Die Beziehungen zwischen Deutschland und der VR
China
Vortrag im Rahmen des Fudan-KAS-Forums
Shanghai, 07. Juni 2004
Klaus-Jürgen Hedrich
Mitglied des Deutschen Bundestages
Staatssekretär a.D.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Beziehungen
2.1 Wirtschaftliche Beziehungen
2.2 Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit
2.3 EZ
3 Rechtsstaatsdialog
4 Schlußbemerkung
1
Einleitung
Die
Bundesrepublik Deutschland und die Volksrepublik China haben 1972
diplomatische Beziehungen aufgenommen.
In den
zurückliegenden Jahren haben sich die Beziehungen zwischen
beiden Staaten zu großer Vielfalt, beachtlicher Dichte und
zunehmender politischer Substanz entwickelt - sie sind
freundschaftlich und gut. China ist mittlerweile der wichtigste
Wirtschaftspartner Deutschlands in Asien, Deutschland ist Chinas
wichtigster Handelspartner in Europa.
Deutschland
vertritt ebenso wie seine EU-Partner eine
Ein-China-Politik.
Der
Rechtsstaatsdialog (s.u.) und die deutsch-chinesische
Umweltkonferenz in Peking im Dezember 2000 haben den Grundstein
für eine neue deutsch-chinesische Kooperation in wichtigen
Bereichen gelegt.
Der offizielle
Besucherverkehr zwischen beiden Ländern ist sehr
rege.
Der damalige
Staatspräsident und heutige Vorsitzende der Zentralen
Militärkommission Jiang Zemin stattete Deutschland vom 08. bis
13.04.2002 einen Staatsbesuch ab. Bundespräsident Rau wurde
vom 09. - 17.09.03 offiziell in China empfangen. Der damalige
Vizepräsident und heutige Präsident der Volksrepublik
China, Hu Jintao, hielt sich vom 08. - 11.11.2001 zu einem
mehrtägigen offiziellen Besuch in Deutschland auf.
Bundeskanzler Schröder besuchte vom 01. - 04.12.2003 China zum
fünften Mal. Dabei wurde zwischen beiden Seiten ein Abkommen
zur Errichtung von Generalkonsulaten in Chengdu und Frankfurt/Main
unterzeichnet. Anfang Mai besuchte der chinesische
Ministerpräsident Wen Jiabao die Bundesrepublik.
2 Die
Beziehungen
China und
Deutschland treten gemeinsam für eine internationale Ordnung
ein, die der gleichberechtigten Zusammenarbeit auf der Grundlage
einer Stärke des Rechts verpflichtet ist. Nur die Beachtung
dieser Prinzipien ermöglicht uns die Bewältigung der
großen, vor uns liegenden Herausforderungen. Dies betrifft
Herausforderungen im Irak oder in Nordkorea, in Afghanistan oder
beim Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Unsere
Länder lassen sich dabei von der Überzeugung leiten, dass
Frieden und Entwicklung einander bedingen. Ohne Frieden gibt es
keine Entwicklung. Aber ohne Entwicklung, ohne spürbare
Verbesserung der Lebenschancen und des Wohlstands der Menschen, ist
auch der Frieden häufig in Gefahr.
Seit
längerem bestimmt ein zentraler Leitgedanke die Chinapolitik
aller europäischen Staaten: China durch Angebote zur
Zusammenarbeit in die Staatengemeinschaft einzubinden und es auf
diesem Wege zur Einhaltung internationaler Normen und
Verhaltensregeln zu bewegen. Deshalb hat Deutschland die Aufnahme
Chinas in die WTO unterstützt, deshalb ermutigt es die
Volksrepublik, internationale Konventionen zum Schutz der
Menschenrechte oder der Umwelt zu unterzeichnen und
umzusetzen
Deshalb auch
die Anregung von Bundeskanzler Schröder, den chinesischen
Regierungschef zu den jährlichen Gesprächen der acht
größten Industrieländer (G8) hinzuzuziehen Sachlich
ist sie gut begründet denn China ist inzwischen zur
viertgrößten Handelsnation der Welt
aufgestiegen.
