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Nicolette Kressl, SPD
Die jungen Menschen in Deutschland sind keineswegs familien- oder kinderfeindlich. Das wird klar, wenn man neben der Geburtenstatistik auch die Studien und Befragungen zu den vorhandenen Kinderwünschen betrachtet. Ganz offensichtlich bekommen wir aber die Kinder nicht, die wir uns eigentlich doch wünschen. Woran liegt das – und was kann die Politik dagegen tun? Um diese Fragen sollten wir uns kümmern und nicht nach bevölkerungspolitischen Antworten auf die wirtschaftlichen und sozialen Fragen unserer Zeit suchen.
Dass Familien finanzielle Unterstützung brauchen, ist lange bekannt. Hier ist vieles geschehen – allein seit 1998 sind die direkten Leistungen für Familien um rund die Hälfte auf jetzt 60 Milliarden Euro erhöht worden, fast 35 Milliarden Euro entfallen davon auf das Kindergeld. Damit liegen wir im europäischen Vergleich weit vorn.
Viel zu lange vernachlässigt wurden hingegen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Den Ausbau von Betreuungsangeboten haben die Regierungsfraktionen als wichtigen staatlichen Beitrag inzwischen auf den Weg gebracht. Um die vielfältigen Aspekte des Vereinbarkeitsproblems zu lösen, müssen aber auch andere Akteure mitwirken – zum Beispiel die Unternehmen und Tarifparteien. Genau darum geht es bei der „Allianz für Familie“ und den vielen „Lokalen Bündnissen für Familie“, die in den letzten Monaten an vielen Orten in Deutschland entstanden sind.
Darüber hinaus müssen wir den potentiellen Müttern und Vätern mehr Sicherheit bieten, dass Elternschaft nicht automatisch Karriereverzicht bedeutet. Bessere Anreize für Väter, sich an der Elternzeit zu beteiligen, ausdrückliche Stellenangebote für (Wieder-)Einsteiger und Einsteigerinnen, oder Dual-Career-Angebote, die dafür sorgen, dass junge Paare in der Berufseinstiegsphase nicht jahrelang räumlich getrennt leben müssen, wären gute Signale in diese Richtung.
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 29. Juni 2005
E-Mail:
nicolette.kressl@bundestag.de
Webseite:
www.kressl.de