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III. Das kaiserliche Deutschland

1. Vom preußischen Verfassungskonflikt zum Norddeutschen Bund

Als Wilhelm I. im Oktober 1858 in Preußen die Regierungsgeschäfte übernimmt, hoffen viele Zeitgenossen auf eine Liberalisierung des politischen Systems. Statt zur Zusammenarbeit mit den Liberalen, wie in anderen deutschen Staaten, kommt es in Preußen über die Frage der Heeresreform jedoch bald zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung zwischen Exekutive und Parlament. Als die liberale Landtagsmehrheit den Gesamthaushalt für 1862 nicht bewilligt und die antiparlamentarische Militärkamarilla um Edwin von Manteuffel die Entlassung der gemäßigt liberalen Minister durchsetzt, spitzt sich die Lage gefährlich und mehr und mehr zu Ungunsten der Krone zu.

III. Das kaiserliche Deutschland, Grafik zu Teil 1
Krönung Wilhelm I. zum preußischen König in Königsberg im Jahre 1861. Gemäldeskizze von Adolph von Menzel, 1861

In dieser Situation wird mit Otto von Bismarck, den der König im September 1862 an die Spitze des Staatsministeriums beruft, der überlegene Verteidiger des monarchischen Obrigkeitsstaats gefunden. Für die Liberalen urteilt August Ludwig von Rochau, dass mit dieser Ernennung "der schärfste und letzte Bolzen der Reaktion von Gottes Gnaden verschossen" sei. In der Tat regiert Bismarck ohne einen von der Volksvertretung verabschiedeten Etat praktisch außerhalb der Verfassung. Empört über den antiparlamentarischen Kurs des "Konfliktministers", treten zahlreiche Liberale und Demokraten jetzt in ganz Deutschland dem großdeutschen Reformverein bei, der im Herbst 1862 in Konkurrenz zum kleindeutschen Nationalverein gegründet worden ist.

Es sind nicht allein die militärischen Siege von 1864 und 1866, die schließlich Teile der preußischen Liberalen zu einem Kurswechsel zu Gunsten Bismarcks veranlassen, es ist vor allem deren politisches Resultat: Mit der Gründung des Norddeutschen Bundes entsteht am 16. April 1867 unter Führung Preußens ein einheitlicher Wirtschaftsraum mit hohem Modernisierungspotenzial, wenn auch ohne parlamentarisch verantwortliche Minister. Gleichzeitig wird damit das Übergewicht des monarchisch-bürokratischen Systems festgeschrieben. Während sich Bismarck, jetzt auch Kanzler des Norddeutschen Bundes, in erster Linie auf Nationalliberale und Freikonservative stützen kann, bilden Teile der Linksliberalen, Altkonservative und das Gros der katholischen Fraktion eine breite, doch zersplitterte Opposition.

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Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/ausst/wege/katalog/3_1
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