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24.08.2000
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Das Kunstprojekt "Der Bevölkerung"
von Hans Haacke

Der Künstler Hans Haacke entwickelte auf Bitten des Deutschen Bundestages ein Kunstprojekt für den nördlichen Innenhof des Reichstagsgebäudes. Das Ergebnis seiner Arbeit, das Kunstprojekt "Der Bevölkerung", wird am 12. September 2000 seiner Bestimmung übergeben. Anbei Daten zum zeitlichen Ablauf und technische Informationen über das Projekt:

Zeittafel zum Verlauf des Kunstprojektes

17.05.1998: Hans Haacke wird vom Deutschen Bundestag gebeten, ein Konzept zur künstlerischen Gestaltung des nördlichen Lichthofs des Reichstagsgebäudes zu entwickeln.

22.06.1998: Der Künstler nimmt die Einladung an. Beginn der Erarbeitung des Konzeptes.

03.06.1999: Unterzeichnung des Vertrags zwischen Hans Haacke und der im Auftrag des Deutschen Bundestages agierenden Bundesbaugesellschaft.

02.11.1999: Der Kunstbeirat, das zuständige Gremium des Bundestages, stimmt der Realisation seines Entwurfes für das Projekt "DER BEVÖLKERUNG" mit großer Mehrheit zu.

25.01.2000: Auf Empfehlung des Ältestenrates kommt das Projekt noch einmal auf die Tagesordnung des Kunstbeirates. Der Kunstbeirat bekräftigt sein positives Votum vom 02.11.1999 erneut mit großer Mehrheit.

07.03.2000: Ein fraktionsübergreifender Gruppenantrag mit 142 Unterschriften zur Ablehnung des Projektes wird eingereicht. Drucksache 14/2867 (neu).

05.04.2000: Bundestagsdebatte und Abstimmung über das Projekt. Entscheidung für die Realisierung mit 260 zu 258 Stimmen bei 30 Enthaltungen.

10.04.2000: Beauftragung von Firmen mit der Ausführung.

03.07.2000: Schriftliche Einladung an die Abgeordneten zur Teilnahme am Projekt und Versand der vom Künstler gestalteten Jutesäcke für den Transport von Erde aus den Wahlkreisen.

11.07.2000: Beginn der Installation im nördlichen Lichthof während der parlamentarischen Sommerpause

31.07.2000 Abschluß der Bauarbeiten

12.09.2000 Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gibt den Auftakt zur Ausstreuung der Wahlkreiserde

Technische Daten zum Kunstprojekt

Erdfläche und Einfassung

Vegetationsfläche
Die Erdfläche wird durch ein Dachbegrünungssystem aus verschiedenen technischen Isolier- und Drainageschichten seitlich und nach unten eingefasst. Der äußere umlaufende Stütz- bzw. Sichtrahmen der Erdeinfassung besteht aus Rubinienholz.

Lage und Maße
Auf den Bodenplatten im nördlichen Lichthof des Reichstagsgebäudes Außenmaße: 20,8m x 6,8m / 28cm hoch

Be- und Endwässerung
Es erfolgt keine künstliche Bewässerung. Die Endwässerung bei übermäßigen Niederschlag regelt sich kontinuierlich und automatisch über eine Drainage im Bodenbereich. Das überschüssige Wasser mündet innerhalb der Erdschicht in sechs sogenannte "Anstaugarnituren". Das Wasser wird hier von Erdpartikeln gefiltert und in die bestehende Abflussschicht (Kiesschicht) unter den Bodenplatten des Innenhofes zu den bestehenden Hofabflüssen geführt.

Rahmenkonstruktion
Er wird durch Stapelung von zwei jeweils 2m langen und 14cm x 14cm dicken Kanthölzern zusammengesetzt. Durch die witterungsbedingte Alterung des Rubinienholzes wird der Rahmen bald eine neutrale Farbe annehmen.

