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Prof. D. Dr. Eugen Gerstenmaier (CDU/CSU)

Bundestagspräsident vom 16.11.1954 bis 31.01.1969

Gerstenmaier, am 25.08.1906 in Kirchheim/Teck (Württemberg) als Sohn eines Betriebsleiters geboren, war der älteste von acht Geschwistern. Zunächst kaufmännischer Angestellter, holte er dann das Abitur nach und studierte Philosophie, Germanistik und evangelische Theologie (1935 Lizenziat). Er habilitierte sich in Rostock, doch wurde ihm von den Machthabern eine akademische Tätigkeit "wegen öffentlicher Kritik am Nationalsozialismus" verweigert. Gerstenmaier schloss sich der Bekennenden Kirche an und war im kirchlichen Außenamt der evangelischen Kirche in Berlin tätig. Während des Krieges schloss sich Gerstenmaier dem Kreisauer Kreis um Graf Moltke an und wurde von einem NS-Gericht zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Befreiung durch S-amerikanische Truppen am 14.04.1945, engagierte er sich in Stuttgart mit amerikanischer Unterstützung um den Aufbau des "Evangelischen Hilfswerkes", mit dessen Leitung ihn die Kirche betraute.

1949 wurde Eugen Gerstenmaier für die CDU in den Bundestag gewählt, wo er nach dem Tode von Ehlers 1954 zum Bundestagspräsidenten gewählt wurde. Auch der dritte, vierte und fünfte Bundestag hat ihn in diesem Amt bestätigt.

Neun Plenarsitzungen berief er zwischen 1955 und 1965 in Berlin (West) ein, was scharfe Proteste der DDR und der Sowjets hervorrief. Zu den auf Gerstenmaier zurückgehenden Reformen im Bundestag gehört die Einführung der Aktuellen Stunde. Das Bonner Abgeordnetenhochhaus, das während dieser Zeit entstand, wird noch heute im Volksmund nach ihm "Langer Eugen" genannt. Auch politische Gegner schätzten Gerstenmaier als den gescheitesten Analytikern der Zeitgeschichte und zu den gebildetsten Politikern, die in der Bundesrepublik ein hohes Staatsamt bekleidet haben. Während seiner über 14-jährigen Präsidentenzeit hat er entscheidend dazu beigetragen, das Parlament im Bewusstsein der Bürger zu verankern und dessen Ansehen zu festigen. Deshalb entbehrte es nicht der Tragik, dass ihn 1969 eine wachsende Missstimmung, die er durch sein Verhalten in seinem eigenen Wiedergutmachungsverfahren hervorgerufen hatte, zur Demission zwang. Gerstenmaier, der nach 1969 nicht mehr für den Bundestag kandidiert hatte, übernahm 1977 den Vorsitz der neu gegründeten Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages e. V. 1981 legte er seinen umfangreichen "Lebensbericht" unter dem Titel "Streit und Friede hat seine Zeit" vor. Er starb nach längerer Krankheit mit 79 Jahren am 13.03.1986 in Oberwinter bei Bonn.

Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/praesidium/btpraes/gersten
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