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07/2002
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Treffpunkt

Reis mit Vanillesoße? Warum nicht!

Detail Kasino
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Detail Kasino

Das Kasino im Jakob-Kaiser-Haus wird auch von vielen Abgeordneten geschätzt. Eine gute Mahlzeit ist manchmal das beste Mittel gegen Stress und ein kleiner Trost in politisch aufregenden Zeiten.

Die Kantine im Jakob-Kaiser-Haus heißt Kasino. Vielleicht gefiel das Wort dem Betreiber besser, obwohl es wahlweise etwas Militärisches oder Verruchtes hat. 560 Sitzplätze stehen zur Verfügung. Bei dieser Größe vermutet mancher Wartesaalästhetik. Weit gefehlt. Die Kantine ist transparent durch zwei gläserne Innenhöfe, in denen Ginkgo und Bambus wachsen, und durch eine gläserne Decke, die den Himmel freigibt. Bei starkem Regen ist das eine spektakuläre Angelegenheit.

Es gibt drei Kassen, ein Laufband für das schmutzige Geschirr, eine Eistruhe und die langen Buffets, auf denen die Speisen angerichtet sind. An jedem Vormittag füllen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kasinos die stählernen Behälter, Regale und Vitrinen mit Salaten, Desserts, Beilagen, Fleisch, Gemüse, Suppen und Getränken.

In Sitzungswochen werden in der großen Küche täglich rund 1.200 Essensportionen zubereitet. Die Logistik dafür ist zu bewundern, denn hier werden nicht etwa drei Tagesgerichte gekocht, die dann in immer gleicher Art und Weise auf die Teller kommen. Jede und jeder kann sich an den Buffets das Essen zusammenstellen. Selbst wenn jemand gern Reis mit Vanillesoße und Fingermöhrchen äße, könnte dieser Wunsch erfüllt werden.

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Heidi Wright

Heidi Wright

Die SPD-Abgeordnete Heidi Wright ist auf dem Land groß geworden. Freitags gab es dort oft Kartäuserklöße, andernorts als Arme Ritter bekannt. Die liebt sie noch heute, zumal bei diesem Gericht nicht die Gefahr besteht, dass irgendein Tier zu Schaden kommt. In Sitzungswochen, gesteht sie, lebe sie eher spartanisch. "Da ist oft die Not bei mir Küchenmeister. Einfach aus Zeitmangel." Aber hin und wieder ein Gang in die Kantine ist schon drin.

Das Angebot an vegetarischen Gerichten, Salaten und Obst findet sie verlockend. "Wenn ich allerdings richtig im Stress bin, dann suche ich mir einen möglichst ruhigen Ort, um innezuhalten und Leib und Seele wieder zusammenzubekommen. Aber was hier so auf die Tische gezaubert wird, findet meine Hochachtung. Ich weiß als Mutter von vier Kindern, wie anstrengend es ist und wie viel Logistik es erfordert, für viele Personen Essen zu machen."

Arme Ritter

Altbackene Brötchen, Eier, Zucker, Milch, Butter, Zimtzucker. Rinde der Brötchen reiben, Eier trennen, Eigelb mit Zucker verrühren und Milch auffüllen, Brösel mit Eiweiß verrühren, abgeriebene Brötchen halbieren und in die Eiermilch tauchen, in eine Schüssel schichten, mit dem Bröselgemisch übergießen, mit Butter bestreichen, backen. Schmeckt mit Vanillesoße.

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Martina Krogmann

Martina Krogmann

Es gibt Situationen im Leben, die verlangen der CDU/CSU-Abgeordneten Martina Krogmann Selbstbeherrschung ab. Das große Magenknurren jeden Tag um kurz nach zwölf zum Beispiel – immer eine Strafe für das weggelassene Frühstück. Noch schwieriger ist der manchmal auftretende nächtliche Hunger angesichts eines möglicherweise gut gefüllten Kühlschrankes. Wenn es nicht so aufwendig wäre, machte sich Martina Krogmann dann vielleicht Pfannkuchen mit Nutella oben drauf, die sie sehr mag. Mittags und in der Kantine, wenn sie es denn schafft, dorthin zu gehen, bevorzugt sie allerdings Salat. Die Müdigkeit nach einem Drei-Gänge-Menü ist ganz und gar nicht, was sie an arbeitsreichen Tagen braucht. Kantinen, vor allem aber Mensen sind der Abgeordneten aus ihren Studienjahren noch wohl bekannt. Die guten Köche in der Kantine des Bundestages werden wahrscheinlich nie in den Genuss kommen, Martina Krogmann beim Essen mal über die Stränge schlagen zu sehen. Das tut sie in freien Zeiten. Und dann kann es passieren, dass sie erst einen Schweinebraten mit Knödeln isst und danach noch Bananensplit bestellt.

Pfannkuchen mit Nutella

Auszugsmehl, Eier, Milch, dicke Sahne, Zucker, Salz, halb geschmolzene Butter, bittere Mandeln, Vanillezucker. Mehl sieben und mit Eigelb, Milch, Sahne, Zucker, Salz und der zu einer Creme gerührten Butter vermischen. Mandeln zerstoßen, Teig damit aromatisieren, Vanillezucker hinzufügen. Zwei Stunden stehen lassen, dann die zu steifem Schnee geschlagenen Eiweiß unterheben. In kleiner Pfanne backen. Mit Konfitüre oder Nutella bestreichen.

