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Für Annette Widmann-Mauz wird Frauenpolitik auch dort gemacht, wo sie nicht vordergründig zu erkennen ist, aber tief greifende Auswirkungen für Frauen hat.
Das Schlüsselerlebnis, das Annette Widmann-Mauz in die Politik brachte? "Der Einmarsch der Sowjets in Afghanistan", erinnert sich die heute 37-Jährige. Das löste in ihrem Familien- und Freundeskreis intensive Diskussionen darüber aus, was uns Frieden bedeutet, was uns Freiheit wert ist. Damals lag ihr persönliches Spektrum zwischen CDU und Grünen. Das Konzept von "Frieden schaffen mit immer weniger Waffen" überzeugte sie dann: Schnell gab es den ersten Kontakt zur Jungen Union.
Dort waren zwar schon viele weibliche Mitglieder - weniger jedoch in gestaltenden Führungspositionen. Aber für Widmann-Mauz stand von Anfang an fest: "Wenn schon dabei, dann richtig." Diese Einstellung fiel im Laufe der folgenden Jahre immer wieder positiv auf in einem Klima, in dem sich die verschiedensten Parteiorganisationen mit dem Gedanken anfreundeten, mehr Politik gemeinsam mit Frauen zu machen. "Ich war immer die Jüngste. Entweder habe ich den traditionellen ‚Frauenplatz' eingenommen oder aber bin einer älteren Frau im Vorstand an die Seite getreten." Bereits Mitte der Achtzigerjahre machte sie mit der Arbeit auf der Landesebene Bekanntschaft, arbeitete dort in einem neu geschaffenen Arbeitskreis "Frauenpolitik" mit und wurde als erste Frau stellvertretende Landesvorsitzende der baden-württembergischen Jungen Union. Parallel traf sie auch in der CDU und in der Frauen-Union auf offene Arme, arbeitete mit anderen Frauengenerationen gemeinsam daran, "die Partei mehr und mehr für die unterschiedlichen weiblichen Biografien zu öffnen". Und sie erkannte: Man kann sich leidenschaftlich für politische Inhalte einsetzen - mehr Erfolg mit der Umsetzung hat, wer auch über die entsprechenden Positionen und Hausmacht verfügt. Und so ging es weiter: 1997 mit dem Landesvorsitz der Frauen- Union, 1998 mit dem Einzug in den Bundestag und 2003 mit dem stellvertretenden CDU-Landesvorsitz in Baden-Württemberg.
„Solange wir Frauen in der Minderheit sind, fallen wir auf, wenn wir irgendwo hinzukommen. Aber wir sind längst nicht mehr bloß die Bereicherung einer kameradschaftlichen Truppe, wir werden als kompetente Partnerinnen und auch als echte Konkurrenz wahrgenommen.“
Der Einzug in den Bundestag klappte auf Anhieb. Und wie ihr, gelang dies einer ganzen Gruppe junger Frauen, die sich in der neuen CDU/CSU-Fraktion wiederfanden. Freundlich und freundschaftlich sei die Aufnahme gewesen. Widmann-Mauz wurde Chefin der Gruppe der Frauen und gesundheitspolitische Sprecherin in der CDU/CSU-Fraktion und war so kraft Amtes sogleich auch Mitglied des Fraktionsvorstandes.
Über diese Gruppenorganisation bleibt der Blick für frauenrelevante Aspekte der verschiedensten Politikbereiche erhalten. Nicht nur in ihrem ureigenen Betätigungsfeld, der Gesundheits- und Sozialpolitik, sondern auch dort, wo Frauenpolitik zunächst nicht vordergründig zu erkennen ist, gesetzliche Regelungen aber tiefgreifende Auswirkungen für Frauen haben. Und so sieht sich Widmann- Mauz als Transmissionsriemen für Frauenbelange im Bundestag, als Sprachrohr von Fraueninteressen in der Fraktion. Und das doppelt: "Es geht um Inhalte, Positionen und um Machtpositionen."
Und wie lebt es sich mit einer Heimat in Tübingen und einer Aufgabe in Berlin? "Bei dieser räumlichen Distanz kann man nicht mal eben abends nach Hause." Wichtigste Voraussetzung: "Der Partner muss hundertprozentig hinter der Sache und zu einem stehen." Die Abgeordnete ist kinderlos. Und manchmal hat sie das Gefühl, ihr Leben "nahezu komplett den Wählern zur Verfügung zu stellen". Aber auch der Kinderwunsch hat sich nicht erledigt. Wenn er sich denn einmal erfülle, werde sich das sicher auch organisieren lassen. Für Wickelmöglichkeiten im Bundestag und einen besseren Zugang für Kinder von Abgeordneten zur Kindertagesstätte des Bundestages hat sie sich jedenfalls bereits eingesetzt. Und sie will weiter daran arbeiten, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch für Abgeordnete gelten kann und nicht nur ein Programm für andere ist.
annette.widmann-mauz@bundestag.de
www.widmann-mauz.de
Text: Gregor Mayntz
Fotos: Deutscher Bundestag