2.1
Wirtschaftliche Beziehungen
Die EU war 2002
drittgrößter Handelspartner Chinas und
fünftgrößter ausländischer Investor in China.
Das Profil der EU in China erhöhte sich wesentlich durch die
am 19. Mai 2000 erfolgreich abgeschlossenen bilateralen
Verhandlungen, die schließlich zum Beitritt Chinas zu der
Welthandelsorganisation (WTO) mit Wirkung vom 11. Dezember 2001
führten. In den kommenden Jahren wird die weitere Integration
der VR China in das Welthandelssystem einen neuen Schwerpunkt des
wirtschaftspolitischen Dialogs zwischen der EU und China
bilden.
Ebenso wie
zwischen China und den Vereinigten Staaten besteht auch zwischen
der EU und China ein regelmäßiger und intensiver
Austausch in Fragen des Handels und der Investitionen.
Die
deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen entwickelten sich mit
atemberaubendem Tempo zu einer Erfolgsstory. 1972 exportierten
deutsche Unternehmen Waren für gerade 270 Millionen Euro,
heute sind es fünfzig mal mehr. China ist der wichtigste
deutsche Exportmarkt in Asien geworden - vor Japan. Aus Chinas
Sicht ist Deutschland der größte europäische
Handelspartner und in den letzten Jahren auch der größte
europäische Investor. Eines der spektakulärstes Projekte
der bilateralen Zusammenarbeit ist die erste kommerzielle Anwendung
der Transrapid-Magnetschwebetechnologie.
Die deutsche
Wirtschaft ist fest entschlossen, das große Potential, das
sich ihr in China bietet, zu nutzen - und zwar zum beiderseitigen
Vorteil. Wir wollen unseren Völkern die Teilhabe an den
Chancen der Globalisierung eröffnen.
Derzeit sind
China und die EU füreinander der jeweils
drittgrößte Handelspartner. Und die chinesische
Regierung erwartet, daß das Europa der 25 als chinesischer
Außenhandelspartner und bei Auslandsinvestitionen in der
Volksrepublik eine führende Rolle spielt.
Deutscher und
europäischer Enthusiasmus täuschen im übrigen
darüber hinweg, daß der chinesische Markt auch unter
Europäern heiß umkämpft ist und es insofern keine
gemeinsame Außenwirtschaftspolitik gibt. Es ist folglich kein
Zufall, wenn die EU ihre Chinastrategie vornehmlich politisch
begründet. Im jüngsten Kommissionspapier ist die Rede von
einem "klaren Interesse der EU und Chinas, als strategische Partner
auf der internationalen Bühne zu arbeiten".
Wichtigster
Handelspartner Chinas innerhalb der EU ist die Bundesrepublik
Deutschland, die ihre Exporte nach China seit 1998 um jährlich
22 Prozent steigern konnte. Gleichzeitig ist die Volksrepublik,
berücksichtigt man den innereuropäischen Handel, für
Deutschland weniger wichtig als beispielsweise Tschechien. Die
unsichtbaren Handelshemmnisse bleiben beträchtlich.
Erwartungen der deutschen Industrie beziehen sich vornehmlich auf
eine schwer vorhersehbare Zukunft.
Im Jahr 2002
hat ist Ihr Land zum wichtigsten Exportmarkt für deutsche
Produkte in Asien entwickelt; bei Einbeziehung des deutschen
Handels mit der Sonderverwaltungszone Hongkong spielt der
gesamtchinesische Wirtschaftsraum bereits seit 2000 diese Rolle.
Deutschland ist mit Abstand Chinas größter
europäischer Handelspartner und steht in der Rangfolge der
weltweiten Handelspartner Chinas auf Platz sechs. Der
deutsch-chinesische Handel "boomt". Nachdem bereits 2001 die
deutschen Exporte nach China um 27,5 Prozent auf 12,1 Mrd. EUR
gestiegen waren, legten sie im Jahr 2002 wieder um knapp 20 Prozent
auf 14,5 Mrd. EUR zu; der Trend setzte sich im Jahr 2003
ungeschmälert fort.
