01.02.2005
Claudia
Nolte/Peter Weiss/Klaus-Jürgen Hedrich:
Kuba-Entscheidung der EU: Falsches Signal!
Zur gestrigen
Entscheidung der EU-Außenminister, die wegen massiver
Menschenrechtsverletzungen des Castro-Regimes im Jahre 2003
verhängten Sanktionen gegen Kuba auszusetzen,
äußern sich die Lateinamerika-Experten der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion Claudia Nolte, Peter Weiss und
Klaus-Jürgen Hedrich:
„Der Rat
der EU-Außenminister hat mit seiner Entscheidung, seine 2003
erhobenen Sanktionen auszusetzen, ein falsches Signal gesetzt.
Obendrein haben sie in einem informellen „gentlemen's
agreement“ beschlossen, die Praxis aufzugeben, kubanische
Dissidenten zu Botschaftsempfängen an den jeweiligen
Nationalfeiertagen einzuladen. Dies ist beschämend: Denn im
Juni 2003 wollte die EU auf die Verhaftung von 75 Dissidenten durch
das Castro-Regime es als bewusstes Signal verstehen, dass als eine
Gegenmaßnahme die Dissidenten gezielt zu den
Nationalfeiertagen eingeladen werden. Die Dissidenten nun
auszuladen, setzt das konträre Signal! Die sog.
„Cocktail-Einladungen“ - in deren Folge die offiziellen
kubanischen Repräsentanten den Botschaftsfeiern fern blieben -
waren eine überaus wichtige Form der internationalen
Aufmerksamkeit für die Situation der demokratischen Opposition
auf Kuba und stellten gleichsam eine Art Schutzschild gegen
Entgleisungen des Castro-Regimes dar. Es ist nicht hinnehmbar, dass
im Ergebnis das kubanische Unrechtsregime darüber entscheidet,
wer in die diplomatischen Repräsentanzen der EU eingeladen
wird.
Die Zustimmung
des deutschen Außenministers stellt überdies eine
Missachtung des Deutschen Bundestages dar, hatte sich doch der
Auswärtiges Ausschuß des Deutschen Bundestages
überparteilich dafür ausgesprochen, gerade die Praxis der
Einladung an Dissidenten beizubehalten. Die Gleichgültigkeit
der Bundesregierung gegenüber falschen Signalen in der
Menschenrechtspolitik zieht sich wie ein roter Faden von China,
Russland nach Kuba.
Dieser
menschenrechtsverachtende Kurswechsel der EU ist vor allem den
innenpolitischen Interessen der sozialistischen Regierung Spaniens
geschuldet. Zwar ist zu begrüßen, dass auch beschlossen
wurde, intensivere Kontakte mit Vertretern der kubanischen
Opposition zu unterhalten, jedoch muss die Bundesregierung darauf
achten, dass die spanische Regierung diesen Dialog nicht noch
verwässert, wie sie es kontinuierlich versucht hat.
Leider kann
durch das Entgegenkommen der kubanische Diktator Castro den
internationalen Gesichtsverlust wieder wettmachen, den er durch die
Repressionswelle von 2003 erlitten hat. Wenn im Zuge der
„Entspannung“ möglicherweise auch bald wieder
Mittel aus der zur Zeit eingefrorenen EU-Entwicklungszusammenarbeit
nach Kuba fließen, bedeutet dies eine weitere Stärkung
des maroden Systems.
Die EU
muß auf eine konsequente Linie in ihrer Kuba-Politik achten:
umfassende Zugeständnisse in Menschenrechtsfragen müssen
vor dem Abbau von Sanktionen erfolgen. Es darf nicht toleriert
werden, dass Castro durch tröpfchenweise Entlassungen nach
zuvorigen Verhaftungswellen das Vorgehen der EU diktiert und
dadurch überdies die Aufmerksamkeit für die über 300
verbleibenden politischen Gefangenen vermindert wird. Durch eine
„Appeasement-Politik“ erleichtert man es Castro, die
demokratische Opposition zu schwächen und hilft so, das
Terrain für eine systemgetreue Nachfolgeregierung zu
bereiten.
Es ist ratsam,
sich vielmehr auf die Zeit nach Castro konsequent vorzubereiten und
offener als bisher den Kontakt mit jenen Oppositionellen zu suchen,
die praktikable Lösungen für einen Übergang zur
Demokratie bereithalten. Hierzu zählt vor allem Oswaldo Paya,
die Führungsfigur des Proyecto Varela und des Dialogo
Nacional, die trotz starker Repressalien einen hohen
Mobilisierungsgrad erreicht haben.
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