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Der Testlauf ist so spektakulär, dass kleine und große Menschenansammlungen vor der Ostfassade des Paul-Löbe-Hauses entstehen. Alles, weil ein Gekko an der Glasfassade klebt und sich mit leisen Plopplauten nach oben arbeitet.
Seine zwölf Füße, die wie Saugnäpfe wirken und einzeln gesteuert werden können, arbeiten unermüdlich. Die Befehlsgewalt hat ein Mann im knallroten Overall, der die funkgesteuerte Fernbedienung beherrscht. Wahrscheinlich wird er von allen männlichen Zuschauern und den Kindern sowieso schwer beneidet. Selbst Putzen macht Spaß, wenn der Spieltrieb befriedigt ist.
Mit dem Gekko will der Bundestag eine ganz und gar neu entwickelte Putzhilfe ausprobieren. Wenn sie gute Dienste leisten kann, wird sie sicher in den Parlamentsbauten zum Einsatz kommen.
Der Reinigungsroboter für senkrechte Glasfassaden hat seinen Namen nicht von ungefähr. Schließlich können seine Vorbilder in der Natur, was er dank kluger Erfinder und Entwickler auch schafft: mit Hilfe von Haftpolstern, mit denen die Füße bestückt sind, sogar an überhängenden Glasscheiben Halt finden. Lebende Geckos gelten als Glücksbringer, und wer sie im Haus hat, zeigt sich gern gastfreundlich, um sie zum Bleiben zu bewegen.
Der „Gekko III Plus“, so der richtige Name für die neue technische Putzhilfe, kann bis zu 240 Quadratmeter Glas pro Stunde reinigen. Im Paul-Löbe-Haus mit rund 108.000 Quadratmetern Glasfläche wäre das also eine große Hilfe. Zumal das Gerät wendig ist und ohne Halterung am Gebäude auskommt. Absperrungen müssen nicht mehr sein, und ab fünf Grad plus Scheibentemperatur kann der Putzroboter bei Wind und Wetter eingesetzt werden und dabei Rahmen bis zu vier Zentimeter Tiefe überwinden.
Gereinigt wird mit einer Kombination aus Trockeneis und einem speziellen Reinigungsmittel. Nach dem Aufprall auf der Scheibe geht das Trockeneis in den gasförmigen Zustand über, es entstehen also auch keine Wasserflecken mehr – nicht am Glas und nicht auf dem Boden. Während der Gekko sich am Fenster nach oben arbeitet, sorgt eine „Pipeline“, die mit dem Vorratsbehälter verbunden ist, für Nachschub an Reinigungsmitteln.
Den besten Blick auf das nicht allzu große technische Wunder haben die, die im Innern des Hauses stehen. Sie können sehen, wie die 22 Saugnäpfe gesteuert werden, wie sie, auf zwei halbrunden Schienen laufend, für festen Halt und alle gewünschten Richtungsänderungen sorgen. Und jedes Mal, wenn sich ein Fuß vom Glas löst, gibt es dieses lustige kleine Geräusch. Plopp macht es dann, als ahmte jemand mit dem Mund das Öffnen einer Flasche nach. Das bringt selbst ausgewachsene Männer zum Lächeln.
Text: Kathrin Gerlof
Fotos: studio kohlmeier
Erschienen am 18. April 2005