Gleichzeitig
importieren deutsche Unternehmen wesentlich mehr Waren aus China,
als sie dorthin liefern. Die deutschen Einfuhren aus China beliefen
sich im Jahr 2002 auf 21,1 Mrd. EUR, ein Zuwachs von 5,6 Prozent.
Auch dieser Trend setzte sich im Jahr 2003 fort - mit einer
deutlich höheren Zuwachsrate. Das deutsche
Handelsbilanzdefizit gegenüber China bewegt sich seit Jahren
zwischen 5 und 9 Mrd. EUR jährlich.
Deutschland
ist seit 1999 Chinas größter europäischer Investor,
liegt damit aber deutlich hinter Hongkong, den USA und auch Taiwan.
Deutsche Unternehmen haben summiert bis Ende 2002
Direktinvestitionen in China in Höhe von rund 8,5 Mrd. USD
getätigt. Zu dieser Summe kommen reinvestierte Gewinne hinzu.
Die Investitionen fließen neben dem Bereich der chemischen
Industrie (BASF und Bayer arbeiten an Investitionen in
Milliardenhöhe) vor allem und schon traditionell in den
Sektoren des Automobilbaus (VW, BMW, wohl auch bald
Daimler-Chrysler) sowie des Maschinen- und Anlagenbaus. Mit
zunehmender Berechenbarkeit der Investitionsbedingungen in China
hat sich dabei in den vergangenen Jahren insbesondere der deutsche
Mittelstand verstärkt in China engagiert.
China war in
den letzten Jahren insgesamt sehr erfolgreich bei der Anwerbung
ausländischer Direktinvestitionen, gleichwohl können und
sollten die Rahmenbedingungen für ausländische
Investitionen weiter verbessert werden, um den Investitionsstandort
besonders für mittelständische Unternehmen noch
attraktiver zu gestalten. Investoren erwarten mehr
Rechtssicherheit, mehr Vertragsfreiheit, wollen ihren Vertrieb
selbst organisieren und denselben Zugang wie chinesische
Unternehmen zu öffentlichen Aufträgen erhalten. Allgemein
wird damit gerechnet, dass sich diese Bedingungen nach dem
erfolgten WTO-Beitritt schrittweise weiter verbessern. Im Sommer
2002 konnte der neue gegenseitige Investitionsförderungs- und
-schutzvertrag paraphiert werden Im Dezember 2003 wurde ein
Abkommen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz
von Kapitalanlagen unterzeichnet.
China befindet
sich mitten im schwierigen Prozess, eine konjunkturelle
Überhitzung unter Kontrolle zu bringen. Der Erfolg dieser
Bemühungen ist von Bedeutung für Ostasien und die
Weltwirtschaft.
2.2
Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit
Die Kooperation
im Rahmen des mit China vor 25 Jahren abgeschlossenen
Regierungsabkommens zur wissenschaftlich-technologischen
Zusammenarbeit (WTZ) hat sich in den letzten Jahren deutlich
intensiviert. China ist inzwischen sowohl nach der Zahl der
gemeinsamen Projekte als auch nach dem Finanzvolumen der wichtigste
Kooperationspartner Deutschlands mit einem entsprechenden Abkommen.
Nahezu alle bedeutenden Forschungseinrichtungen, zahlreiche
Universitäten und bei vielen Projekten auch industrielle
Partner sind auf beiden Seiten in die Zusammenarbeit einbezogen.
Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und die Chinesische Akademie der
Wissenschaften (CAS) feiern 2004 den 30. Jahrestag ihrer intensiven
und erfolgreichen Zusammenarbeit. Die Fraunhofer Gesellschaft (FhG)
und die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF)
haben Repräsentanzen in Peking eröffnet. Eine Vielzahl
von Projekten in der Wissenschaft und in der Industrie stoßen
neue Projekte an, die dann nicht mehr im Rahmen des
Regierungsabkommens durchgeführt werden.
China liegt
beim Förderprogramm des DAAD an der Spitze Asiens, bei den
Forschungsstipendien der Alexander von Humboldt Stiftung z. Zt.
weltweit vor allen anderen Ländern. Mit über 16.000
Studierenden nahm China im Studienjahr 2002/2003 unter den
ausländischen Studierenden in Deutschland bereits den ersten
Platz ein (vor Polen und Frankreich). Kehren nur etwa 30 % der
chinesischen Studenten in den USA in ihre Heimat zurück, ist
dieser Anteil an den bei uns Studierenden doppelt so hoch. Um so
lohnender für eine dauerhafte Bindung an Deutschland sind
Nachbetreuungsmaßnahmen.
