenden Erträgen (Freude am Sport, Ehre, materieller Ertrag) und den finanziellen und gesundheitsbezogenen Kosten der Leistungssportkarriere und anderenorts entgangenem Nutzen. Im Sinne einer Eliteförderung plädierte er zudem, statt Nachteile einer Sportkarriere nur zu vermindern, für Vorteile bei der Studienplatzvergabe, spezielle Ansprechpartner an den Hochschulen, eine stärkere Würdigung der sportlichen Leistungen, eine Bevorzugung bei Praktikumplätzen und spezielle Berufsförderungsmaßnahmen für Leistungssportler.

Das Konzept der im letzten Jahr begründeten Landesinitiative "Hochschulen in NRW - Partner des Spitzensports" sieht einen individuellen Abschluss eines Partnerschaftsabkommens von Hochschulen mit einem Olympiastützpunkt vor. Dies erklärte eine Vertreterin des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung. Darin verpflichteten sich die Hochschulen, einen Rektoratsbeauftragten zu benennen, der sich um die Belange der einzelnen Sportler, zum Beispiel individuelle Sonderregelungen für Sportler innerhalb der Prüfungs- und Studienorganisation, kümmere. Die Kaderathleten träten dieser Vereinbarung mit einer Verpflichtungserklärung bei, wobei sie zum Ausgleich der individuellen Betreuung für Veranstaltungen der Hochschule zur Verfügung stünden. Zudem werde Leistungssportlern doppelt soviel Zeit für ein gebührenfreies Studium zur Verfügung gestellt wie den anderen Studierenden.

Nach Ansicht von Jürgen Brüggemann von der Sportstiftung NRW werden Nachwuchssportler beim Übergang von der Schul- zur Berufsausbildung häufig alleine gelassen. Eine kompetente Beratung erfahre der Athlet häufig erst zu einem Zeitpunkt, wenn die Entscheidung über den beruflichen Werdegang bereits gefallen sei. Es sei Aufgabe der Trainer und Olympiastützpunkte, stärker auf herausragende Talente zuzugehen, um eine optimale Planung der Sport- und der Berufskarriere einzuleiten. Zudem gingen viele Sporttalente mit Haupt- und Realabschluss verloren. Hier müssten die Verbände stärker vermitteln, dass Sport auch eine Chance für den sozialen Aufstieg sein könne. Der Sportbeauftragte der Bayer AG, Meinolf Sprink, erklärte, die Berufs- und Karriereplanung spielten im Konzern eine sehr wichtige Rolle, um Drop-out-Probleme nach Möglichkeit von vornherein zu vermeiden. Hierzu kooperiere der Konzern mit Eliteschulen, Teilinternaten und dem Olympiastützpunkt. Zudem habe Bayer eine Sportlerklasse etabliert, in der der Sport mit einer kaufmännischen oder naturwissenschaftlichen Ausbildung verbunden werden könne. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung werde es jedoch zunehmend schwerer, die Teilnehmer nach Abschluss von Ausbildung und Sportkarriere auch zu übernehmen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2004/2004_056/06
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