Erdschicht
Die Zugabe der Erde kann direkt durch die am Projekt beteiligten Abgeordneten bzw. einen durch sie beauftragten Mitarbeiter erfolgen. Die Höhe der Erdschicht ist entsprechend des künstlerischen Gesamtkonzeptes abhängig von der Anzahl der sich beteiligenden Abgeordneten. Ab einer 15 cm hohen Erdschicht ist die Entstehung einer Vegetation gewährleistet. Die Erdschichthöhe wird maximal 25cm betragen.

Vegetation
Die durch Beteiligung der Abgeordneten entstehende Erdmischung wird unterschiedlichste Samen in sich tragen; hinzu kommen Flugsamen aus der Umgebung. Es entfaltet sich ein nicht zu planender vegetativer Prozeß, der nicht durch formende Gartenarbeiten beeinflusst werden darf.

Erde und Vegetation
Gärtnerische Pflege ist nicht notwendig, damit sich die Wachstumsprozesse weitestgehend unbeeinflußt entfalten können. Seitens des Hauses ist lediglich zu gewährleisten, daß neue Bundestagsabgeordnete mit dem partizipatorischen Charakter des Kunstwerkes vertraut gemacht werden. Beim Ausscheiden von Parlamentariern die zuvor Ihren Beitrag zum Projekt geleistet hatten, ist wiederum dafür zu sorgen, daß eine Erdmenge von ca. 50 kg dem Erdreich entnommen wird.

Buchstabenkonstruktion
Der Schriftzug setzt sich aus einzelnen Leuchtbuchstaben zusammen. Diese sind in der Mitte der Erdeinfassung auf einem eingebetteten Trägergestell montiert. Aus der Erdoberfläche ragen die einzelnen Buchstaben ca. 40cm heraus, wodurch sie auch bei Entfaltung der angrenzenden Vegetation lesbar bleiben sollen. Die Buchstaben leuchten weiß nach oben. Seitenwände der Buchstaben sind lichtundurchlässig aus witterungsbeständigem, schwarz lackiertem Metall.

Buchstabenmaße
Schrifthöhe: 1,2 m
Gesamtlänge: 18,5 m
Buchstabentiefe: 50 cm (Leuchtoberfläche bis Boden)

Stromversorgung der Leuchtschrift
Die Stromzuleitung erfolgt von den Stromanschlüssen im Innenhof durch das Kiesbett unter den Bodenplatten. Die Leuchtzeiten - korrespondierend mit Besucher bzw. parlamentarischen Sitzungszeiten - könnten entweder über eine zentrale Zeitschaltuhr oder manuell vom Hauspersonal gewährt werden.

Wartung der Leuchtschrift
Die Neonröhren haben im Normalfall eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren. Wegen der Abschwächung der Leuchtintensität ist nach einem Zeitraum von mindestens 6 - 7 Jahren entweder eine Auffrischung der Röhren oder ein kompletter Ersatz der Röhren ratsam.

Statik der Hofdecken
Die Gewichtssumme aus den einzelnen Komponenten des Projektes liegen bei maximal 350 Kg / qm und damit 150 Kg/ qm unter der zugelassenen Maximalbelastung der Bodenplatten.

Webcam, Website und Informationstafeln

Geplante Informationstafeln auf dem Besucherdach
An den beiden Stirnseiten des Glasgeländers auf dem Besucherdach sollen zwei vom Künstler gestaltete, gravierte Metalltafeln über das Projekt informieren.


Inhalte und Funktionen der Website
Projektdarstellung und relevanteZusatzinformationen in Wort, Bild und Bewegtbild

Webcam
Auf einem Sandsteinsims im nördlichen Lichthof wurde eine Einzelbildkamera angebracht und statisch auf die Erdfläche im Innenhof gerichtet. In regelmäßigem Abstand wird automatisch eine Aufnahme der Erdfläche in das Archiv der Website übertragen. Über Wochen, Monate und Jahre entsteht somit ein Internet-Bildarchiv welches im Zeitraffer den vegetativen Wandlungsprozess in eindrücklicher Weise veranschaulicht.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/presse/2000/pz_000912a
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