Inzwischen
gibt es mehr als 300 Partnerschaften zwischen chinesischen und
deutschen Hochschulen. Viele dieser Partnerschaften sind erst in
den vergangenen drei Jahren entstanden. Wir spüren hier eine
regelrechte Aufbruchstimmung. Chinesische Wissenschaftler
genießen in Deutschland hohes Ansehen. Unter den
Alexander-von-Humboldt-Stipendiaten für ausländische
Spitzenforscher - die übrigens nicht nach Quoten vergeben
werden - stellen Chinesen inzwischen die größte
Gruppe.
Der
chinesische Forschungsminister Xu Guanhua und die Bundesministerin
für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, haben die
Aufnahme neuer Großprojekte im Hightech-Bereich vereinbart.
So konnte z.B. die Einrichtung eines deutsch-chinesischen Instituts
für Softwaretechnologie mit Standorten in Berlin und in Peking
Ende 2003 realisiert werden. Gleichzeitig wurden verstärkt
gemeinsame Projekte in der Bildungszusammenarbeit, wie z.B.
gemeinsame Master-Studiengänge, Einrichtung von
Fachhochschulen in China und ein Ausbildungszentrum für
Lasertechnologie in Angriff genommen.
Das von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der chinesischen
"National Natural Science Foundation" (NSFC) gemeinsam errichtete
"Chinesisch-Deutsche Zentrum für Wissenschaftsförderung"
nahm im Herbst 2000 in Peking seinen Betrieb auf. Inzwischen hat
sich dieses Zentrum zu einem wichtigen Pfeiler für die
Zusammenarbeit entwickelt und führt eine große Zahl
gemeinsamer Konferenzen, Symposien und Workshops durch mit dem
Ziel, Wissenschaftler zu neuen Kooperationen zusammenzubringen. Auf
dem Höhepunkt der SARS-Erkrankungen hat dieses Zentrum im Mai
2003 ein deutsch-chinesisches Symposium zu den aktuellen
Erkenntnissen der Erkrankung und ihrer Bekämpfung veranstaltet
und damit einen wichtigen Beitrag zur Einschätzung der Lage
und weiterer Vorgehensweisen geleistet.
China nimmt an
fünf Projekten der regionalen Zusammenarbeit EU-Asien teil.
Große von der EU geförderte Programme - wie das geplante
ERASMUS World Programm und die seit 2002 laufende
Hochschulzusammenarbeit ("Asia-Link") - werden junge Chinesen
voraussichtlich in größerer Zahl auch an deutsche
Hochschulen und Forschungsinstitute bringen.
China hat sich
mit einer größeren Zahl von Projekten am 5.
Forschungsrahmenprogramm der EU beteiligt und will diese
Beteiligung im inzwischen angelaufenen 6. Rahmenprogramm
(2002-2006) weiter intensivieren.
Seit 1979 sind
die bilateralen Kulturbeziehungen zwischen Deutschland und China
durch ein Kulturabkommen geregelt, auf dessen Grundlage
Zweijahres-Kulturaustauschprogramme vereinbart werden. Die letzten
Kulturkonsultationen haben im Januar 2003 in Berlin stattgefunden
und führten zum Abschluss des Kulturaustauschprogramms
2003-2005. In Peking und Shanghai bestehen Deutsche Schulen. Die
Schule in Shanghai teilt sich mit der Französischen Schule
einen so genannten Eurocampus.
Der
Schwerpunkt der Arbeit vieler deutscher Stiftungen und kultureller
Einrichtungen wird auch zukünftig weiter auf dem Austausch im
Bereich von Hochschule und Wissenschaft, auf der Verbesserung des
Angebotes von Deutschunterricht in China und auf der Förderung
des Jugendaustausches liegen. Innerhalb der politischen
Bildungsarbeit ist Deutschland vor allem an einem Demokratie- und
Menschenrechtsdialog sowie der Förderung von rechtsstaatlichen
Strukturen in China gelegen.
