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Juli 02/1998
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Antibiotika in Tierfutter umstritten

(ge) Ein bundesweites aber auch EU-weites Resistenz-Monitoring ist sowohl wünschenswert als auch machbar, aber nicht zum "Null-Tarif" zu haben.
Darin stimmten die vom Gesundheitsausschuß am 23. Juni zu einem Gespräch über Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung geladenen Experten überein. Basis der Diskussion war ein Antrag der SPD-Fraktion zur Verringerung des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung (13/6553).
Die Experten von Industrie- und Verbraucherverbänden, Wissenschaftsinstituten und Ärztekammern konstatierten einen großen Nachholbedarf beim Resistenz-Monitoring sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin. Die statistischen Daten reichten nicht aus, um konkrete Aussagen darüber zu machen, inwieweit Resistenzen bei Tieren auf Menschen übertragbar seien.
Die SPD verlangte in ihrem Papier, die Bundesregierung solle europaweit im Rahmen einer insgesamt künftig restriktiven Zulassungspraxis von Fütterungsarzneimitteln zunächst ein sofortiges Verbot der Antibiotika der Gruppe der Fluorchinolone betreiben, die in der Humantherapie eine existentielle Bedeutung haben. Darüber hinaus müsse auf EU-Ebene auf die Einführung eines Resistenz-Monitoring für Tierarzneimittel analog zum Vorgehen in der Humanmedizin gedrängt werden. Bei der Zulassung von Tierarzneimitteln sollte künftig der Arzneimittelbegriff auf die therapeutische Wirksamkeit eingeengt werden. Medikamente mit prophylaktischen Indikationen dürften nicht länger als Leistungs- oder Wachstumsförderer eingesetzt werden. Klinisch-wissenschaftliche Studien zeigten, daß es zur Entwicklung einer Vielzahl von menschlichen Resistenzen gegen Antibiotika gekommen sei. Diese These stützte der Vertreter des Robert-Koch-Instituts, der auf eine Tagung der Weltgesundheitsorganisation im Oktober 1997 in Berlin verwies, bei der die Experten zu dem Ergebnis gekommen seien, der Einsatz der Antibiotika in der Veterinärmedizin fördere die Bildung neuer Resistenzen und könne auch den Menschen erreichen. Es müsse jedoch klar unterschieden werden zwischen dem Einsatz leistungsfördernder Zusatzmittel in der Tierhaltung und der Verwendung von Antibiotika zu Therapiezwecken in der Tiermedizin.
Im übrigen komme es bei der Tierhaltung vor allem auf die Hygiene an. Dies unterstützte auch der Vertreter der Bundestierärztekammer, der ergänzend hinzufügte, bei der Bewertung, inwieweit Antibiotika leistungsfördernd wirken, hätten die Tierärzte eine andere Auffassung als die Industrie, die einen größeren Nutzeffekt in dem Einsatz sehe.
Der Bundesverband für Tiergesundheit gab zu bedenken, daß bei einem humanmedizinischen Vorbehalt die Antibiotikaforschung für Tiere zum Erliegen komme. Im übrigen habe eine mit 1.000 Proben sehr groß angelegte Vergleichsstudie von Geflügel, Schwein und Mensch keinen Hinweis auf eine Genverwandtschaft der analysierten Isolate ergeben.
Ablehnend gegenüber dem SPD-Anliegen zeigte sich auch die Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierernährung. Leistungsförderer seien Futterzusatzstoffe und keine Arzneimittel. Es gebe eine sehr strenge EU-Richtlinie dazu und grundsätzlich nur firmeneigene Zulassungen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9802/9802033b
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