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April 03/2000
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AUSSCHUSS FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG

Weltweit zehnmal mehr Tote durch AIDS zu beklagen als durch Krieg

(en) Nachdrücklich haben alle Fraktionen in der Sitzung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am 15. März die Forderung des Ausschussvorsitzenden Rudolf Kraus (CDU/CSU) unterstützt, die Öffentlichkeit breit über die verheerenden Ursachen und Folgen der AIDS-Erkrankung zu informieren. Einer Aussage der SPD zufolge sind seit Ausbrechen der Epidemie inzwischen "weltweit zehnmal mehr Tote durch AIDS zu beklagen als durch Krieg".

Zustimmung aller Fraktionen fand auch der Vorschlag der SPD, gemeinsam mit dem Gesundheitsausschuss eine Anhörung zur AIDS-Problematik und den Möglichkeiten der Prävention und der Hilfestellung hinsichtlich der sich abzeichnenden Folgen zu veranstalten.

Grundlage der Diskussion im Ausschuss war die von Staatssekretärin Uschi Eid (SPD) vorgelegte Unterrichtung der Regierung über HIV/AIDS-Bekämpfung – aktuelle Situation, Prävention und Gesundheitsprogramme. Dem Bericht des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zufolge haben sich seit Beginn der Epidemie bis heute weltweit etwa 50 Millionen Menschen infiziert, wovon inzwischen bereits über 16 Millionen Menschen verstorben sind. Ende 1999 lebten über 33 Millionen HIV- beziehungsweise AIDS-infizierte Menschen weltweit, davon 95 Prozent in den Entwicklungsländern.

Angesichts der Tatsache, dass 16.000 Menschen sich täglich neu infizierten (davon 1.000 Kinder), sprach die SPD von einer Todesspirale, der unbedingt Einhalt geboten werden müsse. Afrika sei mit derzeit 23 Millionen infizierten Menschen die am stärksten betroffene Region, allerdings dürfe dabei nicht vergessen werden, dass zum heutigen Zeitpunkt die Länder Süd- und Südost.asiens mit inzwischen 6 Millionen HIV- bzw. AIDS-Infizierten inzwischen den schnellsten Zuwachs verzeichnen müssten.

Ebenfalls starke Zuwächse seien in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, in Osteuropa und Zentralasien zu erwarten, die derzeit mit 360.000 Infizierten statistisch noch relativ gering ausgewiesen seien. Allein in Russland habe sich jedoch in den letzten zwei Jahren die Zahl der AIDS-Infektionen verdoppelt. Demgegenüber konnten den Angaben zufolge in Nordamerika mit einem Stand von 900.000 Infizierten und 44.000 Neuinfektionen und den Ländern Westeuropas mit 500.000 Infizierten und 30.000 Neuinfektionen dank entsprechender Aufklärung und Prävention vergleichsweise geringe Zuwächse registriert werden (siehe Tabelle).

  Zahl der mit dem
Virus Lebenden
 
Zahl der 1999
erfolgten
Neuinfektionen
Zahl der seit Anfang
der Epidemie
Verstorbenen
1. Subsahara-Afrika 23,3 Mio. 3,8 Mio 13,7 Mio.
2. Süd- und Südostasien 6,0 Mio. 1,3 Mio. 1,1 Mio
3. Lateinamerika 1,3 Mio. 150.000 520.000
4. Nordamerika 920.000 44.000 450.000
5. Ostasien und Pazifik 530.000 120.000 40.000
6. Westeuropa 520.000 30.000 210.000
7. Zentraleuropa und Ostasien 360.000 95.000 17.000
8. Karibik 360.000 57.000 160.000
9. Nordafrika und Mittlerer Osten 220.000 19.000 70.000
10.Australien und Neuseeland 12.000 500 8.000
Gesamt 33,6 Mio. 5,6 Mio. 16,3 Mio.

Dem Bericht zufolge wird es in den am stärksten betroffenen Ländern zu einem Rückgang der Bevölkerungszahlen um 16 Prozent bis zum Jahre 2015 kommen, wobei inoffizielle Quellen nach Aussage der F.D.P. sogar von 40 Prozent Bevölkerungsrückgang ausgehen.

Mit der hohen Sterblichkeit, die alles bisher Dagewesene übertreffe, werde die Entwicklung vieler Länder drastisch negativ beeinflusst, da eine Vielzahl von gut ausgebildeten einheimischen Fachkräften dann nicht mehr zur Verfügung stehe. Ein Beispiel, wie sehr HIV/AIDS die gesellschaftlichen Strukturen eines Landes verändern kann, gab die Union: Bei Blutspenden in Uganda sei "früher das Militär kompanieweise angetreten", während man heute darauf angewiesen sei, das Blut von neunjährigen Kindern zu entnehmen, und selbst dies noch mehrfach kontrollieren und filtern müsse, bevor eine einwandfreie Blutkonserve gewonnen werden könne.

Heftig diskutiert wurde im Ausschuss auch die unterschiedliche Haltung der Regierungen, wobei dies vor allem bei den am stärksten von AIDS betroffenen Ländern zum Ausdruck komme. Als positives Beispiel wurde Uganda angeführt, wo den Ausführungen zufolge nahezu jede öffentliche Veranstaltung mit konkreten Hinweisen zur Vermeidung von HIV-Ansteckungen und zur Hilfestellung bei Erkrankungen erfolge, während es in anderen Ländern zu einem schon verbrecherischen Verschweigen der tatsächlichen Situation komme.

Als ein besonderes Problem stelle sich die Situation der AIDS-Waisen dar, von denen es allein in Afrika zurzeit 600.000 gebe. Kinder gehören dem Bericht zufolge zu den am stärksten von HIV und AIDS Betroffenen: Durch die steigende Zahl infizierter Frauen im gebärfähigen Alter erhöht sich die Zahl der HIV-infizierten Neugeborenen, während gleichzeitig die Zahl der Waisenkinder - ob nun HIV-infiziert oder nicht – durch den frühen Tod ihrer AIDS-kranken Eltern drastisch zunimmt.

In diesem Zusammenhang sagte die Regierung zu, einem Hinweis der Union zu folgen und einen bereits vor zehn Jahren angesprochenen Fonds für AIDS-Waisen in die Initiativen zur AIDS-Bekämpfung einzubinden.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0003/0003025
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