Seit 1988
wirkt in Peking eine Zweigstelle des Goethe-Instituts. 1994 nahm
die Außenstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
(DAAD) Peking ihre Arbeit auf. 2001 richtete die Bundesregierung an
der Botschaft Peking eine akademische Prüfstelle für
Studienbewerber aus China ein.
Die
politischen und wirtschaftlichen Interessen werden wohl auch
zukünftig einen starken Einfluss auf die bilateralen
Kulturbeziehungen haben. Gleichzeitig werden Kunst und Kultur ein
Gradmesser der bilateralen Beziehungen bleiben. Die Auswärtige
Kulturpolitik für China geht für die nächsten Jahre
von einer Fortsetzung und Intensivierung des bilateralen
Kulturaustausches aus.
2.3
EZ
Wie in
Deutschland geht es auch in China darum, wirtschaftliche
Modernisierung und sozialen Fortschritt zu fördern. In diesem
Zusammenhang sehen wir auch die Reformpolitik der chinesischen
Regierung. Die Bemühungen, die Entwicklung in den
wirtschaftlich schwächeren Regionen verstärkt zu
fördern, finden unsere Anerkennung und
Unterstützung.
Die
umfangreiche deutsche entwicklungspolitische Zusammenarbeit -
Deutschland ist bislang nach Japan der größte bilaterale
Geber, Großbritannien scheint aber im Begriff zu sein,
mindestens gleichzuziehen - ist in ihrem Engagement auf folgende
Bereiche konzentriert:
- Umweltpolitik/Schutz natürlicher Ressourcen/erneuerbare
Energien (einschließlich Aufforstung, Bekämpfung der
Wüstenbildung, Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit,
Tropenwaldschutz, umweltschonende Technologien bei der
Energieerzeugung, Entwicklung des ländlichen Raums in
Verbindung mit Armutsbekämpfung);
- Wirtschaftsreform/Aufbau der Marktwirtschaft
(einschließlich Finanzwesen, Berufsbildung, Förderung
kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), industrieller
Umweltschutz, Beratung im Bereich
Wirtschaftsreform/Wirtschaftsrecht, soziale
Sicherungssysteme);
- Trinkwasser/Wassermanagement/Abfall;
- Schienengebundene Verkehrsprogramme in Verbindung mit
städteplanerischen Maßnahmen.
Auch
Maßnahmen zur Reform des Rechtssystems und im
Gesundheitsbereich - einschließlich AIDS - werden zunehmend
gefördert.
Für die
Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) wurden im Jahr 2003 aus dem
Haushalt des Bundesministeriums für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 50 Mio. Euro, davon 26 Mio.
als Zuschuss und 24 Mio. als Darlehen zu IDA-Konditionen neu zur
Verfügung gestellt. Hinzu kommen von der Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KfW) beschaffte 15 Mio. Euro zu
Marktkonditionen. Für die Technische Zusammenarbeit (TZ)
wurden 2003 20 Euro Mio. zugesagt.
Die
Volksrepublik ist damit zum größten Empfänger
deutscher Entwicklungshilfe geworden.
3
Rechtsstaatsdialog
Der
regelmäßige politische Dialog und das dichte Geflecht
unserer bilateralen Beziehungen haben eine tragfähige
Vertrauensbasis geschaffen. Das erlaubt es uns, auch kontroverse
Fragen offen und konstruktiv zu erörtern. Es geht uns dabei
nicht um den Export bestimmter Vorstellungen, sondern darum, das
Bewusstsein universeller Menschenrechte zu verbreitern und zu
vertiefen. Für die Entwicklung eines Landes ist es wesentlich,
die schöpferischen Kräfte seiner Menschen zu fördern
und umfassend zur Entfaltung zu bringen.
Von deutscher
Seite wird es daher begrüßt, dass der
Deutsch-Chinesische Rechtsstaatsdialog mit dem bilateralen
Menschenrechtsdialog zusammengeführt worden ist. Denn jeder
Rechtsstaat basiert auf den elementaren Menschenrechten des
Einzelnen - so, wie sie in der Charta der Vereinten Nationen und
den darauf basierenden internationalen Vereinbarungen verankert
sind.
