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Mai 04/1999
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50 JAHRE DEUTSCHE VERFASSUNG

Thierse sprach zu Aktion "Es ist Dein Grundgesetz"

(bn) Anläßlich der Eröffnung der Aktion "Es ist Dein Grundgesetz. Nimm es beim Wort und mische Dich ein" der "Aktion Gemeinsinn e.V." am 20. April 1999 in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn hielt Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (Foto) folgende kurze Ansprache (in Auszügen):

"Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wird 50. Es hat sich in diesem halben Jahrhundert als Fundament einer stabilen Demokratie bewährt.

Noch nie zuvor ist es in Deutschland gelungen, eine pluralistische, auf die individuelle Freiheit und auf die Menschenwürde gegründete politische Ordnung zu etablieren. Natürlich ist diese Stabilität einerseits dem Grundgesetz selbst zu verdanken, das offenbar überzeugende Lehren aus der deutschen und europäischen Geschichte gezogen hat. Der glückliche Umstand, daß diese fünf Jahrzehnte auch Jahre wachsenden Wohlstands und der Abwesenheit europäischer Kriege waren, dürfte wesentlich für die Stabilität der deutschen Demokratie sein. Andererseits aber lebt gerade eine pluralistische Ordnung, eine Ordnung des Streitens, vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die auch das Gemeinsame, das Verbindende erkennen und betonen.

Eine Gesellschaft zusammenzuhalten, gelingt nur auf zwei Wegen: auf dem Weg der Unterdrückung oder dem des Kompromisses. Die Aktion Gemeinsinn, acht Jahre jünger als das Grundgesetz, hat sich zum Ziel gesetzt, jenseits des tagespolitischen Streits, die Elemente unserer politischen Ordnung, die Grundwerte unserer Verfassung zu fördern, die die Gesellschaft zusammenhalten.

Man muß Zusammenhalt ständig neu stiften. Das ist nicht allein Aufgabe der Politik. Dazu brauchen wir Bürgerinnen und Bürger, die sich jenseits der im engeren Sinne politischen Institutionen dieser Aufgabe stellen.

Das Grundgesetz beschreibt den Konsens der Demokraten. Es bildet Fundament und Rahmen für unseren Streit um das Gemeinwohl. Gemeinwohl ist, wie Gerechtigkeit, nichts Statisches. Gemeinwohl ist das, was über die privaten Interessen und über die Interessen einzelner gesellschaftlicher Gruppen hinaus für das Wohlergehen notwendig ist. Was das ist, muß immer wieder neu herausgefunden werden. Es unterliegt dem Wandel der Möglichkeiten und Anschauungen."

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9904/9904055a
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