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Irmingard Schewe-Gerigk

Irmingard Schewe-Gerigk

Für die Abgeordnete Irmingard Schewe-Gerigk von Bündnis 90/Die Grünen stand in Kindertagen Möhreneintopf in den Charts ganz oben. Heute kocht sie selbst leidenschaftlich gern und bevorzugt italienische Küche. Auch mit dieser Vorliebe ist sie in der Kantine gut aufgehoben. "Ich esse mit den Augen, darum lese ich auch nicht vorher die Speisekarte, sondern entscheide an den Buffets. Oft nur Salat oder Gemüse. Vielleicht ist die Atmosphäre etwas zu kühl für meinen Geschmack, aber Funktionalität ist ja in einer Kantine wichtig." Die große Küche der Kantine hat zwar keinen Terrakottaboden, erinnert die Hobbyköchin aber dennoch an Urlaub. Eine Woche mit der Familie – mindestens fünfzehn Personen – in Italien sei für sie ein absolutes Muss, erzählt sie. Da werde gekocht, was die üppige Natur Italiens so hergibt. Vier Gänge würden es meist, das sei aber kein Problem, denn das Küchenteam wechsle täglich. "Immer ist es gesellig und fröhlich. Weine werden beim Kochen vorgekostet."

Möhreneintopf

Möhren, Zwiebeln, Gewürznelken, Lorbeerblätter, Salz, gemahlener Pfeffer, Kartoffeln, Petersilie, magerer Schweinebauch. Fleisch kochen, Zwiebeln mit Nelken bestecken und mit Lorbeer, Salz und Pfeffer zum Fleisch geben, eine Stunde köcheln lassen, Möhren und Kartoffeln geschnitten hinzufügen, weitere fünfzehn Minuten garen, Fleisch in Würfel schneiden und wieder dazu geben, Petersilie hacken und Eintopf damit bestreuen.

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Jürgen Koppelin

Jürgen Koppelin

Das Gericht "Tom Ka Gai" findet man auf der Homepage des FDP-Abgeordneten Jürgen Koppelin. Er liebt die thailändische Küche. Deshalb geht er gern in die Kantine, denn hier bekommt man Essen aus dem Wok. Was ihm noch gefällt: "Man kann sich das Essen selbst zusammenstellen, in angenehmer Atmosphäre mit anderen zusammensitzen und reden, die Preise sind real und nicht subventioniert, das Zahlen mit der Chipkarte vereinfacht die ganze Sache, und man ist für kurze Zeit raus aus dem Stress und der Hektik."

Jürgen Koppelin nutzt gern die Gelegenheit, mit seinen Büromitarbeitern essen zu gehen, so kann man auch einmal über anderes als Arbeit sprechen. Das braucht der Mensch ebenso wie die Möglichkeit, einfach mal für ein paar Minuten dazusitzen und das Treiben an einem solchen Ort zu beobachten.

Der kleine Wermutstropfen: "Mittagessen macht ja oft auch ein bisschen müde. Es wäre besser, mehrere kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Aber wer schafft das schon in Sitzungswochen." Ausgleich ist, zu Hause thailändisch kochen. Das kann er, der Abgeordnete Koppelin.

Tom Ka Gai

Kokosmilch, Hühnerbrustfilet, Wasser, Fischsoße, Zitronensaft, Koriander, Gargant, rote Zwiebeln, Zitronengras, Tom-Ka-Paste. Kokosmilch zum Kochen bringen, Koriander, Zwiebeln, Gargant, Zitronengras dazugeben, anschließend das Hühnerfleisch und die Tom-Ka-Paste. Kochen lassen bis das Fleisch gar ist, Wasser dazufügen, dann schmoren lassen. Noch eine Tasse Kokosmilch, wieder leicht kochen lassen, mit Fischsoße und Zitronensaft nach Geschmack würzen. Sofort servieren.

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Täve Schur

Täve Schur

Täve Schur von der PDS-Fraktion ist fürwahr ein Verfechter gesunder Ernährung, aber süßen Sachen nicht abhold. Holundersuppe hat er schon als Kind sehr gemocht, ebenso wie Milchreis und Griesbrei mit Pflaumenmus. So betrachtet, muss die Kantine für ihn ein Eldorado sein, zumal man die Größe der Portionen selbst bestimmen kann. "Große Portionen sind mir ein Gräuel, wir müssen ja sehr viel sitzen, da kann es nur ungesund sein, sich einmal am Tag eine riesige Portion einzuverleiben." An dieser Stelle schweift Schur ab, um über körperliches Wohlbefinden, sportliche Betätigung, Sitzfleisch, Stehvermögen und Laufübungen zu reden. Das Angebot in der Kantine findet der Abgeordnete ausgewogen. Eine Augenweide ist es sowieso. Trotzdem lässt Täve Schur seine Fantasie für einen Moment spielen und schwärmt von den Vorteilen, die ein Ernährungsberater speziell für Abgeordnete brächte. Schurs Rat: "Gesund und regelmäßig essen und den Körper in Schwung bringen." Holundersuppe ist aber auf jeden Fall gestattet.

Holundersuppe

Holundersaft, Gewürznelke, Zimtrinde, Zitronenschale, Rum, Zucker, Apfel, Pflaumen, Maismehl, süße Sahne, Eiweiß, Milch. Holundersaft mit Gewürzen, Rum und Zucker aufkochen, Obst hinzugeben und weichkochen, durch ein Sieb streichen, erneut aufkochen, mit süßer Sahne und Maismehl eindicken. Kalt servieren und mit Eischnee garnieren.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2002/bp0207/0207033a
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