Die
Verbesserung der Menschenrechtslage in China ist zentrales Anliegen
bei unseren Bemühungen um die weltweite Geltung der
universellen Menschenrechte. Dem dient der Menschenrechtsdialog,
den die Bundesregierung bilateral und im EU-Rahmen mit der
chinesischen Regierung auf Expertenebene führt.
Menschenrechtsfragen bilden einen wichtigen Bestandteil des
politischen Dialogs auf Außenministerebene sowie der
Gespräche des Menschenrechtsbeauftragten mit Vertretern der
chinesischen Regierung.
Die ist ein
wichtiges Ergebnis des Besuchs des Bundeskanzlers im letzten
Dezember.
Der bilaterale
Rechtsstaatsdialog ist ein Kernstück der Beziehungen.
Bundeskanzler Gerhard Schröder und Ministerpräsident Zhu
Rongji hatten während des offiziellen Besuchs des
Bundeskanzlers in China im November 1999 vereinbart, einen
umfassenden Dialog über Fragen des Rechtsstaats zu
führen. Ausgehend von der Unteilbarkeit des Rechtsstaats
sollen die Reformen in der Volksrepublik begleitet und ein
gemeinsamer Beitrag zur globalen Durchsetzung von rechtsstaatlichem
Denken und Menschenrechten geleistet werden. Im Sommer 2000
unterzeichneten die damalige Bundesministerin der Justiz und der
Minister im Rechtsamt des Staatsrates eine Vereinbarung zum
Austausch und zur Zusammenarbeit im Rechtsbereich. Seitdem werden
im Rahmen von Zwei-Jahresprogrammen konkrete gemeinsame Projekte
durchgeführt.
So hat
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries am 17. Mai in Peking
gemeinsam mit dem Leiter des chinesischen Rechtsamts, Minister Cao
Kangtai, das fünfte bilaterale Symposium im Rahmen des
deutsch-chinesischen Rechtsstaatsdialogs eröffnet. Zwei Tage
diskutierten Experten aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung zum
Thema „Grundrechtsschutz durch Verfahren und
Notstandsregelungen im Rechtsstaat.
Trotz der als
positiv zu wertenden Dialogbereitschaft auf chinesischer Seite
bleibt die Menschenrechtslage in China weiterhin ein Reibungsfaktor
im bilateralen Verhältnis. Die Bundesregierung hat im Rahmen
ihres bilateralen Menschenrechtsdialogs und im EU-Rahmen wiederholt
deutlich gemacht, dass nachprüfbare Fortschritte in den
Bereichen Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein
wichtiger Gradmesser für die weitere Intensivierung der
Beziehungen zwischen China und Deutschland bleiben.
4
Schlußbemerkung
Nach einem
schwierigen Start 1972 - und einem wechselvollen Verlauf - haben
die deutsch-chinesischen Beziehungen eine Dynamik entwickelt, die
mit dem Verhältnis zu keinem anderen Staat in Asien
vergleichbar ist. Dissonanzen, sogar erhebliche Kontroversen,
konnten bei so ungleichen Partnern nicht ausbleiben. Hinter dem
offiziellen Bild bemühter Harmonie, das gerade bei
Staatsbesuchen gern gezeigt wird, ist es niemals nur
einträchtig zugegangen. Doch das deutsch-chinesische
Verhältnis hat sich als solide genug erwiesen, um dergleichen
zu verkraften. Einige kritische Worte schaden ihm nicht.
In den
über 30 Jahren seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen
haben beide Staaten herausragende Bedeutung füreinander
gewonnen. Eine bewährte Tradition und der hohe Stellenwert,
den die Zusammenarbeit mit Deutschland aus chinesischer Sicht heute
einnimmt, versprechen allein noch kein Privileg für die
Zukunft.
Gleichwohl:
Auf dem Fundament der vergangenen Jahrzehnte lässt sich
weiterbauen, wenn der Strukturwandel in China auch in Zukunft
friedlich verläuft. Doch unter diesem Vorbehalt stehen
letztlich alle China-Prognosen.
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